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DAS ZAUBERPULVER

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DIE RETTUNG<br />

Am siebenten Tag war das Fäßchen leer, gegen Mittag gab es keinen Tropfen Wasser<br />

mehr. Elli hatte vor Erschöpfung das Bewußtsein verloren, der abgehärtete Seemann aber<br />

hielt sich. Als er sich einmal unter Aufbietung seines ganzen Willens aufraffte, um<br />

Ausschau zu halten, glaubte er in der Ferne einen schwarzen Punkt zu sehen, der sich zu<br />

bewegen schien. Charlie rieb sich die Augen . . . Was konnte sich in dieser schrecklichen<br />

toten Wüste schon bewegen? . . . Aber der Punkt wuchs und kam immer näher.<br />

„Die Krähe, bei allen Klippen von Kuru-Kusu, es ist die Krähe!" schrie Charlie mit einer<br />

Kraft, die er sich nicht mehr zugetraut hatte.<br />

Der alte Seemann wußte natürlich nicht, was ihnen die Rückkehr der Krähe nützen würde,<br />

fühlte aber, daß sie nicht ohne Grund kam. Jetzt war sie schon ganze nahe. Charlie sah, daß<br />

sie schwer mit den Flügeln arbeitete, um sich in der Luft zu halten.<br />

Es war, als ob sie etwas zur Erde drückte. Doch was konnte das sein? Da entdeckte das<br />

scharfe Auge des Seemanns eine riesige Weintraube im Schnabel der Krähe.<br />

„Trauben!" schrie Charlie freudig. „Elli, steh auf, wir sind gerettet!"<br />

Elli aber hörte nichts.<br />

Da setzte sich die Krähe schon neben den Karren in den Sand. Charlie nahm ein paar<br />

Trauben und zerdrückte sie zwischen den halbgeöffneten Lippen Ellis. Der kühle Saft rann<br />

ihr in den Mund, und sie schlug sogleich die Augen auf.<br />

„Onkel Charlie, was ist das? Wasser?"<br />

„Besser als Wasser, mein Kind, es sind Trauben. Und weißt du, wer sie gebracht hat? Die<br />

Krähe!"<br />

„Kaggi-Karr", rief die Krähe, als verstehe sie, daß von ihr die Rede ist.<br />

Elli erhob sich ein wenig und stützte sich auf die Ellbogen. Da bemerkte sie das Hündchen,<br />

das ohnmächtig dalag.<br />

„Totoschka, mein Liebling'. Du bist ja fast verdurstet..."<br />

Drei Beeren reichten, um das Hündchen zum Leben zurückzurufen. Es öffnete die Augen<br />

und begann mit dem Schwänzchen zu wedeln.<br />

Als der Kapitän seine Mannschaft gerettet sah, nahm auch er ein paar Trauben zu sich. Die<br />

großen gelben Beeren zergingen auf der Zunge und stillten Hunger und Durst.<br />

„Ja, das nenn ich Trauben!" schnalzte der Seemann. „Solche hat es nicht einmal auf<br />

Kuru-Kusu gegeben!"<br />

Er nahm die Krähe in die Hand und streichelte ihre struppigen schwarzen Federn.<br />

„Ein kluger Vogel, das muß man sagen! Und ich alter Räucherhering war böse, als du<br />

fortflogst. Wenn du uns jetzt noch belehren würdest, wie wir die Zauberkraft des Steins<br />

brechen sollen, würde ich sagen, du bist der klügste Vogel auf der Welt."<br />

Statt einer Antwort pickte die Krähe eine Weintraube auf und schielte mit ihren schwarzen<br />

Augen verschmitzt zum Seemann hinauf.<br />

Sie deutet auf die Trauben, das ist klar, dachte Charlie, aber was können die uns helfen?<br />

Nur unsere Qualen neben diesem verdammten Stein verlängern . . .<br />

Die Krähe begann über den Sand zu hüpfen und blickte sich dabei dauernd nach Charlie<br />

um, als fordere sie ihn auf, ihr zu folgen.

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