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Kapitel 1 - Humboldt-Universität zu Berlin

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3.7 Die Rolle der Information<br />

Im Entscheidungskalkül der Konsumenten für oder gegen einen bestimmten Film spielen<br />

somit die <strong>zu</strong>r Verfügung stehenden und <strong>zu</strong>r Verfügung gestellten Informationen und deren<br />

Quelle eine wesentliche Rolle. Die <strong>zu</strong>r Verfügung gestellte Information kommt aus der<br />

Werbung 87 , von Filmkritiken und über Empfehlungen von Freunden und Bekannten, die so<br />

genannte Mundpropaganda 88 . Die <strong>zu</strong>r Verfügung stehende Information bezieht sich vor allem<br />

auf die Erfahrung mit dem vorangegangenen Konsum. Dies ist eine Eigenschaft, die<br />

insbesondere im Fall horizontal differenzierter Güter, die <strong>zu</strong>m selben Preis angeboten werden,<br />

in der Konsumentscheidung von erheblicher Bedeutung sein kann. 89 Hier kann <strong>zu</strong>m Beispiel<br />

die Minimierung des Risikos hinsichtlich der Kosten des Bedauerns seitens der Konsumenten<br />

eine wichtige Rolle spielen für die Beeinflussung der Präferenzrangfolge der Konsumenten<br />

und die Minimierung des Absatzrisikos. Um dies <strong>zu</strong> erreichen, kann an den vergangenen<br />

Konsum angeknüpft werden, beispielsweise durch Filmfortset<strong>zu</strong>ngen oder die Beset<strong>zu</strong>ng von<br />

Stars in immer gleichen Rollen. Dadurch können vom vergangenen Konsum erlernte<br />

Merkmale bzw. bestehende Erwartungshaltungen eher erfüllt werden.<br />

3.8 Der Film als Erfahrungsgut und Unsicherheit<br />

Der Film besitzt die Eigenschaften eines Erfahrungsgutes. Das bedeutet, dass der Konsument<br />

einen Film weder kennt noch bewerten kann, bevor er diesen nicht selbst konsumiert hat.<br />

Dieser Aspekt führt <strong>zu</strong> Nachfrageprozessen, die durch eine auf sich selbst aufbauende und in<br />

der Regel ex post (also nach der Veröffentlichung eines Films) vom Hersteller unlenkbare<br />

Resonanz (recursive feedback) gekennzeichnet sind.<br />

86 Das ergibt sich einerseits aus der <strong>zu</strong> investierenden Zeit der Informationssuche und den damit verbundenen<br />

Kosten, andererseits aus der Tatsache, dass ein absolut gleicher Ticketpreis für Individuen mit einem geringeren<br />

Einkommen höhere Kosten verursacht als für Individuen mit einem relativ höherem Einkommen. Siehe auch<br />

<strong>Kapitel</strong> 3.10, S. 36.<br />

87 Ein Indiz für die relative Wichtigkeit dieses Merkmals sind die durchschnittlichen Marketingkosten für einen<br />

Film, der durch eines der US-amerikanischen Major Studios finanziert und verliehen wird. Dieser Wert lag im<br />

Jahr 2005 bei 36,2 Mio. Dollar, eine beachtliche Summe bei einem durchschnittlichen Budget (negative costs,<br />

Marketingkosten nicht eingerechnet) von 60 Mio. Dollar. Dies entspricht einem Wert von über 60 % der<br />

Herstellungskosten. Vgl. EAI (2006): „FOCUS 2006 World Film Market Trends“, S. 39.<br />

88 Engl.: word-of-mouth. Vgl. Walls (2005), S. 178.<br />

89 Vgl. Sedgwick, Pokorny (2005), S.10: „The expectations that audiences have acquired from previous filmgoing<br />

experiences are likely to be strongly formed within cultures in which film-going has been a genuinely<br />

popular leisure activity.” Vgl. auch: Throsby (2001), S. 115.<br />

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