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Klimawandel – Faktum oder Spuk? - OPUS - Friedrich-Alexander ...

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Alles Theater? Mediengesellschaft als Inszenierungsgesellschaft<br />

nerseits möglich, über große räumliche Distanzen hinweg mit Menschen zu<br />

sprechen. Seit es das Telefon gibt, können wir uns mit unseren Freunden und<br />

Verwandten live, in Echtzeit unterhalten, auch wenn sich diese in weit entfernten<br />

Gegenden aufhalten. Das ist unbestreitbar eine beachtliche Vermittlungsleistung,<br />

die wohl niemand heute missen möchte. Andererseits wissen<br />

wir aus dem Alltag nur zu gut, dass das Telefon auch Barrieren schafft. Wenn<br />

wir zum Beispiel einem Freund eine schwierige, persönliche Nachricht zu<br />

überbringen haben, pflegen wir zu sagen: „Lass uns das lieber nicht am Telefon<br />

besprechen.“ Wer einem Arbeitnehmer kündigen <strong>oder</strong> eine private Beziehung<br />

beenden möchte, würde das, wenn er ein gewisses Anstandsgefühl<br />

hat, eher nicht am Telefon erledigen. Am Telefon hören wir zwar die Stimme<br />

des anderen, aber wir sehen dem anderen nicht in die Augen, wir erhalten<br />

keinen Eindruck von seiner Körperlichkeit und können sein Mienenspiel nur<br />

erahnen. Das ist aber nicht die einzige Differenz zur direkten Kommunikation<br />

vis-à-vis. Die vielleicht sogar wichtigere Differenz besteht in der geringeren<br />

Verbindlichkeit. Es fällt uns vergleichsweise leicht, ein Telefongespräch<br />

abrupt zu beenden: Wir brauchen nur den Hörer auf die Gabel zu knallen<br />

(um es etwas antiquiert auszudrücken). Weil das Telefon so vieles vom anderen,<br />

aber auch von uns selbst, in der Kommunikation ausblendet <strong>–</strong> das Antlitz,<br />

den Blick, den Körper, die Bewegungen <strong>–</strong> können wir uns vom anderen<br />

umso leichter abwenden, und wir können vielleicht auch leichter lügen, täuschen<br />

und manipulieren. Möglicherweise können wir uns am Telefon besser<br />

verstecken. 3<br />

Ein Medium ist etwas, das, indem es eine Vermittlung schafft, immer<br />

auch eine Barriere, ein Hindernis errichtet. Mit Medien zu arbeiten, heißt deshalb<br />

auch, Barrieren zu errichten, Dinge zu verstecken, Aspekte der Wirklichkeit<br />

auszublenden. Der Gedanke der Manipulation, der Verstellung und<br />

der Heimlichkeit gehört zur Mediengesellschaft von Anfang an, er ist dem<br />

Medium selbst inhärent. Dass die Medien die Kommunikation formen und<br />

uns dabei bestimmte Erfahrungen vorenthalten, ist an sich nichts Neues und<br />

nichts Besonderes.<br />

3 Siehe dazu Dieter Mersch, 2002: Ereignis und Aura. Untersuchungen zu einer Ästhetik<br />

des Performativen, Frankfurt/M., S. 100<strong>–</strong>103.<br />

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