Für andere und für mich, Band 2 - Arbeitsgemeinschaft der ...
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GEGEN DEN TREND ’2009<br />
Beten – <strong>für</strong> <strong>an<strong>der</strong>e</strong> <strong>und</strong> <strong>für</strong> <strong>mich</strong><br />
Stärkere muss das Schwächere unterstützen <strong>und</strong><br />
schützen. Die Realität sah (immer schon) an<strong>der</strong>s<br />
aus!<br />
Jesus redet in schwierigen Zeiten, in denen es nur<br />
wenige gibt, die vermögend sind, während <strong>der</strong> Alltag<br />
von mehr als 90% <strong>der</strong> Bevölkerung ein Leben<br />
am Existenzminimum ist. Landverlust, Verschuldung,<br />
Verelendung – das sind die drei Schlagworte,<br />
mit <strong>der</strong> sich das Leben <strong>der</strong> überwiegenden<br />
Mehrheit beschreiben lässt.<br />
Die Leute, die Jesus zuhören, wollen keine Zerstreuung.<br />
Was ihnen erzählt wird, geht ihnen<br />
buchstäblich unter die Haut. Sie sind Entrechtete,<br />
Ausgenutzte, Verachtete, an den Rand Gedrängte.<br />
Ihnen kann man nicht mit Vertröstungen kommen.<br />
In dem Gleichnis von <strong>der</strong> Witwe <strong>und</strong> dem Richter<br />
zeigt Jesus eine gr<strong>und</strong>legende Dimension des<br />
Betens auf:<br />
„Beten“ heißt in diesem Fall, Gott zu seinem<br />
Rechtsbeistand zu machen <strong>und</strong> mit seiner Hilfe<br />
gegen das Unrecht einen Prozess zu führen. „Beten“<br />
ist (auch) eine Ohnmachtserfahrung, die nicht<br />
in Resignation mündet, son<strong>der</strong>n in dem Ruf nach<br />
Gerechtigkeit die eigene Machtlosigkeit überwindet.<br />
Im Beten steht auf, wer am Boden gelegen<br />
hat, um weiter zu machen <strong>und</strong> sich einzusetzen<br />
<strong>für</strong> das, was recht ist. „Beten“ ist somit keine<br />
isolierte Handlung, son<strong>der</strong>n eingeb<strong>und</strong>en in ein<br />
umfassen<strong>der</strong>es Tun, das den ganzen Menschen<br />
betrifft.<br />
Farbe bekennen (Meinungen,<br />
Überzeugungen, Ideen aus<br />
<strong>der</strong> Sicht <strong>der</strong> Verfasserin/des<br />
Verfassers)<br />
Ich hoffe, es ist deutlich geworden, dass das Gebet<br />
mit beson<strong>der</strong>en Augen auf die Welt schaut. Es ist<br />
niemals ein distanzierter Blick, son<strong>der</strong>n immer<br />
ein anteilnehmen<strong>der</strong>, <strong>der</strong> wahrnimmt, was nicht in<br />
32_FÜR ANDERE UND FÜR MICH (BAND 2)<br />
Ordnung ist <strong>und</strong> das nicht aushalten mag. Es geht<br />
nicht um selbstzufriedene Erbauung, nicht um ein<br />
postmo<strong>der</strong>nes upgrade <strong>der</strong> eigenen Persönlichkeit,<br />
die noch ein wenig spirituell getunt werden<br />
muss. Es geht auch nicht darum, nichts zu tun.<br />
„Beten“ ist Teil eines komplexen Engagements.<br />
Wenn ich aufhöre zu beten, stirbt etwas in meinem<br />
Leben. Es wird leerer, weil es beziehungsärmer<br />
wird; es wird geheimnisloser, weil ich Gott als<br />
Gegenüber ausblende. Beten ist kein Monolog –<br />
es ist immer ein in Verbindung treten. Im Beten<br />
wird mir bewusst, dass ich nicht allein bin, nicht<br />
vereinzelt, son<strong>der</strong>n mit Gott <strong>und</strong> <strong>der</strong> Welt zusammenhänge.<br />
Je deutlicher mir das wird, desto mehr<br />
än<strong>der</strong>t sich auch mein Leben. Es öffnet Türen in<br />
die Wirklichkeitsräume, die mir sonst verschlossen<br />
blieben. Es lässt <strong>mich</strong> tiefer ins Leben eindringen,<br />
es macht <strong>mich</strong> wacher <strong>und</strong> weniger anfällig <strong>für</strong><br />
Propaganda <strong>und</strong> <strong>an<strong>der</strong>e</strong> Lügen. Es verhilft mir zu<br />
einem langen Atem. Ich bin davon überzeugt, dass<br />
Beten nicht folgenlos bleibt.<br />
„Beten verän<strong>der</strong>t nicht die Welt.<br />
Aber Beten verän<strong>der</strong>t die Menschen,<br />
<strong>und</strong> Menschen verän<strong>der</strong>n die Welt.“<br />
(Albert Schweitzer)<br />
Und mehr ist nicht zu sagen!