23.12.2012 Aufrufe

DAS ZAUBERPULVER

DAS ZAUBERPULVER

DAS ZAUBERPULVER

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

„Verehrtester Herr Statthalter!" sagte er leise. „Hört uns auch niemand? Ich will Euch<br />

nämlich ein großes Geheimnis verraten!"<br />

„Sprich!"<br />

„Ich habe herausbekommen, daß ein reicher Kaufmann einen Sack mit Gold in seinem<br />

Haus versteckt hält . . ."<br />

Kabr Gwins Augen funkelten gierig.<br />

„Wo wohnt der Kaufmann?"<br />

„Verehrter Herr, für die Anzeige gebührt mir aber der zehnte Teil . . ."<br />

„Den sollst du haben", knurrte Kabr. „Morgen führst du uns in das Haus."<br />

„Verehrter Herr Statthalter, der besagte Kaufmann beabsichtigt, den Schatz heute nacht im<br />

Wald zu vergraben..."<br />

„So? Dann gehen wir gleich hin."<br />

Binnen wenigen Minuten war ein Zug Soldaten zusammengestellt, der sich in folgender<br />

Ordnung bewegte: Vornan der Unteroffizier, der den Käuer fest bei der Hand hielt, hinter<br />

ihm die Holzköpfe und als letzter der Statthalter.<br />

Nach einer halben Stunde bog der Zug von der Landstraße auf einen schmalen Pfad ab, wo<br />

man nur hintereinander gehen konnte, und kam an einen schmalen Fluß, über den ein<br />

Baumstamm gelegt war. Der Unteroffizier ließ den Käuer vorangehen. Am anderen Ufer<br />

machte der Pfad eine scharfe Biegung nach rechts und fiel dann steil zu einer Wiese ab, die<br />

von Bäumen umstanden war.<br />

Obwohl der Baumstamm sehr schlüpfrig war, lief der Käuer schnell hinüber, während der<br />

Unteroffizier vorsichtig einen Holzfuß vor den anderen setzte. Als er auf die Wiese kam,<br />

war der Käuer verschwunden. Er öffnete schon den Mund, um ihn zu rufen, da schoß aus<br />

dem Gebüsch das Lasso hervor, legte sich dem Unteroffizier um den Kopf und riß ihn zu<br />

Boden. Der Mann kugelte die Böschung hinab, wobei er seinen Säbel verlor.<br />

Im gleichen Augenblick sprangen mehrere Käuer aus den Büschen, packten den Holzkopf<br />

und schleppten ihn in den Wald. Damit das Schellengeläut sie nicht verrate, hatten sie<br />

vorsorglich ihre Hüte abgenommen. Sie gingen so geschickt zu Werke, daß der Unteroffizier<br />

gar nicht dazukam, einen Schrei auszustoßen.<br />

Der Seemann aber hielt bereits ein anderes Lasso bereit, und als der nächste Holzkopf auf<br />

der Wiese erschien, wirbelte es durch die Luft und riß ihn nieder. Bald lag auch er gefesselt<br />

vor den Käuern.<br />

In zehn Minuten war das Unternehmen beendet. Als der ahnungslose Kabr Gwin über den<br />

Baumstamm ging, trat ihm der Seemann entgegen, schaute ihn aus seiner Riesenhöhe<br />

spöttisch an und sagte:<br />

„Ihre Stunde hat geschlagen, Herr ehemaliger Statthalter. Geben Sie mir Ihren Dolch,<br />

damit Sie sich, Gott behüte, aus Versehen nicht in den Finger schneiden!"<br />

Dem Statthalter traten vor Entsetzen die Augen aus den Höhlen.<br />

„Holzköpfe! Hilfe! Hilfe!" schrie er gellend.<br />

„Sie können sich das Geschrei ersparen. Ihre Soldaten sind gefangen."<br />

Kabr sah, daß jeder Widerstand vergeblich war, und fügte sich in sein Schicksal.<br />

Am nächsten Morgen wurde er vor Gericht gestellt. Die Verhandlung fand auf dem Gut<br />

von Prem Kokus statt, der wieder zum Herrscher des Landes eingesetzt worden war. Auf<br />

dem weiten Hof hatten sich Hunderte Männer und Frauen versammelt.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!