DAS ZAUBERPULVER
DAS ZAUBERPULVER
DAS ZAUBERPULVER
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
GEGEN DEN FEIND<br />
Enkin Fled, Urfins Statthalter im Lande der Zwinkerer, war ein kleiner dicker Mann mit<br />
rotem struppigem Haar. Er war mit einem Zug violetter Soldaten unter Führung von<br />
Unteroffizier Elved in das Land eingefallen und hatte es leicht erobert, denn die Zwinkerer<br />
waren zwar großartige Schmiede und Schlosser, besaßen aber noch weniger Kampfgeist<br />
als die Käuer.<br />
Nach der Einnahme des Violetten Schlosses jagte Enkin die Dienerschaft fort, die schon zu<br />
Bastindas Zeiten dort gewesen war, und behielt nur die Köchin Fregosa, die schmackhafte<br />
Speisen zu bereiten verstand, was dem Statthalter sehr gefiel, da er gern viel und gut aß.<br />
Im Lande der Zwinkerer überkam Fled plötzlich eine unbezwingbare Gier nach Waffen.<br />
Wenn er einen Dolch oder einen Degen sah, begannen seine Augen fiebrig zu glänzen.<br />
Nachdem Einzug in das Violette Schloß befahl er den Landesbewohnern, alle Schwerter,<br />
Dolche und Messer, selbst die Küchenmesser, bei ihm abzugeben. Zu diesem Befehl<br />
veranlaßte ihn auch der Umstand, daß er einen Auf stand befürchtete und das Volk daher<br />
entwaffnen wollte.<br />
Die Zwinkerer besaßen keine Schwerter. Unter den abgelieferten Gegenständen fand Enkin<br />
Fled aber zwei alte Dolche, die ihn durch den Glanz der Klingen und die kunstreich<br />
geschnitzten Griffe entzückten. Der Statthalter bestellte die besten Schmiede des Landes zu<br />
sich.<br />
„Woher kommt das?" fragte er sie und zeigte auf die Dolche.<br />
„Sie sind aus alten Zeiten, als noch in unserem Lande Kriege geführt wurden", erwiderte<br />
der Älteste der Schmiede.<br />
„Könnt ihr solche Dolche machen?"<br />
„Wir sind schon mit viel schwierigeren Arbeiten fertig geworden", erwiderte der Meister.<br />
„Wir haben unseren Herrscher, den Herrn Holzfäller, repariert, obwohl er einen sehr<br />
komplizierten Mechanismus hat. Aber wozu braucht Ihr denn Dolche, Fleisch läßt sich ja<br />
viel besser mit einem Küchenmesser schneiden?"<br />
Enkin Fled duldete jedoch keinen Widerspruch.<br />
„Mund halten!" schrie er und trampelte mit den Füßen, worüber die erschrockenen<br />
Zwinkerer noch schneller mit den Lidern zwinkerten. „Ihr macht mir fünf, nein, zehn<br />
solcher Dolche, und daß mir jeder ein anderes Schnitzmuster hat! Ich geb euch eine Woche<br />
Frist. Wenn ihr's bis dahin nicht schafft, sollt ihr mich kennenlernen!"<br />
Die Schmiede legten alle anderen Arbeiten beiseite und brachten zum Termin die Dolche<br />
ins Schloß. Fled hing sie an die Wand in der großen Schloßhalle auf einen Teppich und<br />
ergötzte sich an dem Anblick. Dann sagte er sich aber, daß mehr Dolche das Bild noch viel<br />
eindrucksvoller machen würden.<br />
Von jenem Tag an gab er den Schmieden keine Ruhe. Sie durften nichts anderes tun, als<br />
Dolche, Schwerter, Säbel und Degen herstellen . . .<br />
Der Statthalter verbrachte ganze Tage in der Halle, wo er seine Waffensammlung ständig<br />
neu ordnete . . .