DAS ZAUBERPULVER
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Um die Unteroffiziere von den Gemeinen zu unterscheiden, gab Urfin ihnen Eigennamen:<br />
Arum, Befar, Watis, Giton und Daruk. Als die Ausbildung zu Ende war, traten sie mit<br />
wichtiger Miene vor die Soldaten hin und ließen die Knüppel auf deren Rücken tanzen.<br />
Wegen ungenügenden Eifers im Dienst, wie sie sagten.<br />
Die Soldaten verspürten keinen Schmerz, schauten aber betrübt auf die Spuren, die die<br />
Hiebe auf ihren glattgehobelten Körpern hinterlassen hatten.<br />
Urfin übertrug Meister Petz die Aufsicht über die Holzarmee, nahm Material und<br />
Werkzeug zur Hand, schloß sich im Haus ein und begann an dem Palisandergeneral zu<br />
arbeiten. Er werkte mit großer Sorgfalt an der Gestalt des Befehlshabers, der Urfins<br />
Holzsoldaten in den Kampf führen sollte.<br />
Für einen einfachen Soldaten hatte Urfin drei Tage gebraucht, die Arbeit am General<br />
dauerte volle zwei Wochen. Der war aber auch wirklich gelungen: Brust, Arme und Beine,<br />
Kopf und Gesicht waren mit schönen, bunten Mustern verziert, und der ganze Körper war<br />
auf Hochglanz poliert.<br />
Urfin gab seinem General den Namen Lan Pirot.<br />
Lan Pirot hatte ein grimmiges Gesicht und einen ungewöhnlich bösen und zänkischen<br />
Charakter. Einmal versuchte er sogar, seinem Meister zu trotzen, aber Urfin trieb ihm den<br />
Dünkel aus und zeigte ihm, wer von ihnen der Herr ist. Übrigens tröstete sich Lan Pirot, als<br />
er erfuhr, daß ihm fünf Unteroffiziere und zunächst fünfzig, später aber noch mehr<br />
Soldaten unterstehen würden.<br />
Während Lan Pirot unter Urfins Anleitung das Waffenhandwerk meisterte und sich<br />
Generalsmanieren aneignete, arbeiteten die unermüdlichen hölzernen Gehilfen Tag und<br />
Nacht in der Werkstätte.<br />
Eines Tages traten Urfin und der prunkvolle General vor die versammelte Mannschaft der<br />
Holzköpfe, die vor dem stattlichen Befehlshaber in Ehrfurcht erbebten.<br />
Der General inspizierte die Armee und schimpfte gewaltig über ihre mangelhafte Haltung.<br />
„Ich werd euch militärischen Schneid noch beibringen!" brüllte er mit heiserer<br />
Befehlsstimme. „Ihr sollt bei mir lernen, was Zucht und Ordnung ist!"<br />
Dabei fuchtelte er mit seiner Keule, die dreimal so schwer war wie der Knüppel eines<br />
Unteroffiziers und mit einem Hieb jeden Holzkopf zertrümmern konnte.<br />
Lan Pirot ließ die Armee viele Stunden täglich exerzieren,<br />
während Urfin ihre Stärke schnell vergrößerte.<br />
Die Energie, mit der Urfin seine Holzarmee schuf, machte auf die Eule Eindruck.<br />
Die Schlaue begriff, daß der Tischler auch ohne ihre Dienste auskommen würde. Da sie bei<br />
ihm ein sattes und sorgenloses Leben führte und das zu schätzen wußte, hörte sie mit ihren<br />
Sticheleien auf und nannte Urfin nun immer öfter „mein Gebieter". Das gefiel dem<br />
Tischler, und bald stellte sich zwischen ihnen ein gutes Einvernehmen her.<br />
Meister Petz' Begeisterung war grenzenlos, als er die Wunder seines Herrn sah. Er forderte,<br />
daß alle Holzköpfe ihm die größte Ehre erweisen.<br />
Einmal stand Lan Pirot bei Urfins Erscheinen nicht schnell genug auf und verneigte sich<br />
nicht tief genug. Dafür verpasste ihm der Bär mit seiner mächtigen Tatze eine solche<br />
Ohrfeige, daß der General sich mehrmals überschlug. Zum Glück sahen es die Soldaten<br />
nicht, so daß die Autorität des Generals nicht litt, was man allerdings von seinen Rippen