DAS ZAUBERPULVER
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widerrief. Er befürchtete nämlich, die Bestien würden sich nach ihrer Wiederbelebung<br />
gegen ihn erheben und ihm Scherereien bereiten, denen er nicht gewachsen wäre.<br />
Vor der zweiten Schlucht blieben die Holzköpfe selber stehen.<br />
Eine Brücke wurde gebaut, und die Armee setzte ihren Weg fort. Dann kam sie auf ein<br />
weites Feld, das Urfin wieder Ärgernisse brachte, die er weder ahnen noch voraussehen<br />
konnte.<br />
Die Holzköpfe hatten in ihrem kurzen Leben sehr wenig Erfahrungen gemacht, und wenn<br />
sie etwas Neues sahen, waren sie verwirrt und wußten nicht, wie sie sich verhalten sollten.<br />
Wären sie an eine dritte Schlucht gekommen, so hätten sie gewiß Vorsicht walten lassen.<br />
Zum Unglück kamen sie aber an einen großen Fluß, den man überqueren mußte, um aus<br />
dem Land der Käuer in die Smaragdenstadt zu gelangen. Bisher hatten die Holzköpf e aber<br />
nur kleine Rinnsale gesehen, über die sie einfach hinwegschritten. General Lan Pirot<br />
glaubte, die glatte Fläche des Flusses sei eine nein Art von Straße, über die es sich bequem<br />
gehen ließe. Noch ehe Urfin einen Gedanken fassen konnte, brüllte der General: „Mir<br />
nach, meine tapferen Soldaten!" und raste, von den gehorsamen Holzköpfen gefolgt, die<br />
Böschung hinunter zum Fluß.<br />
Das Wasser am Ufer war tief, die Strömung reißend. Sie erfaßte den General, die<br />
Unteroffiziere und Soldaten, wirbelte sie herum und warf sie gegeneinander. Vergeblich<br />
rannte Urfin in heller Verzweiflung am Ufer entlang und schrie gellend:<br />
„Halt, Holzköpfe! Halt!"<br />
Die Soldaten gehorchten aber nur den Befehlen ihres Generals, außerdem begriffen sie<br />
nicht, was geschehen war, und stürzten, ein Zug nach dem anderen, ins Wasser.<br />
Nach drei Minuten stand der Eroberer ohne Armee da. Der Fluß hatte alle Soldaten<br />
fortgetragen.<br />
Urfin raufte sich die Haare vor Wut und Verzweiflung.<br />
Da sagte die Eule zu ihm:<br />
„Gräm dich nicht, Gebieter! Ich war in meinen jungen Jahren in dieser Gegend und kann<br />
mich erinnern, daß der Fluß einige Meilen von hier mit Schilf bewachsen ist. Dort werden<br />
unsere Krieger bestimmt steckenbleiben . . ."<br />
Urfin beruhigte sich ein wenig. Er lud das unversehrt gebliebene Tischlerwerkzeug auf<br />
Meister Petz' Rücken und ging das Ufer entlang flußabwärts. Nach anderthalbstündigem<br />
schnellem Marsch kam er an eine Stelle, wo der Fluß breiter und seichter wurde. Im<br />
Wasser zeigte sich Schilfdickicht, in dem sich bunte Punkte bewegten. Urfin atmete<br />
erleichtert auf. Er hatte in den Punkten seine Holzsoldaten erkannt.<br />
Als er Lan Pirot unter ihnen gewahrte, schrie er:<br />
„Hallo, General! Befehlt den Holzköpfen, ans Ufer zu schwimmen!"<br />
„Was bedeutet das, schwimmen?" fragte Lan Pirot.<br />
„Na, meinetwegen könnt ihr waten, wenn's seicht ist."<br />
„Was ist das, waten?"<br />
Urfin spuckte wütend aus und beschloß, ein Floß zu bauen. Die Rettung der Armee nahm<br />
mehr als 24 Stunden in Anspruch. Die Holzsoldaten sahen aber jämmerlich aus: Ihre Farbe<br />
blätterte ab, die vom Wasser gequollenen Arme und Beine bewegten sich kaum.<br />
Eine längere Rast war notwendig. Die Soldaten lagen zugweise, vornean die<br />
Unteroffiziere, am Ufer und trockneten, während Urfin sein großes Floß zimmerte.