Kapitel 1 - Humboldt-Universität zu Berlin
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Reproduktion sowie die ökonomischen Eigenschaften geringer Grenzkosten in der<br />
Verbreitung sowie die Nichtrivalität im Konsum begünstigen eine breite und massenhafte<br />
Auswertung. Dies hat, wie erwähnt, aber auch Konsequenzen auf den Inhalt und die<br />
Zusammenset<strong>zu</strong>ng der eingesetzten Inputfaktoren eines Films. Insbesondere die<br />
amerikanische Filmindustrie setzte sehr früh auf eine fabrikähnliche Massenproduktion, die<br />
dem Wunsch der Konsumenten vor allem nach Attraktion und Zerstreuung entgegenkam.<br />
Technologische Entwicklungen wie das Aufkommen des Fernsehens, steigende<br />
Realeinkommen sowie vermehrte Substitutionsmöglichkeiten insbesondere alternativer<br />
Freizeitaktivitäten widersprachen <strong>zu</strong>nehmend einer solchen Angebotspolitik. Des Weiteren<br />
wurde in dieser Arbeit die besondere Rolle des Filmverleihs hervorgehoben. Unter<br />
Marktbedingungen erfüllt der Verleih eine Finanzierungsfunktion, eine Informationsfunktion<br />
und eine Selektivfunktion bezüglich vorhandener oder geplanter Filmvorhaben. Außerdem<br />
spielen bei ihm Größenvorteile eine Rolle. Es sind genau diese Funktionen, die in den<br />
europäischen Ländern seit dem Ersten Weltkrieg so gut wie nicht mehr vorhanden sind bzw.<br />
an andere Instanzen abgegeben wurden. Insbesondere die Selektiv- und die<br />
Finanzierungsfunktion wurde vom Staat fast vollständig durch die Filmförderung<br />
übernommen, während die Informationsfunktion <strong>zu</strong> weiten Teilen dem Markt überlassen<br />
wurde. Ohne diese Funktionen kann angenommen werden, dass sich die Größenvorteile im<br />
Verleih nicht oder nur un<strong>zu</strong>reichend entwickeln konnten und die Informationsfunktion<br />
mangels Kapitalausstattung vernachlässigt wurde. Aus der Analyse über das Marktversagen<br />
kann festgehalten werden, dass sich im Bereich der Filmwirtschaft eine potenzielle Rolle für<br />
den Staat ergibt. Hierbei wurde festgestellt, dass der Markt unter anderem nicht in der Lage<br />
ist, bestimmte (passive) Werte, die von den Konsumenten zwar gewünscht, jedoch nicht<br />
effektiv nachgefragt werden, bereit<strong>zu</strong>stellen. Für das Spannungsverhältnis von Markt und<br />
Staat wurde hier darauf hingewiesen, dass eine Finanzierung durch den Staat durch Abgaben<br />
seitens der Kinobetreiber und Home-Video Vertreiber ineffizient ist, da damit nicht alle, die<br />
von diesen externen Effekten profitieren, auch <strong>zu</strong>r Zahlung verpflichtet werden. Des Weiteren<br />
werden sowohl wirtschaftliche als auch kulturelle Effekte auf die Branche, auf andere<br />
Wirtschaftszweige und auf die Gesellschaft einer Region oder eines Landes generiert, die der<br />
Markt nicht ausreichend berücksichtigt. Hier wurde insbesondere auf eine Zielproblematik<br />
seitens des Staates hingewiesen. Will der Staat Regional- und Arbeitsplatzeffekte erzielen, so<br />
ist es aus ökonomischer Sicht erforderlich, jegliche Filmförderungen gegen alternative,<br />
möglicherweise effizientere Mittelverwendungen gegen<strong>zu</strong>rechnen. Es wurde vorgeschlagen,<br />
dass der Staat durch den Abbau von Bürokratiehemmnissen, den Ausbau filmrelevanter<br />
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