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Bericht zur sozialen Lage 2011 - bei der Arbeitnehmerkammer ...

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um ihre Existenz zu sichern. Weitere circa<br />

7.900 Teilnehmer/innen in ar<strong>bei</strong>tsmarktpolitischen<br />

Maßnahmen sind zwar ar<strong>bei</strong>tslos, aber<br />

sehr aktiv. Sie suchen aktiv und oft mit hohem<br />

Aufwand nach passenden Ar<strong>bei</strong>tsstellen, schulen<br />

um, qualifizieren sich o<strong>der</strong> sind in ar<strong>bei</strong>tsmarktpolitischen<br />

Maßnahmen tätig. Im Bereich<br />

dieser Maßnahmen werden insgesamt mehr<br />

Männer (ca. 4.400) als Frauen geför<strong>der</strong>t (ca.<br />

3.500). Am Ende reduziert sich die Anzahl <strong>der</strong><br />

tatsächlich ar<strong>bei</strong>tslosen Ar<strong>bei</strong>tsuchenden auf<br />

rund 22.700 Personen. Auch in dieser Gruppe<br />

finden sich mehr Männer (12.703) als Frauen<br />

(9.969). Von ihnen ist wie<strong>der</strong>um rund die Hälfte<br />

langzeitar<strong>bei</strong>tslos (länger als ein Jahr). Das sind<br />

von den ursprünglich 52.798 erwerbsfähigen<br />

Leistungsbeziehern lediglich 20 Prozent.<br />

Von <strong>der</strong> Grundstruktur ganz ähnlich stellt<br />

sich die Situation in <strong>der</strong> Stadt Bremerhaven<br />

dar. Hier fällt lediglich auf, dass die Gruppe<br />

<strong>der</strong> ar<strong>bei</strong>tslosen Ar<strong>bei</strong>tsuchenden vergleichsweise<br />

größer ist als in <strong>der</strong> Stadt Bremen.<br />

2.7 Fazit<br />

Zusammenfassend wird deutlich, dass die<br />

Frauen, die von staatlicher Grundsicherung<br />

und Sozialleistungen leben müssen, kaum in<br />

größerer Zahl von Armut betroffen sind als<br />

Männer. Die insgesamt höhere Zahl von Frauen,<br />

die in Armut leben, ergibt sich in erster<br />

Linie aus ihrer prekären Position auf dem<br />

Ar<strong>bei</strong>tsmarkt (niedrig entlohnte Teilzeitar<strong>bei</strong>t<br />

und Minijobs). Ein Großteil <strong>der</strong> Frauen ist trotz<br />

eigener Erwerbstätigkeit von einer eigenständigen<br />

Existenzsicherung noch weit entfernt.<br />

Tragen sie dann auch noch Verantwortung für<br />

die Versorgung und Betreuung von Kin<strong>der</strong>n,<br />

steigt ihr Armutsrisiko enorm. Dazu tragen in<br />

den letzten Jahren auch viele <strong>der</strong> neu entstehenden<br />

Ar<strong>bei</strong>tsplätze, gerade im wachsenden<br />

Segment <strong>der</strong> <strong>sozialen</strong> und personenbezogenen<br />

Dienstleistungen <strong>bei</strong>. Viele dieser zusätzlichen<br />

Ar<strong>bei</strong>tsplätze werden als Helferinnen-,<br />

Assistentinnen- und Zuverdienerinnen-Stellen<br />

angeboten – mit zum Teil schlechten Verdienstmöglichkeiten.<br />

Aus <strong>der</strong> Perspektive <strong>der</strong> Geschlechtergleichstellung<br />

von Ar<strong>bei</strong>tnehmerinnen und<br />

Ar<strong>bei</strong>tnehmern ist die <strong>der</strong>zeitige Minijobstrategie,<br />

über den Lebenslauf betrachtet,<br />

beson<strong>der</strong>s nachteilig. Durch die politischen<br />

und institutionellen Rahmenbedingungen<br />

sind geringfügige Beschäftigungsverhältnisse<br />

vor allem für verheiratete Frauen kurzfristig<br />

attraktiv. Mangels ihrer Durchlässigkeit<br />

zum Segment sozialversicherungspflichtiger<br />

Beschäftigung erweisen sie sich langfristig<br />

jedoch häufig als ›Sackgasse‹.<br />

Individuelle Entwicklungsmöglichkeiten von<br />

Frauen werden dadurch beschnitten, durch<br />

die staatliche Subventionierung Kosten<br />

sozialisiert und in die Zukunft verlagert<br />

(Finanzierung niedriger Alterseinkommen).<br />

Sozialversicherungspflichtige Teilzeitar<strong>bei</strong>t<br />

muss weiterentwickelt werden. Frauen und<br />

Männer müssen leichter und ohne Nachteile<br />

ihre Ar<strong>bei</strong>tszeiten verringern, aber auch<br />

wie<strong>der</strong> zu einer Vollzeitbeschäftigung<br />

<strong>zur</strong>ückkehren können. Aufstiegswege müssen<br />

ihnen dennoch offenstehen. Neben<br />

entsprechenden betrieblichen Teilzeit- und<br />

För<strong>der</strong>modellen, bedarf es außerdem <strong>der</strong><br />

gesellschaftlichen Wertschätzung und<br />

Anerkennung (auch finanziell) von Phasen<br />

<strong>der</strong> Sorgear<strong>bei</strong>t.<br />

Zum Ausgleich des Lohnabstands zwischen<br />

Männern und Frauen müssen die Tarifparteien<br />

(Ar<strong>bei</strong>tgeber und Gewerkschaften) für<br />

gerechtere Lohnstrukturen sorgen. Die<br />

Ar<strong>bei</strong>tgeber sind in <strong>der</strong> Pflicht, diskriminierende<br />

Ar<strong>bei</strong>tsentgelte zu vermeiden, die<br />

Gewerkschaften müssen diese offensiv einfor<strong>der</strong>n<br />

beziehungsweise gemeinsam mit<br />

den Beschäftigten durchsetzen. Hierzu<br />

besteht <strong>der</strong>zeit eine gute wirtschaftliche<br />

Ertragslage, die Raum für höhere und<br />

gerechte Löhne zwischen Frauen und Männern<br />

bietet. Die spezifische deutsche Niedriglohnstrategie<br />

<strong>der</strong> letzten Jahre, überwiegend<br />

getragen von vielen Frauen, muss<br />

jetzt beendet werden, um Armut abzubauen,<br />

die Binnennachfrage zu stärken und die<br />

öffentlichen Haushalte zu konsolidieren.<br />

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