Kapitel 1 - Humboldt-Universität zu Berlin
Kapitel 1 - Humboldt-Universität zu Berlin
Kapitel 1 - Humboldt-Universität zu Berlin
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
3.10 Die Rolle des Einkommens<br />
Eine zentrale Variable, die das Verhalten der Individuen im ökonomischen Kontext<br />
beeinflusst, ist das Einkommen. Ganz allgemein fungiert das Einkommen der Individuen einer<br />
Gesellschaft als Restriktion ihrer Konsummöglichkeiten. Real steigende Einkommen<br />
implizieren, dass die Individuen mehr Geld für den Konsum von Freizeitaktivitäten, <strong>zu</strong>m<br />
Beispiel also für den Filmkonsum, besitzen werden. Sinken ihre Einkommen hingegen, <strong>zu</strong>m<br />
Beispiel durch Abgaben an den Staat, verringert sich ihr Budget für den Konsum von<br />
Freizeitaktivitäten.<br />
Real steigende Einkommen können den in Abschnitt 3.3 beschriebenen Effekt der<br />
Baumol’schen Kostenkrankheit eindämmen, indem sie in der Gesellschaft <strong>zu</strong> einem<br />
vermehrten, <strong>zu</strong>mindest aber gleich bleibendem Konsum von Filmen führen können, auch<br />
wenn die Preise für diese durch die höheren Kosten im Sektor mit konstanter Produktivität<br />
steigen. 98<br />
Der Kinobesuch gilt <strong>zu</strong>sätzlich als relativ zeitintensive Aktivität. Neben dem Effekt<br />
steigenden Realeinkommens muss somit auch ein Substitutionseffekt beachtet werden, bei<br />
dem es um die Reallokation von Zeit zwischen Freizeitaktivitäten geht. 99 Dabei wird davon<br />
ausgegangen, dass die Opportunitiätskosten der Freizeit auf Grund real steigender<br />
Einkommen steigen und deshalb zeitintensive Aktivitäten gegen weniger zeitintensive<br />
Aktivitäten substituiert werden. Anders herum lässt sich dieses Argument auch auf eine<br />
plötzlich steigende Abgabenlast an den Staat anwenden. Um ihr ursprüngliches<br />
Einkommensniveau nach der Einführung einer Abgabe wieder <strong>zu</strong> erreichen, müssen die<br />
Individuen mehr arbeiten. Auch in diesem Fall ist ein Substitutionseffekt insbesondere <strong>zu</strong><br />
Ungunsten des Kinokonsums denkbar.<br />
Des Weiteren ist <strong>zu</strong> beachten, dass unter der Annahme gleicher Preise und horizontal<br />
differenzierter Güter die relativen Einkommen der Individuen von besonderer Bedeutung<br />
sind. Ein Ausschluss von Individuen <strong>zu</strong> einem nicht-diskriminierenden, daher für alle<br />
gleichermaßen hohen Preis begünstigt grundsätzlich reichere Individuen und beungünstigt<br />
98 Vgl. Baumol (2006), S. 347.<br />
99 Der Grund dafür ist, dass in der ökonomischen Theorie Zeit als ein knappes Gut gehandelt wird. Knappen<br />
Gütern kann in der Regel auch ein Preis <strong>zu</strong>geordnet werden. Dieser „Zeitpreis“ ist für kulturelle Güter wie den<br />
Film und hier besonders für den Kinokonsum möglicherweise einflussreicher in der Konsumentscheidung der<br />
Individuen als der Eintrittspreis selbst. Vgl. Throsby (2001), S. 116.<br />
36