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Denk- und Handlungsansätze in der Heilpädagogik - BSCW

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Masterarbeit - Rechtschreibung Studienjahr 2011/12<br />

taucht <strong>der</strong> Anfangsbuchstabe als wichtiges Merkmal <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>gabe auf. Zudem werden<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel auch nur die tatsächlich im Namen vorhandenen Buchstaben verwendet.<br />

3. Alphabetische Stufe<br />

Das K<strong>in</strong>d erlernt <strong>und</strong> erfasst jetzt durch Erfragen, aufgr<strong>und</strong> von Beobachtungen <strong>der</strong> Eltern<br />

o<strong>der</strong> älterer Geschwister o<strong>der</strong> durch Vermittlung im Rahmen des Erstleseunterrichts <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Schule Schritt für Schritt die Phonem-Graphem-Korrespondenz. Dieses neue Wissen be<strong>in</strong>-<br />

haltet das Lautpr<strong>in</strong>zip, <strong>und</strong> es erlaubt beim Schreiben e<strong>in</strong>e gr<strong>und</strong>sätzlich an<strong>der</strong>e Strategie.<br />

Jetzt segmentiert das K<strong>in</strong>d das zu schreibende Wort <strong>in</strong> die Reihenfolge <strong>der</strong> Lautelemente<br />

<strong>und</strong> ordnet den isolierten Lauten die entsprechenden Grapheme zu. Das K<strong>in</strong>d bemächtigt<br />

sich <strong>in</strong> dieser Phase somit <strong>der</strong> alphabetischen Strategie. Diese Stufe ist e<strong>in</strong> äusserst wichti-<br />

ges Stadium im Erwerbsprozess <strong>der</strong> Schrift. Es erfor<strong>der</strong>t von jedem K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> hohes Mass an<br />

Abstraktionsfähigkeit, um wirklich zu verstehen, was das Lautpr<strong>in</strong>zip als bewusster Zuord-<br />

nung von Phonem <strong>und</strong> Graphem bedeutet. Die alphabetische Strategie führt aber notwendi-<br />

gerweise zu vielen Orthographiefehlern, da sich mit <strong>der</strong> erworbenen Graphem-Phonem-<br />

Korrespondenz die orthografischen Abweichungen vom Lautpr<strong>in</strong>zip nicht erfassen lassen.<br />

4. Orthografische Stufe<br />

Beim täglichen Schreiben erfährt das K<strong>in</strong>d, dass die lautgetreue Wie<strong>der</strong>gabe e<strong>in</strong>es Wortes<br />

noch nicht garantiert, dass das Wort korrekt geschrieben ist. Zudem entdeckt es allmählich<br />

verschiedene Gesetzmässigkeiten <strong>der</strong> deutschen Rechtschreibung <strong>und</strong> beg<strong>in</strong>nt, diese impli-<br />

zit o<strong>der</strong> explizit anzuwenden. Auf dieser Entwicklungsstufe setzt sich das K<strong>in</strong>d mit weiteren<br />

Gr<strong>und</strong>e<strong>in</strong>heiten ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>: mit Silben, häufigen Buchstabengruppen <strong>und</strong> vor allem mit<br />

Wortstämmen, also dem morphematischen Pr<strong>in</strong>zip. Wortstämme o<strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>morpheme s<strong>in</strong>d<br />

die kle<strong>in</strong>sten bedeutungstragenden E<strong>in</strong>heiten <strong>der</strong> deutschen Sprache. Sie werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Re-<br />

gel <strong>in</strong> je<strong>der</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit an<strong>der</strong>en Wortbauste<strong>in</strong>en gleich geschrieben. Die meisten<br />

Rechtschreibregeln lassen sich im S<strong>in</strong>ne von konkreten Schreibanleitungen systematisch im<br />

Wortstamm beschreiben <strong>und</strong> def<strong>in</strong>ieren. Additives Lernen von e<strong>in</strong>zelnen Wortbil<strong>der</strong>n redu-<br />

ziert sich allmählich auf jene Wörter, die als Ausnahme e<strong>in</strong>er Regel o<strong>der</strong> als E<strong>in</strong>zelfestlegung<br />

e<strong>in</strong>zeln erlernt werden müssen. Neben dem morphematischen Pr<strong>in</strong>zip spielt <strong>in</strong> <strong>der</strong> weiteren<br />

Rechtschreibentwicklung zunehmend die Syntax (=Lehre <strong>der</strong> Sätze) e<strong>in</strong>e wichtige Rolle: Das<br />

grammatische Pr<strong>in</strong>zip gew<strong>in</strong>nt an Bedeutung. Es wird vom K<strong>in</strong>d erwartet, dass es die Gross-<br />

schreibung <strong>der</strong> Nomen konsequent berücksichtigt. May (2000, S. 88) spricht <strong>in</strong> diesem Zu-<br />

sammenhang von <strong>der</strong> „wortübergreifenden Strategie“. Er ordnet ihr weitere Aspekte des<br />

grammatischen Pr<strong>in</strong>zips zu: z.B. die Zusammen- <strong>und</strong> Getrenntschreibung, die Kommaset-<br />

zung, die Zeichen <strong>der</strong> direkten Rede, die Substantivierung <strong>der</strong> Verben <strong>und</strong> Adjektive. Mit <strong>der</strong><br />

orthografischen Stufe ist <strong>der</strong> Abschluss des Schriftspracherwerbs im Wesentlichen erreicht.<br />

HfH – Interkantonale Hochschule für <strong>Heilpädagogik</strong> 17

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