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Die globale Güterkette der Aluminiumindustrie - aluwatch

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Das Fallbeispiel Brasilien<br />

te die Regierung Brasiliens 1974 das „Programa Polamazônia“ (Vgl. KOHLHEPP 2002, ABREU<br />

MONTEIRO 2004). Dabei sollten in 15 sog. Wachstumspolen (pólos de crescimento) Schlüsselindustrien<br />

angesiedelt werden, die vor- und nachgelagerte Betriebe anziehen und so<br />

Impulse für eine (industrie-)wirtschaftliche Entwicklung Amazoniens geben sollten. Der<br />

Schwerpunkt lag auf <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung von Mittel- und Großbetrieben in den Bereichen Landund<br />

Viehwirtschaft sowie Bergbau. Auch die MRN wurde 1974 als Teil dieses Programms<br />

gegründet. Durch erhebliche Steuervergünstigungen wurden dafür nationale und internationale<br />

Investoren angeworben, so dass die MRN als Joint Venture brasilianischer und ausländischer<br />

Unternehmen entstand und 1979 die erste Ladung Bauxit das Land in Richtung<br />

Kanada verließ.<br />

<strong>Die</strong> Produktionskomplexe in Barcarena und São Luís dagegen entstanden in den 80er<br />

Jahren neben dem Eisenerzprojekt in Carajás und dem Tucuruí-Stausee als Teil des PGC<br />

(s.o.). Mit dem PGC setzte die Regierung Brasiliens explizit auf den Bergbau und die exportorientierte<br />

metallurgische Industrie um Brasiliens Zahlungsbilanzverpflichtungen auszugleichen.<br />

Auch in den Entwicklungspolen Barcarena und São Luís wurden daher öffentliche<br />

Investitionen und Steueranreize <strong>der</strong> SUDAM und infrastrukturelle Einrichtungen als staatliche<br />

Vorleistungen verteilt, um private Investitionen anzulocken. <strong>Die</strong> MRN und die Betriebe Alunorte,<br />

Albras und Alumar sowie das Wasserkraftwerk am Tucuruí wurden zu einer integrierten<br />

Produktionskette zusammengeschlossen.<br />

Obwohl die bergbaulichen und metallurgischen Industriekomplexe selbst nur einen begrenzten<br />

Raum einnahmen, war die Erschließung und Inwertsetzung Amazoniens durch das PGC<br />

mit einem massiven Eingriff in die soziale und ökologische Struktur <strong>der</strong> Region verbunden.<br />

Eisenbahnlinien, Straßen, Häfen und Staudämme wurden gebaut, die Rechte <strong>der</strong> lokalen<br />

Bevölkerung dabei weitestgehend ignoriert. Unkontrollierte Migrationsbewegungen und<br />

massive Umweltzerstörung waren die Folge (Vgl. HALL 1989). Aufgrund zahlreicher auch<br />

internationaler Proteste fiel die Rückkehr zur Demokratie 1985 mit einer schrittweisen Abkehr<br />

vom PGC und dem Ausbau <strong>der</strong> Umweltgesetzgebung zusammen. Das Pilotprogramm zur<br />

Bewahrung <strong>der</strong> tropischen Regenwäl<strong>der</strong> Brasiliens (Programa Piloto Internacional para<br />

Conservação das Florestas Tropicais Brasileiras, PPG7), das 1990 von <strong>der</strong> deutschen<br />

Bundesregierung angeregt wurde, bildete einen Gegenentwurf zu <strong>der</strong> brasilianischen Industrialisierungspolitik<br />

<strong>der</strong> 70er und 80er Jahre und stellte die nachhaltige, mit dem Schutz des<br />

Regenwaldes in Einklang stehende wirtschaftliche Entwicklung Amazoniens in den Vor<strong>der</strong>grund<br />

102 . Obwohl das PPG7 bis heute seitens des brasilianischen Umweltministeriums<br />

unterstützt wird und dieses sich einer nachhaltigen Entwicklung in Amazonien verschrieben<br />

hat, blieb aber die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Mineral- und Metallindustrie mit dem Ziel <strong>der</strong> Weltmarktintegration<br />

weiterhin bestehen. Das ehrgeizige Programm Brasil em Ação (1997-1999) sowie<br />

102 Das PPG7 ist ein Hilfsprojekt mit einem Volumen von bisher 360 Mio. US $, an dem u.a. die GTZ, die KfW und die Weltbank<br />

beteiligt sind. Siehe auch http://www.worldbank.org/rfpp/projects/projects.htm<br />

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