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Kapitel 1 - Humboldt-Universität zu Berlin

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ersten Jahr <strong>zu</strong> 100 % von der eigenen Steuerschuld abgeschrieben werden. Dies führte aber<br />

da<strong>zu</strong>, dass ein Großteil der Gelder (über 1 Mrd. Euro) in die Produktion von amerikanischen<br />

Blockbustern gepumpt wurde. War der Film erfolgreich – und das Risiko bei Blockbustern<br />

schien den meisten Investoren offensichtlich niedriger <strong>zu</strong> sein – profitierten die Privatanleger<br />

und Investoren doppelt. 165<br />

Ein partiell unvollständiger Finanzierungsmarkt erschwert wiederum den Markt<strong>zu</strong>tritt. Die<br />

Existenz eines einfachen Markt<strong>zu</strong>tritts und -abgangs ist aber unter anderem eine<br />

Vorausset<strong>zu</strong>ng für die Existenz des monopolistischen Wettbewerbs.<br />

Der Grund, warum die Filmproduktionsmärkte in Europa und den USA trotzdem durch<br />

monopolistischen Wettbewerb gekennzeichnet sind, liegt im europäischen Fall vor allem in<br />

den Filmförderungen der Staaten, während er sich im Fall des US-amerikanischen<br />

Filmmarktes aus der Entwicklungsgeschichte der amerikanischen Filmindustrie heraus ergibt.<br />

In <strong>Kapitel</strong> 2 dieser Arbeit wurde konstatiert, dass sich auf dem amerikanischen Markt im<br />

Laufe der frühen Filmentwicklungsgeschichte kapitalstarke Produzenten und Verleiher, die so<br />

genannten Major Studios, mit Hilfe großer Banken herausgebildet haben. Bis in die 1940er<br />

Jahre hinein war der Markt geprägt von fest angestellten Produzenten, die direkt für die<br />

großen Studios arbeiteten. Das Studio trat als Produzent, Verleiher und bis <strong>zu</strong> den<br />

Antitrustprozessen von 1946 <strong>zu</strong>m Teil auch als Kinobetreiber auf. Diese Struktur aber änderte<br />

sich im Laufe der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als sich die Studios unter anderem von<br />

den festen Produktionsstrukturen lösten. 166 Als Folge davon bildete sich ein Markt vieler<br />

kleiner unabhängiger Produzenten, die den Studios, aber auch direkt den Auswertern wie dem<br />

Fernsehen, anderen Verleihern oder Banken heut<strong>zu</strong>tage packages anbieten mit dem Ziel einer<br />

Finanzierung <strong>zu</strong>r Durchführung der Herstellung. Die Major Studios delegieren heut<strong>zu</strong>tage die<br />

eigentliche Produktionstätigkeit regelmäßig an einzelne Unternehmer oder kleine<br />

Produktionsfirmen. Erst daraus konnte sich ein Markt der monopolistischen Konkurrenz<br />

entwickeln. 167 Ähnlich – aber aus ganz anderen Gründen – liegt der Fall in den europäischen<br />

Filmmärkten: Hier sind es in der Regel die Filmförderungen, die eine Finanzierung und damit<br />

einen Markt<strong>zu</strong>tritt in den Filmmarkt für die unterschiedlichsten Produkte überhaupt erst<br />

ermöglichen.<br />

165 Vgl. Dale (1997), S. 25, Duvvuri (2007), S. 82ff., Blickpunkt:Film, Nr. 45/06, S.22ff.<br />

166 Vgl. <strong>Kapitel</strong> 2.6.1, S.17.<br />

167 Vgl. Scott (2001), S. 12ff.<br />

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