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Kapitel 1 - Humboldt-Universität zu Berlin

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Beispiel: Der deutsche Filmmarkt<br />

Im Jahr 2007 wurden die 100 erfolgreichsten deutschen Filme 1 (nach Besuchern) von<br />

insgesamt 33 Verleihern verliehen. Davon wurden aber 43 Filme von insgesamt nur fünf<br />

Verleihern (Constantin, X-Verleih, Kinowelt, NEP-TV und Warner) bedient. Von den 33<br />

Verleihern verliehen 18 nur ein bis zwei Filme. Unter den zehn besucherstärksten<br />

deutschen Produktionen befinden sich drei Filme, die von Verleihern der US Studios<br />

(Disney und Warner) verliehen wurden. Vier der TOP 10-Filme wurden von dem<br />

deutschen Produzenten und Verleiher Constantin verliehen, wovon aber nur einer von<br />

Constantin selbst produziert wurde. Unter den zehn besucherstärksten Filmen 2007<br />

insgesamt (nationale und internationale Produktionen) wurden alle zehn Titel von den<br />

Verleiharmen der Majors verliehen, inklusive der einen deutschen Produktion, Die wilden<br />

Kerle 4 (Disney), die auf Platz neun rangierte.<br />

Quelle: FFA (2008): „Infoblatt 01/08“, S. 4 und 12. Eigene Berechnungen.<br />

Der Grund, warum auch im Verleih grundsätzlich nicht nur einige wenige Unternehmen auf<br />

den Filmmärkten präsent sind, liegt ähnlich wie im Produzentenmarkt in dem Vorliegen<br />

unterschiedlich hoher Markteintritts und -austrittsschranken für jeweils verschiedene<br />

Produktgruppen. So existiert am Weltverleihmarkt 172 mit besonders aufwendig und teuer<br />

hergestellten Filmen in Verbindung mit hohen Werbeausgaben und der Notwendigkeit eines<br />

großen Vertriebsnetzes ein weitaus größeres Markteintrittshindernis als in einem regional<br />

begrenzten Markt, der in der Regel durch einen geringen Finanzierungs- und<br />

Verbreitungsaufwand charakterisiert ist. Das Blockbuster-Prinzip 173 der großen<br />

amerikanischen Produktions- und Verleihfirmen weist drei klassische Markteintrittsschranken<br />

auf: massive Werbeausgaben, hohe Produktdifferenzierung und hohe Markt<strong>zu</strong>trittskosten. 174<br />

Auf diesem Markt ist ein Markteintritt offensichtlich nur sehr schwer möglich. 175 Am Beispiel<br />

des deutschen Filmmarkts zeigt sich, dass auch dort neben den internationalen Verleihern nur<br />

einige wenige nationale Verleiher einen Großteil der (besucherstärksten) Filme verantworten.<br />

172<br />

Gemeint sind hier vor allem der amerikanische und europäische Markt, sowie einzelne Märkte in Asien und<br />

Südamerika, Kanada und Australien.<br />

173<br />

Zur Erinnerung: Das sind Filme, die inhaltlich im Kern sehr universell angelegt sind, unter hohem<br />

Kostenaufwand entstehen (z.B. durch den Einsatz von Stars oder besonders aufwendigen Effekten) in<br />

Kombination mit einem hohen Marketingaufwand, und in der Regel einem nationalen oder weltweiten Kinostart<br />

in Verbindung mit einer massiven Anzahl von Filmkopien. Siehe auch <strong>Kapitel</strong> 2.6.1, S. 17, Fn. 27.<br />

174<br />

Vgl. Samuelson, Nordhaus (1998), S. 196f.<br />

175<br />

Das Beispiel des Wiedereintritts des Produzenten/Verleihers United Artists im Jahr 2006 durch Tom Cruise<br />

und Paula Wagner in den amerikanischen Studiomarkt zeigt, dass auch hier prinzipiell noch ein Markteintritt<br />

möglich ist. Das Startkapital von 500 Millionen Dollar, bereitgestellt durch den Finanzriesen Merrill Lynch, lässt<br />

jedoch darauf schließen, dass dies vermutlich ein Einzelfall bleiben wird. Vgl. Blickpunkt:Film, Nr. 48/07, S. 18.<br />

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