Der größte Wunsch fast aller befragten Frauen ist es, ihren Lebensunterhalt selbst zu bestreiten. Eine wirkliche Lösung <strong>der</strong> Probleme kann lediglich über eine Bereitstellung akzeptabler Ar<strong>bei</strong>ts- und Ausbildungsplätze sowie durch ausreichende Kin<strong>der</strong>betreuungsangebote und gezielte soziale Unterstützung erfolgen. Derartige Unterstützungsleistungen müssen jedoch an die jeweils unterschiedlichen Lebenslagen angepasst sein. Für junge Frauen und Mütter, die sich aus prekären Lebenssituationen freistrampeln, sind individuelle Betreuungs- und Hilfsangebote als Brücke in ein selbstständiges Leben ausgesprochen wichtig. Die positiven Impulse dieser Aufbruchsphase müssen gestützt und stabilisiert werden, damit die jungen Frauen die sich ihnen bietenden Möglichkeiten auf dem Ausbildungs- und Ar<strong>bei</strong>tsmarkt nutzen und nicht in alte Muster und Abhängigkeiten <strong>zur</strong>ückgezogen werden. Alleinerziehende Frauen in <strong>der</strong> Mitte des Lebens, die aufgrund fehlen<strong>der</strong> Betreuungsmöglichkeiten für ihre Kin<strong>der</strong> o<strong>der</strong> durch Diskriminierungen von Ar<strong>bei</strong>tgebern für längere Zeit aus dem Ar<strong>bei</strong>tsmarkt herausgefallen sind, befinden sich häufig an <strong>der</strong> Schwelle zum <strong>sozialen</strong> Abstieg. Solange sie ihre ganze Kraft dafür benötigen, ›den Hintern im Machbaren zu halten‹, das heißt, für sich selbst und für ihre Kin<strong>der</strong> das Allernötigste zu organisieren, schwindet die Kraft für einen Neuanfang immer weiter. Hier müssten Türen wie<strong>der</strong> geöffnet werden. Zum Beispiel über Teilzeitbeschäftigungen o<strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>tsför<strong>der</strong>maßnahmen, die nicht auf den Hartz-IV-Bezug angerechnet werden. Älteren Frauen, die ein langes, beschwerliches Ar<strong>bei</strong>tsleben hinter sich haben, entwe<strong>der</strong> im Beruf, in <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>erziehung, in <strong>der</strong> Pflege älterer Familienmitglie<strong>der</strong> o<strong>der</strong> in allen drei Bereichen, steht es schlicht und einfach zu, sich davon zu erholen und etwas für sich selbst zu tun. Das betrifft auch jene Frauen, die bereits eine Rente beziehen, die jedoch lediglich für das Notwendigste reicht und nicht für einen gesicherten Ruhestand. An einigen Stellen ist in den Interviews die ›innere Mauer‹ deutlich geworden, welche die befragten Frauen vom ›normalen‹ Leben trennt. Zum Beispiel in <strong>der</strong> Aussage: ›Die gesellschaftliche Einbindung, die für ein vernünftiges Leben nötig ist, bricht weg. Ich sitze zu Hause, gucke in eine wun<strong>der</strong>schöne grüne Umgebung und denke: Und was nun? Was jetzt noch? Wie geht es weiter?‹ Diese Mauer nimmt jede <strong>der</strong> Frauen an einer an<strong>der</strong>en Stelle wahr, weil sie durch die vorherigen Lebenserfahrungen beeinflusst wird. Wer von früh auf nichts an<strong>der</strong>es kennt als Verzicht, fühlt diese Grenze woan<strong>der</strong>s als jemand, <strong>der</strong> aus einer relativ gesicherten Existenz in Armut abrutscht. Eine Frau, die sich nie über ihre berufliche Entwicklung definiert hat, son<strong>der</strong>n über das Erziehen von Kin<strong>der</strong>n, geht mit dem Verlust beruflicher Perspektiven an<strong>der</strong>s um, als eine Frau, die viel in die eigene Ausbildung investiert hat. ›Dann ist man nicht mehr drinnen, dann ist man draußen‹, sagt Petra K. und kann diese Grenze für sich ganz genau markieren. Es ist die Theke in dem Treffpunkt, in dem sie als Ein-Euro-Jobberin zum Zeitpunkt des Gesprächs Kaffee und Aufmerksamkeit an Menschen ausschenkt, die bereits ganz rausgefallen sind. Noch fühlt sie sich ›drinnen‹, aber <strong>der</strong> Verlust des Jobs würde für sie neben den finanziellen Einbußen bedeuten, aus ihrem letzten <strong>sozialen</strong> Netz herauszufallen. Für Mütter wie<strong>der</strong>um ist es doppelt belastend, wenn sie sich selbst als ausgegrenzt erleben und sehen, dass bereits ihre Kin<strong>der</strong> ähnliche Erfahrungen machen. x Die in diesem Beitrag wie<strong>der</strong>gegebenen Interviewpassagen und Beobachtungen stammen alle aus dem Herbst 2010. Die Namen sind frei erfunden – außer denen <strong>der</strong> Mitar<strong>bei</strong>terinnen und Mitar<strong>bei</strong>ter in den beschriebenen Einrichtungen. 71
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