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Klimawandel – Faktum oder Spuk? - OPUS - Friedrich-Alexander ...

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Alles Theater? Mediengesellschaft als Inszenierungsgesellschaft<br />

men und anerkannt zu werden. Aus den Vereinigten Staaten hört man, dass<br />

bei Neueingebürgten oft ein besonders demonstrativer Umgang mit den nationalen<br />

Symbolen, etwa der Flagge <strong>oder</strong> der Hymne, auffällig ist. Dieses demonstrative<br />

Verhalten zielt offenkundig darauf ab, die neu angenommene nationale<br />

Identität von den Mitbürgern auch bestätigt zu bekommen. Der Ort,<br />

wo sich Identitäten zu bewähren haben, wo sie Stabilität gewinnen können<br />

<strong>oder</strong> überhaupt erst wirklich werden, ist also der Blick des Mitmenschen, des<br />

anderen, der sich in seinem Verhalten auf die wahrgenommene Identität bezieht.<br />

Daraus resultiert eine strukturelle Abhängigkeit der eigenen Identität<br />

von der Wahrnehmung des anderen. Alle Bemühungen um Identitätskonstruktion<br />

nutzen wenig, wenn sie in den Blicken anderer Menschen keine Bestätigung<br />

finden.<br />

Genau an diesem Punkt kommen Inszenierungen ins Spiel. Denn die Blicke<br />

der anderen können beeinflusst werden. Wir können etwas, eine Sache,<br />

ein Ding <strong>oder</strong> eine Handlung, so herrichten, dass es von den anderen in bestimmter<br />

Weise wahrgenommen wird. Etwas für die Wahrnehmung der anderen<br />

herrichten <strong>–</strong> das ist die einfachste theaterwissenschaftliche Definition<br />

für den Begriff der Inszenierung. Inszenierung heißt: etwas für die Wahrnehmung<br />

einrichten <strong>oder</strong> herrichten.<br />

Von dieser Definition ausgehend wird deutlich, dass auch Identitäten inszeniert<br />

werden können <strong>oder</strong> sogar müssen. Es ist uns nicht gleichgültig, welcher<br />

Eindruck von uns in der Wahrnehmung des anderen entsteht. Der Philosoph<br />

Helmuth Plessner („Die Stufen des Organischen und der Mensch“, 1928)<br />

hat in diesem Zusammenhang von der exzentrischen Positionalität des Menschen,<br />

Abständigkeit des Menschen von sich selbst gesprochen: Weil wir uns<br />

beim Handeln immer auch mit den Augen des anderen sehen, das heißt einen<br />

zur Beobachtung nötigen Abstand zu uns selbst einzunehmen in der Lage<br />

sind, entwickeln wir das Bedürfnis, unser Handeln und Erscheinen für den<br />

Blick des anderen herzurichten und in bestimmter Weise auszugestalten. Solange<br />

wir immer auch unser eigener Zuschauer sind <strong>–</strong> und diese Selbstreflexivität<br />

ist für den Menschen nach Plessner kaum vermeidbar <strong>–</strong> kommen wir<br />

nicht umhin, unser Erscheinungsbild zu inszenieren und uns dabei der Muster<br />

bestimmter Identitätskonstrukte zu bedienen.<br />

Der innere Zusammenhalt einer Gesellschaft ist an Identitäten gebunden,<br />

die den Einzelnen mit einer größeren Zahl von Menschen zusammenführen.<br />

Identitäten sind aber nicht einfach da. Sie werden im Sprechen und Handeln<br />

hervorgebracht. Dieses Sprechen und Handeln ist in gewissem Maße steuer-<br />

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