Für andere und für mich, Band 2 - Arbeitsgemeinschaft der ...
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GEGEN DEN TREND ’2009<br />
<strong>Für</strong> <strong>an<strong>der</strong>e</strong> <strong>und</strong> <strong>für</strong> <strong>mich</strong> - eine thematische Einführung<br />
unsere Kin<strong>der</strong>, unsere Fre<strong>und</strong>innen <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e.<br />
Und Nächstenliebe ist noch einmal etwas ganz<br />
<strong>an<strong>der</strong>e</strong>s!<br />
Die Frage des Toralehrers nach dem Nächsten führt<br />
auf gefährliches Gelände. Denn nach dem Hören<br />
<strong>der</strong> Geschichte vom Samariter ist es nicht mehr<br />
möglich, die drei Säulen des Liebesgebots bequem<br />
auseinan<strong>der</strong> zu halten <strong>und</strong> sich nur an eine<br />
von ihnen zu lehnen. Gottesliebe, Selbstliebe <strong>und</strong><br />
Nächstenliebe gehören zusammen. Sie lassen sich<br />
nicht trennen.<br />
Am spannendsten aber ist die Antwort, die Jesus mit<br />
<strong>der</strong> Geschichte auf die Frage nach dem Nächsten<br />
gibt.<br />
Jericho <strong>und</strong> Jerusalem liegen, je nach Wegstrecke,<br />
zwischen 30 – 40 km auseinan<strong>der</strong>. In Jericho<br />
lebten viele Priester <strong>und</strong> Leviten, die zum achttägigen<br />
Tempeldienst nach Jerusalem wan<strong>der</strong>ten.<br />
Der Weg dorthin führte aus <strong>der</strong> Jordansenke,<br />
250 m unter dem Meeresspiegel, ins 750 m hoch<br />
gelegene Jerusalem über Serpentinen <strong>und</strong> steile<br />
Anstiege. Ein ideales Gebiet <strong>für</strong> Raubüberfälle<br />
<strong>und</strong> in damaliger Zeit auch berüchtigt da<strong>für</strong>. Die<br />
Handelsstrecke Jericho – Jerusalem litt unter den<br />
zahllosen Attacken auf Kaufleute <strong>und</strong> <strong>an<strong>der</strong>e</strong>, die<br />
nach Besitz aussahen.<br />
So passiert dem Mann, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Geschichte überfallen<br />
wird, das, was vielen dort real passiert ist.<br />
Er wird schwer verletzt, ausgeraubt <strong>und</strong> dann sich<br />
selber überlassen.<br />
Priester <strong>und</strong> Levit, die seinen Weg kreuzen, reagieren<br />
beide auf die gleiche Weise: sie machen<br />
einen Bogen um den Überfallenen. Sie gehen auf<br />
Distanz, um nur ja nicht in diesen Fall verwickelt zu<br />
werden. Sie verweigern sich einer Begegnung, die<br />
bindet <strong>und</strong> eine Beziehung herstellt. Sie verweigern<br />
dem Verletzten das Recht, ein Mensch zu sein<br />
(über Priester <strong>und</strong> Levit wäre noch viel mehr zu<br />
sagen, wo<strong>für</strong> hier nicht <strong>der</strong> Platz ist.).<br />
Der Reisende aus Samarien, dem nördlichen Teil<br />
des heutigen Westjordanlands, <strong>der</strong> als letzter auf<br />
den Ausgeraubten stößt, hat eigentlich am wenigsten<br />
Gr<strong>und</strong> einzuschreiten. Samaritaner waren<br />
22_FÜR ANDERE UND FÜR MICH (BAND 2)<br />
Israeliten, die sich im Laufe <strong>der</strong> Geschichte mit<br />
<strong>an<strong>der</strong>e</strong>n Völkern vermischt hatten <strong>und</strong> da<strong>für</strong> von<br />
den übrigen Israeliten verachtet wurden. Außerdem<br />
waren sie weniger streng im Befolgen <strong>der</strong><br />
Reinheitsgebote.<br />
Bürger zweiter Klasse also, religiöse Parias dazu.<br />
In <strong>der</strong> Gegend zwischen Jericho <strong>und</strong> Jerusalem<br />
dürften sich nicht all zu viele Samaritaner aufgehalten<br />
haben. Der Überfallene wird damit zu<br />
denen gehört haben, die auf die „Halbisraeliten“<br />
herabgesehen haben. Warum sollte man so einem<br />
auch noch beistehen? Eigentlich müsste er ihm<br />
zum Fernsten werden.<br />
Doch dem Reisenden sind solche Überlegungen<br />
in diesem Augenblick vollkommen fremd. Er lässt<br />
sich anrühren von <strong>der</strong> Situation des Hilflosen. Er<br />
setzt sich über alle nationalen, ethischen o<strong>der</strong><br />
religiösen Grenzen hinweg. Denn vor ihm liegt<br />
kein Judäer o<strong>der</strong> Galiläer o<strong>der</strong> religiöser first class<br />
man, son<strong>der</strong>n schlicht <strong>und</strong> einfach ein Mensch. Ein<br />
Mensch, <strong>der</strong> Hilfe braucht.<br />
Nach dem ersten Moment persönlicher Berührung<br />
<strong>und</strong> Erschütterung handelt <strong>der</strong> Samaritaner sehr<br />
pragmatisch <strong>und</strong> realitätsnah. Er verzichtet darauf,<br />
dem Überfallenen zu erklären, wie sehr dessen<br />
Situation ihn betroffen mache. Stattdessen greift<br />
er auf die medizinischen Gr<strong>und</strong>kenntnisse zurück,<br />
die in damaliger Zeit praktiziert wurden. Er reinigt<br />
die W<strong>und</strong>en schonend mit Öl <strong>und</strong> desinfiziert sie