Die globale Güterkette der Aluminiumindustrie - aluwatch
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Das Fallbeispiel Brasilien<br />
Beschäftigungseffekte, lokale Verwurzelung und Linkage-Effekte<br />
<strong>Die</strong> Produktionskomplexe in Amazonien waren als Entwicklungspole geplant. Sie sollten<br />
einerseits direkte Arbeitsplätze in <strong>der</strong> <strong>Aluminiumindustrie</strong> schaffen, aber darüber hinaus<br />
Anreize für Folgeinvestitionen in verwandten produzierenden Tätigkeiten auslösen.<br />
<strong>Die</strong> MRN beschäftigt heute insgesamt 1.133 Personen direkt, das entspricht etwa <strong>der</strong> Hälfte<br />
<strong>der</strong> in Brasilien insgesamt im Bauxitbergbau tätigen Personen 117 . Dabei hat diese Anzahl<br />
trotz <strong>der</strong> Produktionssteigerungen in den letzten Jahrzehnten abgenommen, noch Mitte <strong>der</strong><br />
90er Jahre gab es bei <strong>der</strong> MRN 2.200 Festangestellte und 700 Vertragsarbeiter (MÜLLER-<br />
PLANTENBERG 1996). <strong>Die</strong> zunehmende För<strong>der</strong>ung ist also verbunden mit einer steigenden<br />
Effizienz beson<strong>der</strong>s im Personalbereich, <strong>der</strong> den größten Kostenfaktor im Bauxitabbau<br />
darstellt. <strong>Die</strong> Produktivität lag im Jahre 2005 bei 15.301 t Bauxit pro Beschäftigtem!<br />
Kopplungseffekte existieren beim Bauxitabbau in Porto Trombetas kaum. <strong>Die</strong> För<strong>der</strong>technik<br />
erfor<strong>der</strong>t zwar einen teuren Fahrzeug- und Gerätepark, dieser kommt aber überwiegend aus<br />
Nordamerika o<strong>der</strong> Japan. Nur <strong>der</strong> Treibstoff wird auf dem nationalen Markt gekauft. Allerdings<br />
sind Kopplungen in die Region seitens <strong>der</strong> MRN auch nicht intendiert. Das Unternehmen<br />
versucht durch Unterbindung des Handels mit <strong>der</strong> Umgebung einen unkontrollierten<br />
Zuzug von Personen zu unterbinden. Nach Untersuchungen von MÜLLER-PLANTENBERG<br />
Mitte <strong>der</strong> 90er Jahre dient auch die von <strong>der</strong> MRN geför<strong>der</strong>te Errichtung von Waldreservaten<br />
prioritär dem Ziel, den För<strong>der</strong>betrieb von <strong>der</strong> Umgebung zu isolieren und so die Mitsprache<br />
<strong>der</strong> lokalen Bevölkerung zu minimieren (1996: 230f).<br />
Indirekte ökonomische Effekte gehen lediglich von <strong>der</strong> Fabrikstadt <strong>der</strong> MRN aus, die in <strong>der</strong><br />
Gemeinde Oriximiná, 15 Bootsstunden entfernt von <strong>der</strong> nächsten Stadt, Santarém, liegt und<br />
von <strong>der</strong> MRN unterhalten wird. Heute leben dort etwa 6500 Personen (Vgl. GIRNDT 2007,<br />
SCHÄFER & STUDTE 2005). Puerto Trombetas ist eine vollständig ausgestattete Kleinstadt<br />
mitten in Amazonien und verfügt über eine eigene Strom- und Wasserversorgung, eine<br />
Schule, ein Krankenhaus, ein Einkaufszentrum, ein Kino und einen Flughafen. Damit ist sie<br />
das wirtschaftliche Zentrum <strong>der</strong> Region und bietet Beschäftigung über die Bergbauaktivitäten<br />
hinaus. Allerdings ist sie aufgrund <strong>der</strong> beschriebenen Unternehmenspolitik eine Bergbauenklave<br />
geblieben, <strong>der</strong> Zutritt ist nur Beschäftigten <strong>der</strong> MRN möglich, die Versorgung findet<br />
weitestgehend von außen statt. Der Bauxit wird per Eisenbahn zum Verladehafen transportiert<br />
und von dort zwei Tage lang bis zur Raffinerie Alunorte o<strong>der</strong> weiter zum Atlantik beför<strong>der</strong>t.<br />
Trotz des vergleichsweise hohen Lebensstandards <strong>der</strong> Bewohner von Porto Trombetas, wird<br />
das Leben innerhalb <strong>der</strong> Fabrikstadt beson<strong>der</strong>s von den Metallgewerkschaften und zivilgesellschaftlichen<br />
Gruppen sehr kritisch gesehen. Porto Trombetas liegt auf dem Konzessionsgebiet<br />
<strong>der</strong> MRN und entzieht sich somit staatlicher Kontrolle. Der Aufenthalt in <strong>der</strong> Fabrik-<br />
117<br />
<strong>Die</strong> Beschäftigtenzahl im gesamten brasilianischen Bauxitbergbau lag nach Angaben des Departamento Nacional de<br />
Produção Mineral (DNPM 2006) im Jahre 2005 bei 2144.<br />
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