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Bericht zur sozialen Lage 2011 - bei der Arbeitnehmerkammer ...

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Väter, die für sich die Familie an die erste<br />

Stelle setzen und die aus unterschiedlichen<br />

Gründen erwerbslos sind, zum Beispiel, weil<br />

die Ar<strong>bei</strong>tszeiten als Handwerksmeister nicht<br />

mit <strong>der</strong> Familienverantwortung zu vereinbaren<br />

sind, werden häufig von ihrem privaten und<br />

institutionellen Umfeld unter Druck gesetzt,<br />

sich für die Erwerbstätigkeit und gegen die<br />

Familienar<strong>bei</strong>t zu entscheiden. In solchen<br />

Fällen wird vom <strong>sozialen</strong> Umfeld das Kindeswohl<br />

<strong>der</strong> männlichen Vollerwerbstätigkeit nachgeordnet.<br />

Ein Blick <strong>zur</strong>ück auf die gesellschaftlichen<br />

Normen zu Väter- und Müttererwerbstätigkeit<br />

in <strong>der</strong> deutschen Geschichte seit dem Zweiten<br />

Weltkrieg zeigt folgendes Grundmuster: Die<br />

Vorstellungen <strong>zur</strong> Erwerbstätigkeit <strong>der</strong> Mütter<br />

in <strong>der</strong> Bundesrepublik und in <strong>der</strong> DDR, aber<br />

auch nach <strong>der</strong> Vereinigung, verän<strong>der</strong>n sich<br />

mit <strong>der</strong> jeweiligen Ar<strong>bei</strong>tsmarktlage. Die<br />

Vollerwerbstätigkeit <strong>der</strong> Väter hingegen ist<br />

das durchgehend dominierende Leitbild.<br />

Anerkennung / Umverteilung /<br />

Zufriedenheit<br />

Für das Wohlbefinden Alleinerziehen<strong>der</strong> und<br />

die Entwicklung ihrer Kin<strong>der</strong> ist es von zentraler<br />

Bedeutung, dass die Eltern eine Zufriedenheit<br />

mit <strong>der</strong> Familienform <strong>der</strong> Einelternfamilie<br />

entwickeln. Hierfür ist neben materieller<br />

Umverteilung die Anerkennung <strong>der</strong> Leistungen<br />

ein wichtiger Aspekt. ›Anerkennung basiert auf<br />

<strong>der</strong> Unterlassung demütigen<strong>der</strong>, diskriminieren<strong>der</strong><br />

o<strong>der</strong> ausschließen<strong>der</strong> Praktiken. Darüber<br />

hinaus wird dieser Begriff auf Handlungen<br />

<strong>zur</strong> Herstellung beziehungsweise Beibehaltung<br />

von gesellschaftlichen Verhältnissen bezogen,<br />

welche allen Individuen und Gruppen Selbstachtung<br />

ermöglichen.‹ 20<br />

Eine alleinerziehende Mutter, die sich neben<br />

ihrer Erwerbstätigkeit für Alleinerziehende<br />

engagiert, nimmt Stellung:<br />

›Also ich finds halt einfach nur ganz wichtig,<br />

an<strong>der</strong>en Leuten zu vermitteln, es ist<br />

nicht schrecklich, alleinerziehend zu sein.<br />

Es kommt einfach darauf an, wie man<br />

damit umgeht und ich glaube, dass es<br />

auch wichtig ist, eine Zufriedenheit und<br />

Gelassenheit mit <strong>der</strong> Situation zu ent-<br />

wickeln. Das ist umso schwieriger, je<br />

negativer das gesellschaftliche Bild ist.<br />

Deswegen finde ich es wichtig, dass das<br />

gesellschaftliche Bild positiver ist, einfach,<br />

um es den Menschen nicht noch<br />

zusätzlich schwerer zu machen. Wenn das<br />

irgendwie normaler ist o<strong>der</strong> einfach auch<br />

ja positiver gesehen und anerkannt wird,<br />

die Ar<strong>bei</strong>t, die man leistet in einer Familie,<br />

speziell in einer Einelternfamilie, dass<br />

es dann nicht mehr dieses ganz Schreckliche<br />

ist, alleinerziehend zu sein. O<strong>der</strong><br />

generell nicht zu sagen, um Gottes willen,<br />

das ist eine Alleinerziehende (...), was<br />

kann aus <strong>der</strong> werden, was kann aus den<br />

Kin<strong>der</strong>n werden?‹<br />

Auf die Frage nach gesellschaftlicher Anerkennung<br />

Alleinerziehen<strong>der</strong> antwortet sie:<br />

›Zu wenig. Wenn, dann im privaten<br />

Umfeld, aber gesellschaftlich nicht. Ich<br />

denke, generell wird in dieser Gesellschaft<br />

nicht die Ar<strong>bei</strong>t in <strong>der</strong> Familie wertgeschätzt,<br />

die eine Familie an sich leistet.<br />

Das wird nicht wertgeschätzt und noch<br />

weniger, wenn es nur eine Person macht.‹<br />

Sorgear<strong>bei</strong>t als nach wie vor überwiegend<br />

weibliches Tätigkeitsfeld erfährt (zu) geringe<br />

gesellschaftliche Anerkennung. Dies zeigt sich<br />

unter an<strong>der</strong>em auch an den Gehältern <strong>der</strong><br />

Berufe, in denen sorgende Tätigkeiten zentral<br />

sind, wie zum Beispiel Erzieherinnen sowie<br />

Kranken- und Altenpflegerinnen. Hier stellen<br />

sich grundsätzliche Fragen des Wertes <strong>der</strong><br />

Menschen in dieser Gesellschaft.<br />

20 Rinken 2005: 74/75.<br />

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