Region Mittlere Havel Entwicklungsgutachten - rent o point
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<strong>Entwicklungsgutachten</strong> <strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong><br />
4.3 Kulturhistorischer Abriss<br />
Einige Inhalte für dieses Kapitel sind im Wesentlichen unter den Gliederungspunkten<br />
Lehnin und Brandenburg a.d.H. (2.4.) und Besiedlungsgeschichte (4.1.) eingearbeitet<br />
worden und sollen hier nicht wiederholt werden. Dennoch soll betont werden, dass die<br />
<strong>Region</strong> <strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> als Wiege der Mark Brandenburg gelten kann und dass das Kloster<br />
Lehnin als geistliche Keimzelle der Entwicklung fungiert hat. Die weltliche Macht hat sich<br />
auf und um die Dominsel Brandenburg entwickelt. Impulse hat die Entwicklung der<br />
Kulturlandschaft aber auch durch Einwanderer erhalten. Die frühzeitige Säkularisierung<br />
des Klosters Lehnin kennzeichnet den frühen Wechsel zum Protestantismus und einem<br />
Bekenntnis zur Toleranz in der <strong>Region</strong>. Die Landschaft der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong> hat<br />
Jahrhunderte im Schatten der großen Städte ihr Dasein gefristet. Nun ist es an der Zeit,<br />
dass sich die alten und neuen Bewohner identitätsstiftend der natürlichen und der<br />
eigenen Werte bewusst werden und daraus ein bürgerschaftlich geprägtes<br />
Unternehmertum zum Nutzen der Bewohner und seiner Natur entwickeln. Die <strong>Region</strong><br />
<strong>Mittlere</strong> <strong>Havel</strong> ist als historische Einheit zu begreifen, die durch ein Miteinander der<br />
Akteure die Gemeinschaft voranbringen kann.<br />
4.4 Landwirtschaftliche Entwicklung<br />
Die neolithischen Ackerbauern im Atlantikum, in der Zeit vom 6. bis Anfang des 3.<br />
Jahrtausends v.u.Z., waren die ersten Menschen, die durch Rodungen Einfluss auf die<br />
Bodenentwicklung nahmen. Die ersten slawischen Siedler ließen sich in der Mark<br />
Brandenburg vor 1.500 Jahren nieder. Trotzdem kann das Land als dünn besiedelt<br />
gelten. Erst mit den Ansiedlungsbestrebungen der preußischen Könige ließen sich mehr<br />
Menschen in der <strong>Region</strong> nieder und benötigten Ackerland und Weideflächen. Die Siedler<br />
drangen bis in die Niederungen vor, konnten aber ohne eine Entwässerung (Melioration)<br />
der Moore nicht ihre Grundversorgung sichern. So wurden die Moore mit staatlicher<br />
Unterstützung entwässert und zu Acker und Weideflächen umgewandelt.<br />
Die Wälder der <strong>Region</strong> wurden durch die Rodungen für Ackerland und den Einschlag für<br />
Brennholz stark dezimiert und so griffen die Siedler in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts<br />
auf ein anderes Brennmaterial zurück: den Torf aus den trockengelegten Mooren. Der<br />
Ton unterhalb der Torfschichten wurde nun auch gewonnen, zu Baumaterial für die<br />
eigenen Häuser verarbeitet und begründete die Ziegelindustrie an der <strong>Mittlere</strong>n <strong>Havel</strong>. Im<br />
Laufe der Industrialisierung im 19.Jahrhundert nahm nicht nur die Bevölkerungsdichte zu<br />
und damit der Bedarf an Ackerflächen. Die neuen Maschinenentwicklungen wie<br />
Dampfpflüge und Dampfloks erlaubten auch eine schnellere und großflächige<br />
Veränderung der Moorlandschaft in Nutzfläche für die Landwirtschaft und das<br />
Ziegelwesen. Längst versorgte sich die Landbevölkerung nicht mehr nur selbst mit ihren<br />
Produkten, sondern lieferte auch die wichtigen Versorgungsgüter für die aufblühenden<br />
Städte der <strong>Region</strong> wie auch Berlin, Potsdam und Brandenburg. Eine weitere Welle der<br />
Urbarmachung der landwirtschaftlich noch nicht genutzten Flächen, also auch den<br />
Niederungsgebieten der <strong>Havel</strong> und den Trockenflächen der Zauche, begann nach dem 2.<br />
Weltkrieg. Die Bevölkerung sollte möglichst rasch zur Selbstversorgung in der Lage sein.<br />
So wurden weitere Maßnahmen zur Trockenlegung von Mooren aber auch zur<br />
Bewässerung von trockenen Hochflächen eingeleitet. Eingriffe in die natürliche<br />
Bodennutzung der Landwirtschaft wurden mit starken Düngemitteleinträgen geplant, um<br />
höhere Erträge in der „Streusandbüchse Brandenburg“ zu erzielen. Um<br />
Überschwemmungen vorzubeugen wurden die Flüsse eingedeicht, aber auch die<br />
Entwässerungsgräben in Trockenzeiten wieder zur Bewässerung genutzt. Entlang der<br />
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