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Kapitel 1 - Humboldt-Universität zu Berlin

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Problematik eines „<strong>zu</strong> hohen“ Preises anhand des Auswertungsfensters Kino (höchste<br />

Ausschließbarkeit) diskutiert werden.<br />

Ein wie weit auch immer über den Grenzkosten liegender Preis generiert aus<br />

volkswirtschaftlicher Sicht eine suboptimale Nachfrage, die unter der tatsächlichen bzw. unter<br />

dem gewünschten sozialen Optimum liegt und damit <strong>zu</strong> Wohlfahrtsverlusten führt. In diesem<br />

Fall versagt der Markt. Eine Marktlösung kann dem<strong>zu</strong>folge <strong>zu</strong> einer ineffizienten<br />

Bereitstellung von Filmen führen: Obwohl es eine Nachfrage nach einem Film gibt, wird sie<br />

nicht oder nur teilweise bedient, auch wenn die Kosten für die <strong>zu</strong>sätzliche Bereitstellung<br />

(Grenzkosten) niedriger sind als der Preis, den manche Individuen noch <strong>zu</strong> zahlen bereit<br />

wären. 147 In diesem Fall müsste dem Staat, wäre er an einem wohlfahrtsoptimalen Preis<br />

interessiert, daran gelegen sein, den Preis möglichst nahe den Grenzkosten <strong>zu</strong> halten, z.B.<br />

durch Zwang. Jedoch hätte solch ein Preis, der den Grenzkosten nahe oder gleichgesetzt<br />

würde, verzerrende Wirkungen auf das Angebot: Ein Hersteller hätte keinen Anreiz <strong>zu</strong><br />

produzieren und damit das Phänomen wiederkehrender versunkener Kosten <strong>zu</strong> tragen. Die<br />

Wohlfahrtskosten einer nachfolgenden Einstellung der Produktion wären dann vermutlich<br />

ungleich höher als der eigentliche Wohlfahrtsverlust durch die wiederkehrenden versunkenen<br />

Kosten und die damit verbundenen höheren Preise. 148 Andererseits könnte der Staat<br />

versuchen, die Lücke zwischen dem wohlfahrtsoptimalen Preis und dem Preis, der die hohen<br />

Kosten der Hersteller effektiv deckt, durch Subventionen <strong>zu</strong> füllen. Die Folge einer solchen<br />

Staatsaktivität wären aber möglicherweise ineffiziente Verhaltensänderungen seitens der<br />

Anbieter wie <strong>zu</strong>m Beispiel die Herausbildung einer Subventionsmentalität, als auch die<br />

gesamtwirtschaftlichen Kosten, die durch die Erhebung von Steuergeldern oder die<br />

Reduzierung von Mitteln in anderen Bereichen entstünden. 149 Für das Spannungsverhältnis<br />

zwischen Markt und einer potentiellen Staatsaktivität muss gelten, dass die Kosten, die durch<br />

das im Falle der wiederkehrenden versunkenen Kosten notwendige Übel eines höheren und<br />

nicht optimalen Preises entstehen, abgewogen werden müssen gegen die Verluste, die ein<br />

Eingriff des Staates mit sich bringen würde. Allerdings erübrigt sich die Rolle für den Staat,<br />

wenn nicht explizit der verstärkte Kinokonsum das Ziel des Staates wäre. Ansonsten haben<br />

sich im Laufe der Entwicklungsgeschichte des Films <strong>zu</strong>sätzliche Auswertungsfenster ergeben,<br />

die den Filmkonsum <strong>zu</strong> weitaus niedrigeren Preisen anbieten und damit grundsätzlich die<br />

Bedürfnisse aller potenziellen Nachfrager früher oder später befriedigen können.<br />

147 Vgl. Stiglitz (1989), S. 119.<br />

148 Vgl. Baumol (2006), S. 350.<br />

149 Vgl. Blankart (2006), S. 64f.<br />

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