Die globale Güterkette der Aluminiumindustrie - aluwatch
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Synthese und Fazit<br />
Rechte betroffener Bevölkerungsteile missachten. Dabei sind beson<strong>der</strong>s Gruppen gefährdet,<br />
die bereits marginalisiert sind, im Kontext <strong>der</strong> Entwicklungslän<strong>der</strong> oftmals indigene Gemeinschaften.<br />
Auch hier konnte das Beispiel Brasilien zeigen, welchen Einfluss die Aluminiumproduzenten<br />
auf die Industrialisierung Amazoniens hatten und wie sich die wirtschaftspolitische<br />
Ausrichtung <strong>der</strong> Regierungen diesen machtvollen Akteuren anpasste. Mit den Machasymmetrien<br />
in <strong>der</strong> <strong>Aluminiumindustrie</strong> hängt auch die Verteilung <strong>der</strong> Umweltbelastungen<br />
entlang <strong>der</strong> <strong>Güterkette</strong> zusammen. <strong>Die</strong> Produktion von Aluminium ist mit zahlreichen Emissionen<br />
und Reststoffe verbunden und birgt beson<strong>der</strong>s in fragilen Ökosystemen wie dem tropischen<br />
Regenwald hohe Risiken. <strong>Die</strong>se Risiken können bei einer schwachen Umweltgesetzgebung<br />
o<strong>der</strong> einer lückenhaften Überwachung auf Angestellte und lokale Bevölkerung abgewälzt<br />
werden. Dabei spielt es offensichtlich keine Rolle, ob es sich um ausländische o<strong>der</strong><br />
heimische Konzerne handelt, wie die Zwischenfälle <strong>der</strong> Alunorte zeigen, die sich mehrheitlich<br />
im Besitz <strong>der</strong> brasilianischen CVRD befindet. Hinsichtlich <strong>der</strong> Machtasymmetrie und <strong>der</strong><br />
Verteilung <strong>der</strong> Umweltbelastungen entlang <strong>der</strong> <strong>Güterkette</strong> ist darüber hinaus <strong>der</strong> geringe<br />
Einfluss zivilgesellschaftlicher Gruppen bezeichnend. Das Bekenntnis einiger Unternehmen<br />
(z.B. Norsk Hydro und Alcan) zu Initiativen wie dem Global Compact <strong>der</strong> UN sowie <strong>der</strong> große<br />
Raum, den Themen wie Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit heute in den Veröffentlichungen<br />
<strong>der</strong> Konzerne (und teilweise auch in ihren Aktivitäten) einnehmen, sind lei<strong>der</strong> keine<br />
Reaktion auf den Druck von Betroffenenvertretern o<strong>der</strong> Regierungen <strong>der</strong> Entwicklungslän<strong>der</strong>,<br />
son<strong>der</strong>n in erheblichem Maße das Ergebnis von zivilgesellschaftlichen Kampagnen in<br />
den Verbraucherlän<strong>der</strong>n, im Falle Brasiliens vor allem durch den Deutschen Gewerkschaftsbund<br />
(DGB), das Deutsche Forum Carajás und kirchliche Organisationen wie Caritas und<br />
Misereor. Im Falle von Indien etwa war es <strong>der</strong> Bericht <strong>der</strong> Strømme Stiftung, einer NRO mit<br />
Sitz in Kristiansand/Norwegen, <strong>der</strong> im im März 2000 Norsk Hydro zum Rückzug aus einem<br />
umstrittenen Bergbau- und Raffinerieprojekt in Utkal drängte (Vgl. GOODLAND 2007).<br />
<strong>Die</strong>s wirft einen Aspekt auf, <strong>der</strong> auch im Bezug auf den Governance-Begriff in <strong>der</strong> neueren<br />
<strong>Güterkette</strong>n-Forschung von Bedeutung ist, hier aber weitgehend ausgeklammert wurde:<br />
nämlich den Einfluss externer staatlicher und nicht-staatlicher Akteure auf die Steuerungsmechanismen<br />
<strong>der</strong> <strong>globale</strong>n Produktionsnetzwerke. Wie in an<strong>der</strong>en Branchen auch haben mit<br />
den wachsenden Ansprüchen <strong>der</strong> Verbraucher auf den wichtigsten Märkten Nordamerikas,<br />
Europas und Japans ebenfalls die regulativen Anfor<strong>der</strong>ungen hinsichtlich ökologischer und<br />
sozialer Nachhaltigkeit zugenommen. Ob und wie dies in Form von Standards entlang <strong>der</strong><br />
Produktion- und Handelsketten zu einer Verringerung <strong>der</strong> Umweltbelastung und <strong>der</strong> Risiken<br />
in den Entwicklungslän<strong>der</strong>n beitragen kann, wäre für die <strong>Güterkette</strong> <strong>der</strong> <strong>Aluminiumindustrie</strong><br />
noch zu untersuchen. Ob <strong>der</strong> Einfluß externer Akteure aber die grundsätzliche Machtasymmetrie<br />
innerhalb <strong>der</strong> <strong>Güterkette</strong> von Aluminium auflösen kann, die zu <strong>der</strong> Integration <strong>der</strong><br />
Entwicklungslän<strong>der</strong> in Bereichen niedriger Wertschöpfung führt und gleichzeitig die Bereiche<br />
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