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Kapitel 1 - Humboldt-Universität zu Berlin

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2.6.1 Folgen für die amerikanische Filmwirtschaft<br />

Die Entwicklung des Fernsehens <strong>zu</strong>sammen mit den Antitrust-Urteilen 26 im Jahr 1946<br />

veranlasste die amerikanischen Majors <strong>zu</strong> einer <strong>zu</strong>nehmenden Differenzierung und<br />

Ausweitung ihrer Produktionspolitik. Die Folge waren Orientierung auf ein jüngeres<br />

Publikum – im Gegensatz <strong>zu</strong> Familie und älteren Menschen als Zielgruppe des Fernsehens –,<br />

Integration und Verbreitung neuer Technologien und Auswertungsformen, weniger, dafür<br />

immer aufwändiger inszenierte Filme (sogenannte Blockbuster 27 ), runaway Produktionen 28 ,<br />

umfangreiches Marketing, Konzentration auf Verleih und Finanzierung, flexible<br />

Produktionsstrukturen (Abkehr vom Studiosystem der festen Verträge) und weitere<br />

kostenminimierende bzw. attraktivitätssteigernde Maßnahmen. 29 Gleichzeitig bildete sich eine<br />

mächtige Filmlobby, die MPAA, die starken Einfluss insbesondere auf die amerikanische<br />

Außenhandelspolitik ausübte. 30 Mit diesen Strategien konnten die amerikanischen Filmstudios<br />

seit Beginn der 70er Jahre ihren Marktanteil in allen europäischen Ländern kontinuierlich<br />

steigern und ihre Dominanz an fast allen europäischen Märkten bis heute behaupten.<br />

2.6.2 Folgen für die europäische Filmwirtschaft<br />

Die europäischen Staaten waren zwar auch mit dem Phänomen des Besucherrückgangs<br />

konfrontiert, die Reaktionen auf die wachsende Herausforderung waren jedoch ganz andere.<br />

Der Zweite Weltkrieg hatte die europäischen Filmindustrien <strong>zu</strong>nächst wirtschaftlich weiter<br />

geschwächt. Anhaltender Kapitalmangel und das Fehlen industrieähnlicher Strukturen und<br />

international wettbewerbsfähiger Produktions- und Verleihfirmen prägten das Bild. Der<br />

Import der durchaus beliebten amerikanischen Filme verschärfte die Situation weiter.<br />

Nachdem 1948 der Film vor allen Dingen auf Drängen Frankreichs (und gegen den Willen<br />

26 Eine gerichtlich verordnete Dekonzentration von Produktion/Distribution und Auswertung, welche die<br />

monopolartige Stellung der Majors entscheidend schwächte. Vgl. Sedgwick und Pokorny (2005), S. 19.<br />

27 Diese Entwicklung zeigte sich besonders ab den 70er Jahren: Weniger, dafür immer aufwändigere Filme in<br />

Begleitung massiven Marketings waren und sind für den Großteil des amerikanischen und europäischen<br />

Kinoumsatzes bis heute verantwortlich. Vgl. Scott (2001), S. 24 und 25.<br />

28 Dreharbeiten werden aus Kostengründen außerhalb der USA durchgeführt z.B. auf Grund billigerer<br />

Arbeitskräfte, günstiger Wechselkurse oder auch dem Ausnutzen von Steueranreizen und anderen<br />

wirtschaftlichen Beihilfen.<br />

29 Eine Vertiefung dieses Übergangs des klassischen Hollywood-Studios in mehr diversifizierte Strukturen und<br />

die Transformation in große Multimediakonglomerate findet sich z.B. in: Scott (2001), S. 11ff.<br />

30 Motion Pictures Association of America. In dieser Gruppe waren und sind die Interessen der großen Studios<br />

gebündelt und vertreten.<br />

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