23.12.2012 Aufrufe

DAS ZAUBERPULVER

DAS ZAUBERPULVER

DAS ZAUBERPULVER

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

widerrief. Er befürchtete nämlich, die Bestien würden sich nach ihrer Wiederbelebung<br />

gegen ihn erheben und ihm Scherereien bereiten, denen er nicht gewachsen wäre.<br />

Vor der zweiten Schlucht blieben die Holzköpfe selber stehen.<br />

Eine Brücke wurde gebaut, und die Armee setzte ihren Weg fort. Dann kam sie auf ein<br />

weites Feld, das Urfin wieder Ärgernisse brachte, die er weder ahnen noch voraussehen<br />

konnte.<br />

Die Holzköpfe hatten in ihrem kurzen Leben sehr wenig Erfahrungen gemacht, und wenn<br />

sie etwas Neues sahen, waren sie verwirrt und wußten nicht, wie sie sich verhalten sollten.<br />

Wären sie an eine dritte Schlucht gekommen, so hätten sie gewiß Vorsicht walten lassen.<br />

Zum Unglück kamen sie aber an einen großen Fluß, den man überqueren mußte, um aus<br />

dem Land der Käuer in die Smaragdenstadt zu gelangen. Bisher hatten die Holzköpf e aber<br />

nur kleine Rinnsale gesehen, über die sie einfach hinwegschritten. General Lan Pirot<br />

glaubte, die glatte Fläche des Flusses sei eine nein Art von Straße, über die es sich bequem<br />

gehen ließe. Noch ehe Urfin einen Gedanken fassen konnte, brüllte der General: „Mir<br />

nach, meine tapferen Soldaten!" und raste, von den gehorsamen Holzköpfen gefolgt, die<br />

Böschung hinunter zum Fluß.<br />

Das Wasser am Ufer war tief, die Strömung reißend. Sie erfaßte den General, die<br />

Unteroffiziere und Soldaten, wirbelte sie herum und warf sie gegeneinander. Vergeblich<br />

rannte Urfin in heller Verzweiflung am Ufer entlang und schrie gellend:<br />

„Halt, Holzköpfe! Halt!"<br />

Die Soldaten gehorchten aber nur den Befehlen ihres Generals, außerdem begriffen sie<br />

nicht, was geschehen war, und stürzten, ein Zug nach dem anderen, ins Wasser.<br />

Nach drei Minuten stand der Eroberer ohne Armee da. Der Fluß hatte alle Soldaten<br />

fortgetragen.<br />

Urfin raufte sich die Haare vor Wut und Verzweiflung.<br />

Da sagte die Eule zu ihm:<br />

„Gräm dich nicht, Gebieter! Ich war in meinen jungen Jahren in dieser Gegend und kann<br />

mich erinnern, daß der Fluß einige Meilen von hier mit Schilf bewachsen ist. Dort werden<br />

unsere Krieger bestimmt steckenbleiben . . ."<br />

Urfin beruhigte sich ein wenig. Er lud das unversehrt gebliebene Tischlerwerkzeug auf<br />

Meister Petz' Rücken und ging das Ufer entlang flußabwärts. Nach anderthalbstündigem<br />

schnellem Marsch kam er an eine Stelle, wo der Fluß breiter und seichter wurde. Im<br />

Wasser zeigte sich Schilfdickicht, in dem sich bunte Punkte bewegten. Urfin atmete<br />

erleichtert auf. Er hatte in den Punkten seine Holzsoldaten erkannt.<br />

Als er Lan Pirot unter ihnen gewahrte, schrie er:<br />

„Hallo, General! Befehlt den Holzköpfen, ans Ufer zu schwimmen!"<br />

„Was bedeutet das, schwimmen?" fragte Lan Pirot.<br />

„Na, meinetwegen könnt ihr waten, wenn's seicht ist."<br />

„Was ist das, waten?"<br />

Urfin spuckte wütend aus und beschloß, ein Floß zu bauen. Die Rettung der Armee nahm<br />

mehr als 24 Stunden in Anspruch. Die Holzsoldaten sahen aber jämmerlich aus: Ihre Farbe<br />

blätterte ab, die vom Wasser gequollenen Arme und Beine bewegten sich kaum.<br />

Eine längere Rast war notwendig. Die Soldaten lagen zugweise, vornean die<br />

Unteroffiziere, am Ufer und trockneten, während Urfin sein großes Floß zimmerte.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!