Rechtsgutachten - MBWSV NRW
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rer/umverteilender vertikaler Ausgleich) werden von vornherein auch Sonderbedarfe<br />
berücksichtigt. Der grundsätzliche Ausschluss bei der Verteilungsentscheidung v.a. im<br />
horizontalen Verhältnis zwischen den Ländern findet seinen Grund darin, dass andern-<br />
falls weiterhin verfehlte Anreize für eine großzügige Ausgabenpolitik gesetzt würden,<br />
denn die Frage, welche Finanzmittel ein Land benötigt, ist zunächst v.a. eine politische<br />
Entscheidung. Die Ausgabenseite der staatlichen Finanzwirtschaft bleibt daher grund-<br />
sätzlich unberücksichtigt. Daher kann auf dieser Ebene mit den zugelassenen Ausnah-<br />
men nur der Einwohnermaßstab herangezogen werden. Dem liegt die Prämisse zugrun-<br />
de, dass der Finanzbedarf pro Einwohner grundsätzlich gleich ist 117. Einnahmen und<br />
Einwohnerzahl zueinander in Relation gesetzt ergeben damit die Finanzkraft als die<br />
zentrale, den Finanzausgleich bestimmende Größe, es geht m.a.W. um die Abgrenzung<br />
von leistungsstarken und leistungsschwachen Ländern.<br />
2. Art. 106a GG als grundsätzlich bedarfsbezogene Verteilungsnorm<br />
Da Art. 106a GG – wie herausgestellt – keine Norm des allgemeinen, finanzkraftorien-<br />
tierten Finanzausgleichs im Bundesstaat ist, sondern zweckgebundene Bundeszuwei-<br />
sungen legalisiert, die Entstehungsgeschichte vielmehr die Abdeckung eines konkreten<br />
Finanzierungsbedarfs als Hintergrund verdeutlicht, dürfen Aspekte der Finanzkraft der<br />
empfangsberechtigten Länder grundsätzlich keine Rolle spielen. Anders ausgedrückt: Es<br />
handelt sich um eine an Bedarfen ausgerichtete Verteilungsnorm 118 . Das erklärt auch<br />
Satz 3 des Artikels: Um zu verhindern, dass diese bedarfsbezogenen Bundeszuweisun-<br />
gen die Finanzkraft des empfangsberechtigten Landes verändert (erhöht), mussten die<br />
Zuweisungen auf der Grundlage von Art. 106a GG aus der Finanzkraftbestimmung für<br />
den Ausgleich nach Art. 107 Abs. 2 GG herausgenommen werden 119 . Nichts könnte deut-<br />
licher die völlig anders ausgerichtete Zielrichtung der Verteilungsentscheidung – Be-<br />
darfsorientierung hier, Finanzkraftorientierung dort – in beiden Systemen verdeutli-<br />
117 Markus Heintzen, in: von Münch/Kunig (Hrsg.), Grundgesetz. Kommentar, Bd. 2, 6. Aufl. 2012, Art. 107<br />
Rdnr. 26.<br />
118 Helmut Siekmann, in: Sachs (Hrsg.), Grundgesetz. Kommentar, 6. Aufl. 2011, Art. 106a Rdnr. 11; Werner<br />
Heun, in: Dreier (Hrsg.), Grundgesetz. Kommentar, Bd. 3, 2. Aufl. 2008, Art. 106a Rdnr. 7.<br />
119 Ulrich Häde, Finanzausgleich, 1996, S. 254; Werner Heun, in: Dreier (Hrsg.), Grundgesetz. Kommentar,<br />
Bd. 3, 2. Aufl. 2008, Art. 106a Rdnr. 7; Markus Heintzen, in: von Münch/Kunig (Hrsg.), Grundgesetz. Kommentar,<br />
Bd. 2, 6. Aufl. 2012, Art. 106a Rdnr. 6; Helmut Siekmann, in: Sachs (Hrsg.), Grundgesetz. Kommentar,<br />
6. Aufl. 2011, Art. 106a Rdnr. 11; Peter Michael Huber, in: von Mangoldt/Klein/Starck, Kommentar<br />
zum Grundgesetz, Bd. 3, 6. Aufl. 2010, Art. 106a Rdnr. 13.