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Für andere und für mich, Band 2 - Arbeitsgemeinschaft der ...

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GEGEN DEN TREND ’2009<br />

letzter Ausweg Jugendknast!?<br />

Bru<strong>der</strong> Moritz, dass die Mutter wegen eines Unfalls<br />

im Krankenhaus liegt. Da er zu <strong>der</strong> Mutter<br />

immer guten Kontakt hatte <strong>und</strong> sie ihn immer sehr<br />

liebevoll behandelt hat, bekommt er Angst, sie<br />

nicht mehr sehen zu können <strong>und</strong> fährt nach Hause.<br />

Gemeinsam mit seinem Bru<strong>der</strong> Moritz besucht er<br />

die Mutter im Krankenhaus. Anschließend bittet<br />

ihn <strong>der</strong> Bru<strong>der</strong>, mit nach Hause zu kommen, damit<br />

er sich erholen kann <strong>und</strong> die Mutter noch einmal<br />

besuchen könne. Zu Hause angekommen, berichtet<br />

Felix seinem Bru<strong>der</strong> die Erlebnisse <strong>der</strong> vergangenen<br />

Jahre. Der Bru<strong>der</strong> beschließt Felix von<br />

<strong>der</strong> Straße zu holen <strong>und</strong> bietet ihm Übergangsweise<br />

ein Zimmer in seiner Wohnung an. Er verspricht<br />

ihm einen Ausbildungsplatz in seiner Computerfirma.<br />

Felix ist hoch erfreut über die plötzliche Nähe<br />

seines Bru<strong>der</strong>s. Er geht früh schlafen, da ihn die<br />

Eindrücke dieses Tages mitgenommen haben.<br />

Als <strong>der</strong> Pflegevater nach Hause kommt, teilt Moritz<br />

ihm mit, dass Felix die Mutter im Krankenhaus<br />

besucht hat <strong>und</strong> nun in seinem alten Zimmer<br />

schläft. Der Vater wartet bis Moritz im Bett ist <strong>und</strong><br />

geht dann zu Felix ins Zimmer. Er hebt die Bettdecke<br />

hoch <strong>und</strong> berührt Felix im Genitalbereich.<br />

Felix wacht auf, erkennt, was <strong>der</strong> Vater tut, ist<br />

völlig außer sich <strong>und</strong> spürt in Sek<strong>und</strong>en den erlittenen<br />

Schmerz des sexuellen Missbrauchs <strong>der</strong><br />

vergangenen Jahre. Felix rastet völlig aus, stößt<br />

den Vater weg <strong>und</strong> schlägt panisch auf ihn ein. Der<br />

Vater weicht zurück. Felix schlägt weiter zu <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Vater stürzt die Treppe hinunter, die gleich von<br />

<strong>der</strong> Zimmertür von Felix ins Erdgeschoss führt.<br />

Moritz stürzt aus seinem Zimmer, weil er den Lärm<br />

gehört hat, sieht den Vater untern an <strong>der</strong> Treppe<br />

liegen <strong>und</strong> alarmiert sofort den Notarzt. Dieser<br />

stellt den Tod des Vaters durch Genickbruch fest.<br />

Urteilsspruch beim Landgericht:<br />

Der Angeklagte wird freigesprochen. Die Kosten<br />

des Verfahrens <strong>und</strong> die notwendigen Auslagen des<br />

96_FÜR ANDERE UND FÜR MICH (BAND 2)<br />

Angeklagten werden <strong>der</strong> Staatskasse auferlegt.<br />

Mit Anklage vom 24.09.2001 hat die Staatsanwaltschaft<br />

Frankfurt dem Angeklagten vorgeworfen,<br />

seinen Pflegevater <strong>der</strong>art körperlich misshandelt<br />

<strong>und</strong> an <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heit geschädigt zu haben, dass<br />

er in Folge <strong>der</strong> Verletzung zu Tode kam.<br />

Die Beweisaufnahme hat ergeben, dass <strong>der</strong> Angeklagte<br />

zwar den objektiven Tatbestand <strong>der</strong><br />

Körperverletzung mit Todesfolge verwirklicht hat,<br />

es stand ihm jedoch zum einen das Notwehrrecht<br />

des § 32 StGB zur Seite, da er mit <strong>der</strong> Tathandlung<br />

zunächst einen gegenwärtigen rechtswidrigen<br />

Angriff des Geschädigten auf seine sexuelle<br />

Selbstbestimmung abgewehrt hat, soweit <strong>der</strong> Angeklagte<br />

die erfor<strong>der</strong>liche Notwehrhaltung überschritten<br />

<strong>und</strong> die Körperverletzung fortgesetzt hat,<br />

war er gemäß § 33 StGB nicht zu bestrafen, da <strong>der</strong><br />

Angeklagte diesen Tatteil im Zustand <strong>der</strong> Verwirrung<br />

begangen hat.<br />

Der Angeklagte war mit <strong>der</strong> Kostenfolge nach<br />

§ 459 StPO zu Lasten <strong>der</strong> Staatskasse freizusprechen.<br />

Zur Handlung:<br />

Dieses Fallbeispiel schil<strong>der</strong>t die Lebensgeschichte<br />

von Felix bis zu dem Punkt, an dem durch sein<br />

Agieren ein Mensch ums Leben kommt. Die Geschichte<br />

hilft, um zu verstehen, dass es sich bei<br />

jugendlichen StraftäterInnen eben nicht einfach<br />

nur um Kriminelle handelt, son<strong>der</strong>n jede/r Jugendliche<br />

seine/ihre eigene Vergangenheit, seine/ihre<br />

ganz individuelle Familien- <strong>und</strong> Lebensgeschichte<br />

hat. Laut <strong>der</strong> Quelle dieser Geschichte ist dieser<br />

Fall real geschehen, alle Namen <strong>und</strong> örtlichen Angaben<br />

sind aber selbstverständlich fiktiv.<br />

Mögliche Perspektiven <strong>und</strong> Fragestellungen zum<br />

Fallbeispiel:<br />

• Jede/r jugendliche Straftäter/in hat seine/ihre<br />

eigene, individuelle Geschichte – egal, wie die<br />

Gerichtsverhandlung ausgeht.

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