DAS ZAUBERPULVER
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„Schlecht, sehr schlecht!" sagte Urfin streng und wandte sich an den nächsten. „Sagen<br />
Sie's, Herr Aufseher der Läden, der städtischen Händler und der Bauchläden der<br />
Marktweiber!"<br />
Stotternd sprach der Höfling:<br />
„Ihr Name ist Urfin der Erste, Herrschaftskönig der Smaragdenstadt und der umgestoßenen<br />
Länder, Herr der Stiefel, die aus dem Weltall treten . . ."<br />
Da hörte man ein ersticktes Husten der Eule, die vor verhaltenem Lachen zu bersten<br />
drohte.<br />
Zornrot jagte Urfin die Höflinge aus dem Saal.<br />
Wieder sann er mehrere Stunden und entschied sich schließlich für folgenden Titel: „Urfin<br />
der Erste, der mächtige König der Smaragdenstadt und des ganzen Wunderlandes."<br />
Er ließ die Hofleute rufen, die die Prüfung diesmal gut bestanden. Der neue Titel wurde<br />
dem Volk verkündet mit der Warnung, jede Entstellung werde als Landesverrat angesehen<br />
und streng geahndet.<br />
Aus Anlaß der Titelverleihung sollte ein grandioses Volksfest stattfinden. Ruf Bilan und<br />
General Lan Pirot wußten, daß kein Einwohner der Stadt und Umgebung freiwillig zu<br />
diesem Fest kommen würde, und trafen daher Maßnahmen. Nachts vor dem Fest, als alle<br />
Bürger noch schliefen, gingen die Holzköpfe in die Häuser, rissen die Leute aus dem<br />
Schlaf und schleppten sie auf den Schloßplatz. Dort konnten sie ganz nach Belieben<br />
weiterschlafen oder wach bleiben, aber den Platz durfte niemand verlassen.<br />
Als Urfin in prächtiger Königstracht auf dem Balkon des, Schlosses erschien, stand eine<br />
Menge Volk auf dem Platz. Man hörte aber nur ein schwaches „Hurra", das Urfins<br />
Kumpane und seine Holzsoldaten anstimmten.<br />
In diesem Augenblick setzte das Orchester ein. Es war aber nicht das Orchester, dessen<br />
liebliches Spiel das ganze Land bewundert hatte. Die Musikanten hatten sich trotz aller<br />
Drohungen geweigert zu spielen, und Urfin ließ ihre Instrumente unter die Hofleute und<br />
Holzsoldaten verteilen. Die letzteren erhielten Schlaginstrumente - Trommeln und Pauken<br />
- und die Hofleute Blasinstrumente - Trompeten, Flöten und Klarinetten.<br />
Aber wie kläglich spielte dieses auf Befehl der Obrigkeit zusammengewürfelte Orchester!<br />
Die Trompeten krächzten, die Klarinetten heulten, die Flöten fauchten wie wilde Katzen,<br />
und die Trommeln und Pauken kamen jedesmal aus dem Takt. Die Holzköpfe hämmerten<br />
so beflissen auf die Trommeln ein, daß die Felle platzten, und bald gaben sie keinen Laut<br />
mehr von sich. Die bronzenen Becken zerbrachen und schepperten heiser. Heiterkeit<br />
bemächtigte sich des Volkes. Die Leute preßten die Hände vor den Mund, konnten aber<br />
das Lachen nicht unterdrücken, das schallend aus ihnen hervorbrach. Manche fielen sogar<br />
um und wanden sich wie in Krämpfen.<br />
Der Hofchronist schrieb später, daß diese Heiterkeit von der Freude herrührte, die das<br />
ganze Volk über die Thronbesteigung des mächtigen Königs Urfin des Ersten empfunden<br />
hatte.<br />
Nach der Zeremonie wurden alle Anwesenden zu einem Schmaus in das Königsschloß<br />
geladen.<br />
Gingema hatte seinerzeit mit Vergnügen die üblichen Gerichte der Zauberer - Mäuse und<br />
Blutegel - gegessen, Urfin aber konnte es trotz des Zuredens der Eule nicht über sich