Klimawandel – Faktum oder Spuk? - OPUS - Friedrich-Alexander ...
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Matthias Warstat<br />
etwa Einkommen, Bildungsnachweise und berufliche Positionen. Charaktereigenschaften<br />
werden wie Produktqualitäten steckbriefartig erfasst. Die Bewerberin<br />
<strong>oder</strong> der Bewerber muss als erstes genau reflektieren, was er <strong>oder</strong><br />
sie zu bieten hat, wie er <strong>oder</strong> sie sich selbst sieht, und was von möglichen Partnern<br />
erwartet wird. 1 Auch das ist ein neuer Zug gegenwärtiger Partnersuche:<br />
Die Erwartungen an den anderen werden schon vor der ersten Begegnung<br />
genau formuliert und schriftlich fixiert. Denn nichts anderes fordern Partneragenturen<br />
wie parship.de, elitepartner.de <strong>oder</strong> edarling.de. Je genauer man<br />
seine Wünsche definiert hat <strong>–</strong> so die Botschaft <strong>–</strong> desto wahrscheinlicher kann<br />
ein passender Partner gefunden werden. Es liegt auf der Hand, dass diese Art<br />
der Verlagerung sozialer Kontakte ins Medium Internet unser Beziehungsleben<br />
verändern wird und schon verändert hat. Auch in früheren Zeiten war<br />
klar, dass die Partnersuche mit Kapital zu tun hat, sozialem, kulturellem und<br />
ökonomischem Kapital, welches beide Seiten in die Begegnung einbringen<br />
und abgleichen. Aber nie waren diese Marktzusammenhänge so explizit, so<br />
unübersehbar wie heute. Viele freuen sich über die neuen Möglichkeiten, die<br />
das Internet dem Liebesleben eröffnet, aber ebenso viele klagen auch über den<br />
aufreibenden Zwang, immer wieder die eigene Haut medial zu Markte tragen<br />
zu müssen, um irgendwann einen Partner finden zu können. Ist der Partner<br />
einmal gefunden, dann muss er sich, vom ersten Tag an, an dem messen lassen,<br />
was er im Internet versprochen hatte.<br />
Die drei Begebenheiten beleuchten einige Facetten dessen, was heute unter<br />
dem Begriff „Mediengesellschaft“ verstanden wird. Es geht in den diesbezüglichen<br />
Debatten immer wieder um drei Entwicklungen, die wir seit der<br />
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, nämlich seit dem Siegeszug des Fernsehens<br />
beobachten, und die sich durch die Digitalisierung, insbesondere durch<br />
das neue Leitmedium Internet, noch einmal verstärkt haben:<br />
1. Wir erleben in verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen die Veröffentlichung<br />
von Ereignissen, die vorher privat <strong>oder</strong> geheim waren. Diese Veröffentlichung<br />
erfolgt durch hoch technisierte Medien mit gro ßer Reichweite.<br />
2. In stärkerem Maße als noch vor fünfzig <strong>oder</strong> sechzig Jahren bringen die<br />
Medien selbst Ereignisse hervor. Medien generieren Ereignisse <strong>oder</strong> werden<br />
selbst zum Ereignis. An internationalen Fernsehereignissen wie dem Eurovision<br />
Song Contest wird das deutlich.<br />
1 Vgl. Eva Illouz, 2006: Gefühle in Zeiten des Kapitalismus, Frankfurt/M., S. 115<strong>–</strong>168.