Die globale Güterkette der Aluminiumindustrie - aluwatch
Die globale Güterkette der Aluminiumindustrie - aluwatch
Die globale Güterkette der Aluminiumindustrie - aluwatch
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Synthese und Fazit<br />
Rohstoffextraktion hinaus. <strong>Die</strong> ursprünglich geplante Kopplung einer weiterverarbeitenden<br />
Industrie ist dagegen bis heute nicht gelungen, fast das gesamte Primäraluminium <strong>der</strong> Hüttenwerke<br />
in Amazonien wird auch 20 Jahre nach dem Produktionsstart nach Nordamerika<br />
und Europa exportiert, zumeist als einfache unlegierte Aluminiummasseln. Vielmehr ist in<br />
den letzten Jahren sogar ein gegenläufiger Trend zu beobachten gewesen. <strong>Die</strong> Unternehmen<br />
in Amazonien haben sich zunehmend auf die vorgelagerten Bereiche <strong>der</strong> Aluminiumproduktion,<br />
beson<strong>der</strong>s die Raffination und die Bauxitför<strong>der</strong>ung konzentriert. Hier waren in<br />
den letzten Jahren deutliche Produktionssteigerungen zu verzeichnen, während die Zahlen<br />
beim Primäraluminium stagnierten. Ein Motor dieser Entwicklung ist die Intensivierung <strong>der</strong><br />
Handelsbeziehungen mit China, das eine wachsende Nachfrage nach Aluminiumoxid besitzt.<br />
<strong>Die</strong>se Expansion <strong>der</strong> Upstream-Aktivitäten kommt einem Abstieg in <strong>der</strong> <strong>globale</strong>n <strong>Güterkette</strong><br />
von Aluminium gleich und ist für Brasilien mit deutlichen Verlusten bei den Anteilen <strong>der</strong><br />
gesamten Wertschöpfung verbunden. Gleichzeitig birgt gerade die Raffination hohe Umweltrisiken.<br />
Selbst bei den mo<strong>der</strong>nen Betriebsanlagen in Amazonien ist es in den vergangenen<br />
Jahren immer wie<strong>der</strong> zu <strong>der</strong> Kontamination von Gewässern gekommen, außerdem bleibt die<br />
Deponierung des Rotschlamms beson<strong>der</strong>s in nie<strong>der</strong>schlagsreichen Regionen dauerhaft<br />
problematisch. Dessen ungeachtet verdeutlichen die bis 2010 geplanten Investitionen, dass<br />
sich Brasilien auch zukünftig vor allem in den Bereichen Bauxit und Aluminiumoxid in den<br />
Weltmarkt integrieren wird. <strong>Die</strong> Vorhersage <strong>der</strong> Investmentbank Goldman Sachs, wonach<br />
Brasilien das „Rohstofflager <strong>der</strong> Welt“ werden wird, scheint sich an <strong>der</strong> <strong>Güterkette</strong> von Aluminium<br />
in typischer Weise abzuzeichnen. Dabei wird diese Entwicklung von <strong>der</strong> Regierung<br />
Brasiliens politisch flankiert und mit Infrastrukturprogrammen unterstützt.<br />
<strong>Die</strong> wirtschaftlichen Entwicklungseffekte dieser Expansion des Aluminiumsektors und beson<strong>der</strong>s<br />
<strong>der</strong> Upstream-Bereiche sind bei einer genaueren Betrachtung aber sehr limitiert.<br />
Von den hohen Rohstoffpreisen konnte die Bevölkerung Brasiliens in den letzten Jahren nur<br />
indirekt profitieren, da die Produktion in Amazonien in erheblichem Maße von transnationalen<br />
Konzernen kontrolliert wird, bei ihnen fällt damit ein Großteil <strong>der</strong> Wertschöpfung in Form<br />
von Profiten an. Alcoa, BHP Billiton, das japanische Konsortium NAAC und Norsk Hydro<br />
besitzen zusammen über 60% aller Produktionsanlagen in Amazonien (MRN, Alunorte,<br />
Albras, Alumar), sie haben ihre Firmensitze in Nordamerika, Australien, Japan und Norwegen.<br />
Ein Großteil <strong>der</strong> Gewinne <strong>der</strong> CVRD, die das größte brasilianische Unternehmen <strong>der</strong><br />
Branche darstellt und seit <strong>der</strong> Übernahme von Inco zu einem Global Player im Bergbau- und<br />
Metallgeschäft aufgestiegen ist, fließt aufgrund <strong>der</strong> Eigentümerverhältnisse ebenfalls an<br />
ausländische Aktionäre. Das Beispiel CVRD zeigt damit, welche Konsequenzen die Privatisierungswelle<br />
<strong>der</strong> 90er Jahre hatte. Mit dem Verkauf <strong>der</strong> CVRD hat <strong>der</strong> brasilianische Staat<br />
unter dem Druck seiner Schuldenlast nicht nur sein größtes Unternehmen, son<strong>der</strong>n auch die<br />
Kontrolle riesiger Rohstoffvorkommen in die Hände privater Aktionäre gelegt und somit einen<br />
111