Bericht zur sozialen Lage 2011 - bei der Arbeitnehmerkammer ...
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Monatskarte untersagt? Was hat das mit För<strong>der</strong>ung<br />
von Teilhabe zu tun? Eine solche Maßnahme<br />
wie das ›Bildungs- und Teilhabepaket‹<br />
als tragfähige Verbesserung <strong>der</strong> Situation von<br />
Kin<strong>der</strong>n Erwerbsloser darzustellen, stellt eine<br />
erneute Missachtung <strong>der</strong> Betroffenen dar.<br />
Insofern ist es nicht verwun<strong>der</strong>lich, dass es<br />
von diesen kaum angenommen wird.<br />
Soziale Netzwerke – Gesundheit<br />
In <strong>der</strong> Forschung zu Alleinerziehenden wird<br />
soziale Isolation teilweise im Zusammenhang<br />
mit <strong>der</strong> ›Zugehörigkeit zu einer unteren Sozialschicht‹<br />
gebracht, an<strong>der</strong>e Untersuchungen<br />
zeigen ein Ansteigen sozialer Isolation in Verbindung<br />
mit einer längeren Dauer des Alleinerziehens.<br />
Die abweichenden Ergebnisse <strong>der</strong><br />
unterschiedlichen Untersuchungen sind unter<br />
an<strong>der</strong>em darauf <strong>zur</strong>ückzuführen, dass differierende<br />
Verständnisse vom Begriff ›Netzwerkmitglie<strong>der</strong>‹<br />
bestehen. 13 Fest steht jedoch, dass<br />
soziale Unterstützung und Vernetzung zentrale<br />
Aspekte des persönlichen Wohlbefindens von<br />
Alleinerziehenden sind.<br />
Eine erwerbstätige alleinerziehende Mutter<br />
erklärt zu diesem Thema:<br />
›Und so ist es gut. Ich glaube dieses<br />
Lebensgefühl, das vermittelt sich dem<br />
Kind. Und das ist wichtig, um nicht selber<br />
zu denken, ja, ich verpasse was o<strong>der</strong> ich<br />
bin nicht so wie die an<strong>der</strong>en, weil ich halt<br />
so aufgewachsen bin. (...) Also, wenn ich<br />
so ein Lebensgefühl ausstrahle, glaube<br />
ich, dann ist das auch etwas, was ich ihm<br />
positiv vermittle. Wenn man nicht so<br />
<strong>zur</strong>ückgezogen, vereinsamt irgendwo lebt,<br />
dann kann das Kind genauso viele Kontakte<br />
haben wie in einer Zweielternfamilie<br />
o<strong>der</strong> sogar noch mehr, weil ich viel mit<br />
Freunden unterwegs bin.‹<br />
Eine Untersuchung <strong>zur</strong> gesundheitlichen Situation<br />
von Alleinerziehenden zeigt, dass alleinerziehende<br />
Mütter im Vergleich zu verheirateten<br />
Müttern signifikant häufiger krank sind. 14<br />
›Zu differenzieren ist, welche Untergruppen<br />
<strong>bei</strong> den Alleinerziehenden beson<strong>der</strong>s stark<br />
belastet sind und welche über ausreichend<br />
Ressourcen verfügen und kaum von <strong>sozialen</strong><br />
und gesundheitlichen Beeinträchtigungen<br />
betroffen sind.‹ 15 Die größten gesundheitlichen<br />
Probleme treten auf, wenn Erwerbslosigkeit,<br />
finanzielle Probleme und soziale Belastungen<br />
zusammenkommen und sich gegenseitig verstärken.<br />
Ein zufriedenstellendes Einkommen<br />
för<strong>der</strong>t hingegen positive Einschätzungen <strong>der</strong><br />
eigenen gesundheitlichen Situation. 16 Für<br />
Alleinerziehende mit gesundheitlichen Problemen<br />
sind Eltern-Kind-Kuren ein beson<strong>der</strong>s wirksames<br />
Mittel, wie<strong>der</strong> zu Kräften zu kommen<br />
und die Familiensituation zu reflektieren. 17<br />
Einige Krankenkassen lehnen Anträge auf<br />
Kuren zunächst jedoch standardmäßig ab, so<br />
dass auch <strong>bei</strong> starker Bedürftigkeit die Energie<br />
für ein Wi<strong>der</strong>spruchsverfahren aufgebracht<br />
werden muss.<br />
Diskriminierungen /<br />
Geschlechter- und Familienbil<strong>der</strong><br />
Kin<strong>der</strong>, die in Einelternfamilien aufwachsen,<br />
haben nicht per se schlechtere Startbedingungen<br />
als Kin<strong>der</strong> aus Zweielternfamilien. Hier wie<br />
dort unterscheiden sich die materiellen und<br />
<strong>sozialen</strong> Bedingungen. Allerdings werden in<br />
unserer Gesellschaft nach wie vor Zweielternfamilien<br />
idealisiert und Einelternfamilien skeptisch<br />
beäugt. Dies führt unter an<strong>der</strong>em zu<br />
Diskriminierungen von Alleinerziehenden auf<br />
dem Ar<strong>bei</strong>ts- und Wohnungsmarkt.<br />
Eine an<strong>der</strong>e alleinerziehende Mutter berichtet:<br />
›Das ist in diesem System ja so, wenn<br />
man außerhalb <strong>der</strong> bürgerlichen Ehe ein<br />
Kind bekommt, dann gibt es zwar Grundsicherung,<br />
aber ansonsten keine Existenzgrundlage,<br />
keine richtigen Möglichkeiten.<br />
(...) Ich hatte sehr viele Schwierigkeiten<br />
diese Wohnung zu kriegen, ich habe<br />
an<strong>der</strong>thalb Jahre auf diese Wohnung<br />
gewartet. Und als ich dann gesagt habe,<br />
ich habe einen Lebenspartner, da habe<br />
ich die Wohnung dann gekriegt.‹<br />
14 Vgl. Helfferich/Hendel-Kramer/Klindworth 2003: 11.<br />
15 Helfferich/Hendel-Kramer/Klindworth 2003: 5.<br />
16 Vgl. Helfferich/Hendel-Kramer/Klindworth 2003: 18/19.<br />
17 Vgl. Helfferich/Hendel-Kramer/Klindworth 2003: 20.<br />
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