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Klimawandel – Faktum oder Spuk? - OPUS - Friedrich-Alexander ...

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Werner Meinefeld<br />

Meine erste These lautet: Eingeschliffene Verhaltensroutinen stehen einer ökologischen<br />

Umorientierung entgegen.<br />

Der Mensch ist ein „Gewohnheitstier“ <strong>–</strong> und dies aus gutem Grund. Im<br />

Unterschied zu den Tieren ist der Mensch durch Instinktarmut gekennzeichnet:<br />

Der größte Teil seines Verhaltens ist nicht durch ererbte Verhaltensmus ter<br />

ge steuert, sondern in einem langen Lernprozess in Auseinandersetzung mit<br />

seiner sozialen und materiellen Umgebung erworben worden. Soziale Regeln<br />

und Routinen helfen ihm, ohne störend lange Entscheidungsprozesse in einer<br />

gegebenen Situation angemessen zu handeln. Jede Veränderung muss es also<br />

mit diesen routinisierten Verhaltensabläufen aufnehmen, d. h. sie muss das<br />

Alte außer Kraft setzen und eine neue Regel und Verhaltensroutine an ihrer<br />

Stelle etablieren. Dies aber erfordert zusätzliche Aufmerksamkeit und einen<br />

psychischen Kraftaufwand, der Kapazitäten an anderer Stelle abzieht und somit<br />

starke Unterstützung <strong>oder</strong> einen großen Problemdruck benötigt, um sich<br />

durchsetzen zu können.<br />

Ich komme zur zweiten These: Das Wissen um ökologische Zusammenhänge ist<br />

punktuell, unsicher und vorläufig.<br />

Die Forderung nach Verhaltensänderung baut auf neuem Wissen auf, das<br />

die Umweltgefährdung des alten Verhaltens ebenso aufzeigen muss wie die<br />

mögliche Alternative und deren Gewinn für die Umwelt. Dieses neue Wissen<br />

wurde und wird aber nicht systematisch vermittelt und erworben, sondern<br />

von verschiedensten Quellen (Medien, Organisationen, Einzelpersonen)<br />

verbreitet und damit unsystematisch und zufällig aufgenommen. Viele Lücken<br />

bleiben, auch Widersprüche, und nicht selten erweist sich das, was gestern<br />

richtig erschien, heute als seinerseits umweltpolitisch nicht unbedenklich.<br />

Ob es hier nun um das Waldsterben <strong>oder</strong> die Vor- und Nachteile der Atomkraft<br />

geht: Mit unserem Alltagswissen sind diese Fragen nicht zu beantworten,<br />

wir müssen uns kundig machen und in der wechselnden Diskussion auf<br />

dem Laufenden halten <strong>–</strong> keine leichte Aufgabe neben beruflicher Beanspruchung,<br />

Kindererziehung und Beziehungsstress und angesichts komplizierter<br />

Zusammenhänge. Damit bietet sich dieses Feld aber für Desinformationskampagnen<br />

gesellschaftlicher Gruppen an, die das Ziel eines konsequenten Umweltschutzes<br />

abwerten möchten, um eigene Interessen lancieren zu können.<br />

Die dritte These ist fast banal <strong>–</strong> und dennoch unverzichtbar: Es muss die Gelegenheit<br />

bestehen, umweltschonendes Verhalten überhaupt zu realisieren.<br />

Jede Verhaltensumstellung bedarf bestimmter institutioneller Möglichkeiten,<br />

um überhaupt realisiert werden zu können. Solange es (z. B. in man-

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