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Die globale Güterkette der Aluminiumindustrie - aluwatch

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Das Fallbeispiel Brasilien<br />

Exkurs 4: <strong>Die</strong> Companhia Vale Do Rio Doce<br />

Das staatliche Bergbauunternehmen CVRD ging aus den sog. Washington Agreements 113 des Jahres 1942<br />

hervor und sollte das erste große Hüttenwerk Lateinamerikas, die Companhia Si<strong>der</strong>ugica Nacional (CSN), mit<br />

Eisenerz versorgen. Durch die Gründung von Tochterunternehmen (z.B. Vale do Rio Doce Navegacao SA 1962),<br />

die Einglie<strong>der</strong>ung von Firmen (z.B. Amazonia Mineracao SA 1970) und die Bildung von Joint Ventures (z.B. mit<br />

Nippon Steel 1974) wuchs die CVRD in den Folgejahren zu einem <strong>der</strong> größten Unternehmen Brasiliens her-<br />

an114. Hauptgeschäftsfeld blieb dabei die För<strong>der</strong>ung von Eisenerz und die Produktion von Eisenerzpellets, so<br />

war sie fe<strong>der</strong>führend bei <strong>der</strong> Planung des Programa Grande Carajás und erhielt 1977 die exklusiven Abbaurechte<br />

für die riesigen Eisenerzvorkommen. Der Einstieg bei <strong>der</strong> MRN 1974 markierte den Beginn ihrer Aktivität auf dem<br />

Aluminiumsektor. Neben <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung von Eisenerz und <strong>der</strong> Aluminiumproduktion war das Unternehmen aber<br />

auch in einer Vielzahl an<strong>der</strong>er Bereiche tätig, z.B. in <strong>der</strong> Stahlproduktion, im Goldabbau, <strong>der</strong> Logistik (durch drei<br />

Eisenbahnlinien und Hafenanlagen), im Schiffbau, in <strong>der</strong> Energiewirtschaft (durch Beteiligungen an Wasserkraft-<br />

werken) und <strong>der</strong> Zellulose- und Papierproduktion.<br />

Nach <strong>der</strong> neuen Verfassung 1988 und <strong>der</strong> schrittweisen Liberalisierung des Bergbausektors wurde die CVRD<br />

trotz großen öffentlichen Wi<strong>der</strong>standes 1997 privatisiert 115 . In <strong>der</strong> Folgezeit konzentrierte sich <strong>der</strong> Mischkonzern<br />

auf den Bergbau und die Logistik und verkaufte die Unternehmenssparten außerhalb des Kerngeschäfts.<br />

<strong>Die</strong> rapide ansteigenden Erzpreise seit 2001 beson<strong>der</strong>s bei den Industriemetallen haben zu Milliardengewinnen<br />

geführt und die Übernahmen <strong>der</strong> Bergbauunternehmen Caemi (Brasilien) und Inco (zweitgrößtes Bergbauunter-<br />

nehmen Kanadas) ermöglicht. Damit stieg die CVRD 2006 endgültig zum Global Player auf und wurde das<br />

zweitgrößte Bergbauunternehmen <strong>der</strong> Welt (hinter BHP Billiton), präsent in 32 Län<strong>der</strong>n. Um auf einen Preisfall<br />

beim Eisenerz vorbereitet zu sein, begann die CVRD in den letzten Jahren ihre Aktivitäten zu diversifizieren, so<br />

investierte sie z.B. in ein Kohlebergwerk samt Eisenbahnverbindung und Hochseehafen in Mosambik. <strong>Die</strong> CVRD<br />

ist heute das größte Unternehmen Lateinamerikas und Weltmarktführer in <strong>der</strong> Produktion von Eisenerz, Nickel<br />

und Kohle.<br />

<strong>Die</strong> Privatisierung aus dem Jahr 1997 ist in Brasilien weiterhin höchst umstritten (Vgl. BRASILINO 2006, CARRANO<br />

2007). <strong>Die</strong> profitable CVRD wurde damals für 3,3 Mrd. Reais verkauft, was unter Kritikern als weit unterbewertet<br />

gilt. Bereits zwischen 1998 und 2000 verzeichnete das Unternehmen einen Reinprofit von fast 4,5 Mrd. Reais, im<br />

Jahre 2006 lag dieser bereits bei 13,4 Mrd. Reais. Der Wert <strong>der</strong> CVRD wird heute auf rund 130 Mrd. Reais<br />

geschätzt (etwa 60 Mrd. US $). Es existieren außerdem Zweifel an <strong>der</strong> Rechtmäßigkeit des Verkaufs, da die Rolle<br />

<strong>der</strong> brasilianischen Bank Bradesco und <strong>der</strong> US-amerikanischen Investmentbank Merill Lynch, die an <strong>der</strong> Schät-<br />

zung <strong>der</strong> CVRD beteiligt waren, nie ganz geklärt werden konnte 116 .<br />

113<br />

<strong>Die</strong>ses Abkommen zwischen den USA, Großbritannien und Brasilien beinhaltete Kredite über 59 Mio. US $ und die Nationalisierung<br />

des bis dahin britischen Bergbauunternehmens Itabira Mineracao sowie <strong>der</strong> Vitoria-Minas Bahnlinie mit dem Ziel eine<br />

eigene brasilianische Stahlproduktion aufzubauen. <strong>Die</strong> nationalistische Regierung unter Getulio Vargas versuchte dadurch die<br />

Kontrolle über die brasilianischen Ressourcen zu gewinnen, eine Metallindustrie aufzubauen und das Land zu mo<strong>der</strong>nisieren,<br />

die Alliierten versprachen sich von dem Abkommen die Versorgung mit Eisen und Stahl für ihre Rüstungsindustrie sowie ein<br />

strategisches Bündnis im Krieg gegen das Deutsche Reich.<br />

114<br />

Bereits 1975 wurde die CVRD <strong>der</strong> weltgrößte Eisenerzexporteur und Brasiliens führen<strong>der</strong> Devisenbeschaffer<br />

115<br />

Der Prozess wurde von massiven Protestveranstaltungen <strong>der</strong> Gewerkschaften begleitet und führte u.a. im Mai 1997 vor <strong>der</strong><br />

Börse in Rio de Janeiro zu gewaltsamen Auseinan<strong>der</strong>setzungen zwischen etwa 5000 Protestanten und <strong>der</strong> Militärpolizei, bei<br />

denen 33 Personen verletzt wurden.<br />

116<br />

Der Bradesco werden Verbindungen zu späteren Käufern <strong>der</strong> CVRD nachgesagt, Merill Lynch wird für die Unterbewertung<br />

<strong>der</strong> CVRD mitverantwortlich gemacht .<br />

99

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