Für andere und für mich, Band 2 - Arbeitsgemeinschaft der ...
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GEGEN DEN TREND ’2009<br />
Beten – <strong>für</strong> <strong>an<strong>der</strong>e</strong> <strong>und</strong> <strong>für</strong> <strong>mich</strong><br />
Erste Einfälle zum Thema<br />
Hände falten statt anpacken - Untätigkeit statt<br />
Aktion: Sollte sich da etwa ein neuer Trend abzeichnen<br />
in „Gegen den Trend“?<br />
Auf den ersten Blick scheint es ein wenig seltsam,<br />
sich in dieser Publikation ausgerechnet mit solch<br />
einem Thema auseinan<strong>der</strong> zu setzen. „Beten“ hat<br />
<strong>für</strong> viele doch eher etwas mit Problemvermeidung<br />
zu tun, mit Wirklichkeitsflucht <strong>und</strong> Weicheigehabe.<br />
An<strong>der</strong>erseits: Fast jede <strong>und</strong> je<strong>der</strong> besitzt Gebetserfahrungen,<br />
nicht nur kindliche. Eine beträchtliche<br />
Anzahl betet regelmäßig.<br />
Also reicht es wohl kaum aus, sich mit allgemeinen<br />
(Vor-)Urteilen zufrieden zu geben. Im Beten<br />
scheint mehr zu stecken.<br />
Das erste, was mir einfiel, waren die Gebetszeiten<br />
im katholischen Kin<strong>der</strong>garten. Wir mussten die<br />
Handflächen zusammenlegen (so wie auf dem<br />
berühmten Gemälde von Albrecht Dürer) <strong>und</strong> die<br />
Fingerspitzen nach oben richten. Wer sie erdwärts<br />
bewegte, zeigte auf den Teufel <strong>und</strong> bekam augenblicklich<br />
etwas auf die Finger. Unser mittägliches<br />
Abenteuer bestand nun darin, möglichst unbemerkt<br />
auf den Fußboden zu weisen, was beinahe<br />
nie gelang. Beten wurde zu etwas Aufregendem<br />
<strong>und</strong> Gefährlichem. Es war wie auf den höchsten<br />
Baum klettern.<br />
Was sagen <strong>an<strong>der</strong>e</strong>?<br />
(F<strong>und</strong>sachen, Assoziationen,<br />
Kontexte) / Zuspitzung –<br />
Thema entfalten unter einem<br />
Blickwinkel<br />
Im Zeitalter <strong>der</strong> permanenten Multikommunikation,<br />
die selbst vor den privatesten Bereichen nicht<br />
halt macht, son<strong>der</strong>n alles <strong>und</strong> nichts im Licht des<br />
öffentlichen Geredes verbleichen lässt, ist „Beten“<br />
beinahe die letzte Bastion des Intimen geworden.<br />
28_FÜR ANDERE UND FÜR MICH (BAND 2)<br />
Man praktiziert es, aber man redet nicht darüber.<br />
Das berührt einen Bereich <strong>der</strong> Persönlichkeit,<br />
<strong>der</strong> nicht zur Schau gestellt werden soll. Diese<br />
Tabu isierung ist ein neues Phänomen, das tiefe<br />
Auswirkungen haben wird auf das allgemeine<br />
Gebetsverständnis. Aber zugleich deutet sich hier<br />
bereits an, dass es im Beten um mehr geht als um<br />
eine Kleinkindveranstaltung. Harmlos ist echtes<br />
Beten nie! Limitiert in seinen Formen aber ebenfalls<br />
nicht:<br />
„Selbst Rauchen kann Beten sein“!<br />
(Dom Hel<strong>der</strong> Camara)<br />
„Wie man beten soll, das steht in <strong>der</strong> Bibel; <strong>und</strong><br />
was man beten soll, das steht in <strong>der</strong> Zeitung.“<br />
(Karl Barth)<br />
„Die Gabe des Betens ist nicht den beson<strong>der</strong>en religiösen<br />
Genies vorbehalten. Spiritualität ist nicht<br />
die Delikatessen-Ecke <strong>für</strong> religiöse Feinschmecker-<br />
Beter in unserer Kirche. Beten ist keine Kunst,<br />
son<strong>der</strong>n ein Handwerk. Der durchschnittliche<br />
Mensch kann es lernen, wie er lesen, schreiben<br />
<strong>und</strong> kochen lernen kann.“<br />
(Fulbert Steffensky).<br />
Beten ist einfach – <strong>und</strong> trotzdem ein Tun, das ich<br />
einüben <strong>und</strong> vertiefen kann. So wird es zu mehr