Bericht zur sozialen Lage 2011 - bei der Arbeitnehmerkammer ...
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die Zahl <strong>der</strong>jenigen von ihnen, die dauerhaft<br />
den Anschluss an den durchschnittlichen<br />
Lebensstandard verlieren.<br />
In den folgenden Kapiteln dieses <strong>Bericht</strong>es<br />
erfolgt deshalb eine Annäherung an die spezifischen<br />
Lebenssituationen von Frauen in<br />
Bremen, die sich in Armut o<strong>der</strong> in prekären<br />
Lebenslagen befinden. Diese Annäherung<br />
ist orientiert an den zentralen Knotenpunkten<br />
von Frauen entlang ihres Lebenslaufs.<br />
2.2 Exkurs: Bildungsarmut von jungen<br />
Frauen – in Deutschland und Bremen<br />
Frauen, insbeson<strong>der</strong>e die jüngeren Altersgruppen,<br />
werden häufig als ›Gewinnerinnen‹ <strong>der</strong><br />
Entwicklungen im deutschen Bildungssystem<br />
<strong>der</strong> letzten 20 Jahre bezeichnet. Sie haben <strong>bei</strong><br />
den Bildungsabschlüssen und auch <strong>bei</strong> den<br />
Berufsausbildungen ihre traditionelle Benachteiligung<br />
gegenüber den jungen Männern<br />
weitgehend überwunden. Bei den höheren<br />
Bildungsabschlüssen haben sie die Männer<br />
inzwischen überholt. Diese positive Gesamtsicht<br />
überdeckt aber meistens die weiterhin<br />
bestehende Bildungsarmut – auch von jungen<br />
Frauen. Dass es trotz <strong>der</strong> durchschnittlich<br />
besseren Bildungsabschlüsse weiterhin Bildungsarmut<br />
in Deutschland gibt, wird seit<br />
Anfang des neuen Jahrtausends öffentlich diskutiert.<br />
3 Unter Bildungsarmut wird zweierlei<br />
verstanden: wenig Erfolg versprechende<br />
Abschlüsse und vergleichsweise geringe Kompetenzen<br />
im Leseverständnis, in Mathematik<br />
und in den Naturwissenschaften. Seit den<br />
regelmäßigen und international vergleichenden<br />
PISA-Studien werden die Unterschiede <strong>bei</strong> den<br />
verschiedenen Kompetenzen hitzig diskutiert.<br />
Im Ausbildungssystem und auf dem Ar<strong>bei</strong>tsmarkt<br />
wird in Deutschland aber weiterhin ein<br />
möglichst erfolgreicher Abschluss belohnt.<br />
Das Fehlen eines Hauptschulabschlusses o<strong>der</strong><br />
eines beruflichen Bildungsabschlusses gilt als<br />
ein hartes Merkmal für eine Unterversorgung<br />
mit schulischer Bildung. Ist das <strong>der</strong> Fall,<br />
wird von Bildungsarmut gesprochen. Dann ist<br />
<strong>der</strong> Zugang zum Ausbildungssystem infrage<br />
gestellt, das in Deutschland auf eine möglichst<br />
breite, allgemeine Durchschnittsqualifikation<br />
zielt. Erst in den letzten Jahren hat<br />
zudem eine öffentliche Diskussion darüber<br />
begonnen, dass in Deutschland, im Vergleich<br />
zu an<strong>der</strong>en europäischen Län<strong>der</strong>n, zu wenige<br />
Hochschulabsolventen ausgebildet werden.<br />
Ein Blick auf die Entwicklung <strong>der</strong> Schulabschlüsse<br />
zwischen 1993 und 2009 in<br />
Deutschland (siehe Abbildung 1, S. 14) verdeutlicht<br />
die Beharrlichkeit <strong>der</strong> Grundstrukturen,<br />
die durch das dreigliedrige Schulsystem<br />
geprägt sind. Erst in den letzten Jahren<br />
kommt etwas Bewegung in die Verteilung <strong>der</strong><br />
Schulabschlüsse.<br />
Am Beginn <strong>der</strong> hier betrachteten Entwicklung<br />
(1993) dominierte <strong>bei</strong> den jungen<br />
Männern noch diejenige Gruppe (41 Prozent),<br />
die keinen Schulabschluss (11 Prozent)<br />
o<strong>der</strong> einen Hauptschulabschluss<br />
erreichten (30 Prozent). Fast gleichauf mit<br />
ihnen erlangten 37 Prozent den in Deutschland<br />
mittlerweile dominierenden Realschulabschluss.<br />
Lediglich 22 Prozent <strong>der</strong><br />
jungen Männer erreichten 1993 die (Fach-)<br />
Hochschulreife.<br />
Bei den jungen Männern erhöhte sich bis<br />
2001 sogar die Anzahl und auch <strong>der</strong> Anteil<br />
<strong>der</strong>jenigen, die als ›bildungsarm‹ ohne<br />
Hauptschulabschluss die Schule verlassen<br />
haben, auf zwölf Prozent. Seitdem verringerte<br />
sich ihr Anteil auf acht Prozent im<br />
Jahr 2009. Ganz ähnlich zu diesem Verlauf<br />
hat sich auch <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> jungen Männer<br />
mit einem Hauptschulabschluss von 30 Prozent<br />
(1993) auf 24 Prozent (2009) reduziert.<br />
Dennoch beendet auch im Jahr 2009<br />
etwa ein Drittel <strong>der</strong> jungen Männer ihre<br />
Schulzeit ohne einen Schulabschluss o<strong>der</strong><br />
mit einem Hauptschulabschluss (32 Prozent)<br />
und lediglich 28 Prozent mit <strong>der</strong><br />
(Fach-) Hochschulreife. Es dominiert <strong>der</strong><br />
Realschulabschluss, den 40 Prozent <strong>der</strong><br />
jungen Männer erreichen.<br />
3 Vgl. Allmendinger 1999; Allmendinger/Leibfried 2003.<br />
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