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DAS ZAUBERPULVER

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Charlie besaß keine Bergsteigerausrüstung - weder Keile noch Haken, die man in den<br />

Felsen schlägt, noch Strickleitern und was sonst noch dazu gehört. Aber die Wanderer<br />

kamen auch ohne diese Dinge aus. Von der Krähe geführt, umgingen sie Steilhänge und<br />

Abgründe. In der Tiefe hörten sie wilde Bäche rauschen.<br />

An gefährlichen Stellen seilten sich Onkel und Nichte an, und Elli nahm Totoschka auf die<br />

Arme.<br />

Sie hatten bereits einen großen Teil des Weges zurückgelegt, als sie unvermittelt auf einen<br />

tiefen Spalt stießen. Er war so breit, daß Elli ihn nicht überspringen konnte, von Onkel<br />

Charlie mit seinem Holzbein ganz zu schweigen.<br />

Ratlos standen sie da. Am meisten ärgerte sich Kaggi-Karr, die sich an allem schuldig<br />

fühlte. Als sie über die Berge flog, war ihr der Spalt so klein vorgekommen, daß sie ihn<br />

nicht weiter beachtet hatte.<br />

„Ich will nachsehen, ob wir ihn umgehen können", sagte die Krähe und flog, das Gelände<br />

auszukundschaften.<br />

Nach einer halben Stunde kehrte sie niedergeschlagen zurück.<br />

„Ringsum sind solche Felsen und Abgründe, daß man unmöglich durchkommt", meldete<br />

sie.<br />

Elli lächelte traurig.<br />

„Mein Freund, der Scheuch", sprach sie, „hätte gesagt: ,Da ist ein tiefer Graben, über den<br />

kann man nicht springen. Um hinüberzukommen, braucht man eine Brücke. Also muß man<br />

eine Brücke bauen.`"<br />

Charlie sprang freudig auf:<br />

„Elli, du hast mich auf eine famose Idee gebracht. Wir werden eine Brücke bauen!"<br />

„Onkel Charlie, hier gibt es aber weit und breit keinen Baum.<br />

Oder willst du vielleicht in das Tal der köstlichen Weintrauben zurückkehren?"<br />

„Aber Kindchen, du hast wohl das Zaubertuch in meinem Rucksack vergessen? Heute wird<br />

es sich in eine Brücke verwandeln!"<br />

Er nahm eine Rolle dicken Bindfadens aus dem Rucksack, schnitt ein langes Stück ab,<br />

faltete dieses doppelt zusammen und warf es über den Spalt, bemüht, daß es sich an einem<br />

Felsvorsprung verfinge. Es gelang. Dann zog er beide Enden an und band sie auf seiner<br />

Seite an einen Stein. Das wiederholte er mehrmals, und bald hing die straff gespannte<br />

Schnur in mehreren Reihen über dem Spalt.<br />

Elli schaute verwundert zu.<br />

„Onkel Charlie, über eine solche Schnur kann doch nur ein Spatz auf die andere Seite<br />

kommen."<br />

„Geduld, mein Kind, das ist ja nur die Stütze unserer Brücke."<br />

Der Seemann holte das Zaubertuch hervor, blies es zu einem prallen Polster auf und bettete<br />

es auf die Schnüre. Elli hüpfte vor Freude, als er damit fertig war.<br />

Charlie kroch vorsichtig über den Spalt und half dann Elli und Totoschka beim Übergang.<br />

Als sie alle auf der anderen Seite waren, ließ Charlie die Luft aus dem Polster aus und legte<br />

das Tuch wieder in den Sack. Dann zog er am Ende der Schnur, die auf Seemannsart<br />

geknüpften Knoten lösten sich, und Charlie rollte die Schnur wieder zusammen.<br />

Nun konnte die Schar ihren Weg fortsetzen.

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