Der Nationale Integrationsplan - Sachsen-Anhalt
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vorliegen und auf deren Basis medienpädagogische<br />
Maßnahmen entwickelt und durchgeführt werden.<br />
<strong>Der</strong>zeit besteht zum einen ein Forschungsdesiderat<br />
im Hinblick auf die Nutzung von multifunktionalen<br />
Medien durch Migrantinnen und Migranten. Damit<br />
die Nutzerinnen und Nutzer die Potenziale dieser<br />
Medien ausschöpfen können und hierüber Chancengleichheit<br />
gefördert wird, bedarf es zum anderen<br />
einer spezifi schen Kompetenz, die bisher nicht in ausreichendem<br />
Maße an die entsprechenden Zielgruppen<br />
vermittelt werden konnte.<br />
Fremdsprachige Medien (Ethnomedien) leisten einen<br />
unverzichtbaren Beitrag zur Integration. Manche<br />
spezifi schen Probleme und Fragen der Integration<br />
können deutschsprachige Medien den Migrantinnen<br />
und Migranten oft nur unzureichend beantworten, da<br />
sie sich für den größten Teil ihres eigenen Publikums<br />
nicht stellen. Ethnomedien werden überwiegend<br />
zusätzlich zu deutschen Medien genutzt. Sie stellen<br />
kaum eine wirtschaftliche Konkurrenz dar, wohl aber<br />
redaktionelle Ergänzungen. Die fremdsprachigen<br />
Ethnomedien erreichen vor allem jenen Teil der<br />
Bevölkerung, der die deutsche Sprache noch nicht<br />
genügend beherrscht. Sie treffen damit die Problemgruppe<br />
der Integrationspolitik. Sie stellen für Migranten<br />
in vielen Fällen eine besonders glaubwürdige<br />
Kommunikationsplattform in allen integrationspolitischen<br />
Handlungsfeldern dar. Über zweisprachige<br />
Veröffentlichungen haben sie zudem die Möglichkeit,<br />
praktische Integrationshilfen anzubieten und damit<br />
bestehende Integrationsmaßnahmen zu fl ankieren<br />
und zu ergänzen.<br />
Neben zahlreichen fremdsprachigen Medien gibt es<br />
in Deutschland im Hörfunk Programme mit Vorreiterfunktion<br />
(Funkhaus Europa und Radiomultikulti), die<br />
explizit multilingual aufgebaut sind. Multilinguale<br />
Programme bilden die zunehmende Heterogenität<br />
einer Gesellschaft ab. Sie begleiten den gesamten<br />
Prozess der Einwanderung und geben Einwanderern<br />
ohne deutsche Sprachkenntnisse erste Handreichungen,<br />
indem sie über die Gepfl ogenheiten der<br />
Einwanderungsgesellschaft informieren. Mit Deutsch<br />
als Lingua Franca richten sie sich aber nicht nur an<br />
fremdsprachige Teilzielgruppen. Sie schlagen vielmehr<br />
eine sprachliche Brücke zwischen den Ethnien,<br />
einschließlich der deutschen Bevölkerung. Das bedeutet:<br />
Multilinguale Medien sind nicht nur Angebote für<br />
Migrantinnen und Migranten, sondern ein Teil des<br />
Diversity Managements in Deutschland.<br />
1.2. Zielbestimmungen<br />
Deutsche wie fremdsprachige Medien sind in ihrer<br />
Berichterstattung und Programmgestaltung unabhängig.<br />
Dies gilt auch für die Berichterstattung über<br />
Sachverhalte und Problemstellungen im Zusammen-<br />
4.8.<br />
hang mit Migration und Integration. Die Medien<br />
bekennen sich zu ihrer Verantwortung im Prozess<br />
der gesellschaftlichen Integration von Migrantinnen<br />
und Migranten. Um dazu beizutragen, die oben<br />
skizzierten Defi zite bei der Integration von Migrantinnen<br />
und Migranten in die Medienarbeit, bei ihrer<br />
inhaltlichen Berücksichtigung in den Medien und<br />
bei der Erforschung ihrer Mediennutzung nachhaltig<br />
anzugehen, hält die Arbeitsgruppe folgende Maßnahmen<br />
für erforderlich:<br />
Migration und Integration als Querschnittsthema<br />
nachhaltig aufgreifen<br />
Mediale Integration folgt dem Bestreben, die Gruppen<br />
der Zugewanderten ebenso wie der einheimischen<br />
Bevölkerung zu erreichen und ins Gespräch<br />
zu bringen. Hierzu müssen Medienangebote ebenso<br />
mehrheitsfähig sein, wie sie zum Teil vergleichsweise<br />
spezielle Themen und Lebenserfahrungen aufgreifen<br />
müssen. Die Medien werden den komplexen Zielgruppen-<br />
und Inhaltsanforderungen am ehesten gerecht,<br />
wenn Migration und Integration als Querschnittsthema<br />
aller Medienangebote begriffen werden.<br />
Migration und Integration können nicht allein und in<br />
erster Linie in der Nische behandelt werden. In Anerkennung<br />
der zugrundeliegenden Verschiedenheiten<br />
muss der Austausch über kulturelle Unterschiede vielmehr<br />
selbstverständlicher Bestandteil der Medien in<br />
ihrer gesamten Bandbreite werden. So können Medien<br />
das Verständnis zwischen den verschiedenen politischen,<br />
sozialen und ethnischen Gruppierungen fördern<br />
und zum Abbau von Vorurteilen beitragen. Die<br />
Mitglieder der Arbeitsgruppe gehen davon aus, dass<br />
eine „Verspartung“ der Integrationsaufgabe allein<br />
in medialen Spezialangeboten weder der Zielgruppe<br />
noch der Problemstellung gerecht wird. Die Medien<br />
sollen die mit Migration und Integration verbundenen<br />
Themenbereiche in Zeitungen, Zeitschriften, Programmen<br />
und Portalen nachhaltig aufgreifen und<br />
thematisieren. In regelmäßigen Bilanzen sollen Status<br />
und Perspektiven dieser Thematisierung beschrieben<br />
und Empfehlungen für die mediale Berichterstattung<br />
kontinuierlich weiterentwickelt werden.<br />
Migrantinnen und Migranten in Redaktionen und<br />
Programme einbeziehen<br />
Langfristiges Ziel der Personalpolitik in den Medien<br />
soll sein, sich einer adäquaten Zusammensetzung insbesondere<br />
des Redaktionspersonals anzunähern. Die<br />
elektronischen Medien sollten ihre Anstrengungen<br />
intensivieren, Migrantinnen und Migranten hinter<br />
dem Mikrofon und auf dem Bildschirm in ihre Produktion<br />
einzubeziehen und sie als Moderatorinnen und<br />
Moderatoren sowie Darstellerinnen und Darsteller in<br />
Filmen und Serien einzusetzen.<br />
Journalisten und Medienschaffende mit<br />
Migrationshintergrund ausbilden<br />
Redaktionspersonal, das Migrations- und Integrationsthemen<br />
nicht nur vom Hörensagen, sondern aus<br />
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