Klimawandel – Faktum oder Spuk? - OPUS - Friedrich-Alexander ...
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Soziale Bedingungen umweltgefährdenden Verhaltens<br />
der Gesellschaft übernehmen <strong>–</strong> über unsere Einzelinteressen hinaus, für das, was altmodisch<br />
„Gemeinwohl“ genannt wird.<br />
Wie sollen wir als Bürger mit diesem Szenario umgehen? In meinen ersten<br />
Thesen habe ich versucht, die Probleme für den einzelnen herauszuarbeiten,<br />
eine für den Umweltschutz notwendige Verhaltensänderung vorzunehmen.<br />
Diese Überlegungen sollten den einzelnen nicht von seiner Verantwortung<br />
entlasten, die eigene Lebensführung auf ihre Umweltverträglichkeit hin<br />
zu überprüfen und gegebenenfalls Veränderungen vorzunehmen <strong>–</strong> sie sollten<br />
lediglich kurzschlüssigen, das eigentliche Problem vernebelnden Schuldzuschreibungen<br />
in der öffentlichen Diskussion vorbeugen. Trotz dieser „Entschuldigungen“<br />
gilt: Veränderungen im Alltagshandeln des einzelnen sind<br />
unverzichtbar für eine Entschärfung des Umweltproblems. Zugleich gilt aber<br />
auch: Diese Beschränkung auf die Alltagsebene des einzelnen reicht nicht aus.<br />
Als Bürger dieser Gesellschaft tragen wir Verantwortung für die Gesellschaft<br />
insgesamt. Wir leben in einer repräsentativen Demokratie, in der Zukunftsentscheidungen<br />
im Wesentlichen von den gewählten Repräsentanten<br />
getroffen werden. Unsere Wahlentscheidung für den einen <strong>oder</strong> den anderen<br />
dieser Repräsentanten können wir aber nicht nur davon abhängig machen,<br />
dass sie unsere Interessen als Steuerzahler <strong>oder</strong> als Transferempfänger, als Arbeitnehmer<br />
<strong>oder</strong> als Arbeitgeber, als Familie mit Kindern <strong>oder</strong> als Senioren berücksichtigen,<br />
sondern wir müssen diejenigen Kandidaten unterstützen, die<br />
übergreifende Perspektiven im Blick haben und dahinter auch einmal die Interessen<br />
ihrer Stammklientel zurückstehen lassen.<br />
Politikerschelte ist heute wohlfeil, und ich möchte gar nicht in Frage stellen,<br />
dass es dafür auch genügend Anlass gibt. Wir müssen uns aber bewusst<br />
machen, dass die Volksvertreter in einer Demokratie immer nur so gut sein<br />
können, wie es das Volk zulässt. „Agenda 2010“ <strong>oder</strong> die „Rente mit 67“ sind<br />
Beispiele dafür, wie eine Partei in Wissenschaft und Gesellschaft identifizierte<br />
Probleme des Arbeitsmarktes und der Bevölkerungsentwicklung aufgegriffen<br />
und gegen die Interessen eines großen Teils der eigenen Wählerschaft Gegenmaßnahmen<br />
durchgesetzt hat. In nachfolgenden Wahlen ist diese Partei<br />
gründlich abgestraft worden und hat sich davon bis heute nicht wieder erholt.<br />
Die aufmerksamen Beobachter der anderen Parteien haben aus dieser Erfahrung<br />
die Lehre gezogen, dass es für eine Partei existenzbedrohend sein kann,<br />
als richtig erkannte Einsichten, die aber „ans Eingemachte“ gehen, die also<br />
zentrale Aspekte der bisherigen Lebensführung in Frage stellen, umzusetzen.<br />
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