Kapitel 1 - Humboldt-Universität zu Berlin
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Eine formale Definition eines „Massenkunstwerks“ liefert Carroll (1998):<br />
„x is a mass artwork if, and only if, 1. x is a multiple instance or type artwork, 2.<br />
produced and distributed by a mass technology, 3. which artwork is intentionally<br />
designed to gravitate in its structural choices (for example, its narrative forms,<br />
symbolism, intended affect, and even its content) towards those choices that promise<br />
accessibility with minimum effort, virtually on first contact, for the largest number of<br />
untutored (or relatively untutored) audiences.” 75<br />
Diese Definition impliziert, dass auch der Inhalt dementsprechend auf die oben erwähnten<br />
technischen und ökonomischen Eigenschaften abgestimmt werden muss, <strong>zu</strong>mindest dann,<br />
wenn es um die Erzielung höchstmöglichen Gewinns, <strong>zu</strong>mindest aber um die Deckung der<br />
Kosten der getätigten Investition geht. Eine solche massentaugliche Angleichung ist umso<br />
eher <strong>zu</strong> erwarten, umso höher die Investition bzw. die Kosten des jeweiligen Films liegen.<br />
Im Falle des Films muss daraus folgend vermutet werden, dass die technische und<br />
ökonomische Eigenschaft des Films als Massengut eine logische Auswirkung auf seinen<br />
Inhalt und damit sein Wesen haben wird. 76 Unter Marktbedingungen und dem<br />
Effizienzkriterium ist folglich <strong>zu</strong> erwarten, dass neben dem technischen Kriterium „Grad der<br />
Reproduzierbarkeit“ und dem Kriterium der geringen <strong>zu</strong>sätzlichen Kosten in der Regel auch<br />
ein Massengeschmacksinhalt produziert wird, um Gewinne <strong>zu</strong> maximieren bzw. die<br />
höchstmögliche Zuschauerzahl <strong>zu</strong> erreichen.<br />
Diese Feststellung kann ein mögliches Spannungsfeld darstellen. Zwar funktioniert <strong>zu</strong>nächst<br />
der Markt an sich, d.h. das Angebot von Massenfilmen findet <strong>zu</strong> sehr günstigen Konditionen<br />
seine Nachfrage auf dem Markt, jedoch mögen die Annahmen der Gewinnmaximierung und<br />
des Effizienzgedankens Auswirkungen auf den Inhalt und das Wesen jedes Films haben, so<br />
dass der Markt möglicherweise für bestimmte Filme oder eine bestimmte Gruppe von Filmen<br />
nicht mehr richtig funktioniert. Beispielsweise, wenn Filme das Kriterium eines Massengutes<br />
aus ökonomischen, technischen oder inhaltlichen Gründen heraus nicht erfüllen können oder<br />
75 Vgl. Sedgwick, Pokorny (2005), S. 12. Die Definition stammt ursprünglich aus Carroll (1998): A Philosophy<br />
of Mass Art, Oxford: Oxford University Press, S. 196, und wurde als Sekundärliteratur übernommen.<br />
76 Vgl. hier<strong>zu</strong> das in <strong>Kapitel</strong> 2 erwähnte Spannungsverhältnis zwischen den USA und einigen europäischen<br />
Staaten, die im Laufe der frühen Entwicklung eine unterschiedliche Wertschät<strong>zu</strong>ng ggü. dem Charakter des<br />
Films entwic kelten. Siehe z.B. <strong>Kapitel</strong> 2.4, S. 14, Fn. 20.<br />
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