Der Nationale Integrationsplan - Sachsen-Anhalt
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166<br />
Medienforschung<br />
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Mediennutzung und Medienkompetenz der<br />
Menschen mit Migrationshintergrund gilt es<br />
eingehender zu erforschen. Denn zu den Voraussetzungen<br />
integrationsfördernder Medienangebote<br />
gehört die Kenntnis über Medienausstattung und<br />
-nutzung der Zielgruppen. Nur so werden auf Dauer<br />
die Bedingungen und Ausgangspunkte erfolgreicher<br />
interkultureller Kommunikation deutlich.<br />
Die Intensivierung der Forschung über die Mediennutzung<br />
von Menschen mit Migrationshintergrund<br />
in der Bundesrepublik ist daher nach Ansicht<br />
der Arbeitsgruppe dringend erforderlich. Dabei gilt<br />
es, Grundlagenforschung über die Ausstattung mit<br />
Medien, die präferierten Medien und den Umfang<br />
der Nutzung mit qualitativen Erhebungen über<br />
Sehmotive und Nutzungsweisen zu verbinden.<br />
Folgende zentrale Kriterien sollten bei dieser Forschungsinitiative<br />
berücksichtigt werden:<br />
Als Grundlage für integrationsorientierte Medienkonzepte<br />
werden kontinuierlich, das heißt in<br />
regelmäßigen Abständen erhobene Basisdaten zur<br />
Mediennutzung der Bevölkerung mit Migrationshintergrund<br />
in Deutschland benötigt. Diese Daten<br />
müssen in methodischer Hinsicht kompatibel sein<br />
mit den Daten, die die kommerzielle Werbeträgerforschung<br />
zur Deskription der Mediennutzung in<br />
der deutschen Mehrheitsgesellschaft bereitstellt.<br />
Da vor dem Hintergrund der Medienkonkurrenz<br />
Mediennutzungsdaten hoch sensibel sind und die<br />
Gefahr interessenbedingter Ergebnisverzerrungen<br />
in Mediennutzungsstudien groß ist, sollte das Prinzip<br />
der „Gemeinschaftsstudien“ der Werbeträgerforschung<br />
übernommen werden. Das Zusammenwirken<br />
der Konkurrenten auf dem Medienmarkt<br />
dient dem Interessenausgleich und der Entwicklung<br />
methodischer Standards auf der Ebene der<br />
Datenerhebung, der Datenverrechnung und der<br />
Ergebnispräsentation (im Sinne der Festlegung von<br />
einheitlichen „Währungen“ der Mediennutzung<br />
wie Medienreichweiten, Marktanteilen etc.).<br />
Um den Stellenwert der Medien bzw. des Medienverhaltens<br />
im Integrationskontext zu ermitteln,<br />
genügt es allerdings nicht, ausschließlich Mediennutzungs<br />
daten zu erfassen. Vielmehr müssen in<br />
Mediennutzungsstudien nach dem „Single-Source-<br />
Prinzip“ zusätzliche Indikatoren erhoben werden,<br />
die Analysen zu Zusammenhängen zwischen Integrationsstatus,<br />
sozialer Milieus und Mediennutzungsverhalten<br />
möglich machen.<br />
Zur Erarbeitung von Vorschlägen für ein breit<br />
angelegtes – d. h. wissenschaftlich anschlussfähiges<br />
und medienübergreifendes, langfristig und<br />
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kontinuierlich zu realisierendes – Forschungskonzept,<br />
soll eine unabhängige Expertenkommission<br />
eingerichtet werden, in der sowohl die Medienpraxis<br />
mit den relevanten Medientypen und -unternehmen<br />
als auch die mit der Integrationsfunktion<br />
der Medien befasste Wissenschaft vertreten sind.<br />
Wesentliche Kriterien für die Zusammensetzung<br />
und Arbeit dieser Gruppe sind Unabhängigkeit,<br />
Theorie/Praxis-Transfer und Methodenkompetenz.<br />
Entwickelt werden müssen praktisch realisierbare<br />
Forschungskonzepte – von den Fragestellungen<br />
über die Methoden bis hin zur Finanzierung und<br />
Organisation (für die sich ohne Zweifel Public-Private-Partnership-Modelle<br />
anbieten). Diese Kommission<br />
benötigt ihrerseits eine institutionelle<br />
Anbindung und eine Grundfi nanzierung, die aus<br />
öffentlichen Mitteln bereitgestellt werden sollte.<br />
Die Medienunternehmen werden Konzepte entwickeln<br />
und umsetzen, mit denen Migrantinnen<br />
und Migranten bei der kontinuierlichen Messung<br />
der quantitativen Nutzung der Print- und der<br />
elektronischen Medien berücksichtigt werden<br />
können. Hierzu werden sie bei Forschungsinstituten<br />
die Erarbeitung geeigneter Außenvorgaben zur<br />
Befragungs- und Panelsteuerung initiieren, um<br />
auf dieser Basis ausländische Mitbürgerinnen und<br />
Mitbürger in Befragungen und Forschungspanels<br />
einbeziehen zu können.<br />
Um das Mediennutzungsverhalten von Migranten<br />
in einer digitalen Medienwelt noch besser zu verstehen,<br />
führen ARD und ZDF gemeinsam Anfang<br />
2007 eine bundesweite Repräsentativbefragung<br />
durch. Ziel ist, die Bedeutung deutscher und ausländischer<br />
Medien im Medienbudget der wichtigsten<br />
Migrantengruppen sowie die Erwartungshaltung<br />
an die einzelnen Medien zu untersuchen. Im<br />
Rahmen der Studie werden Vertreter der fünf größten<br />
Migrantengruppen (Türken, Italiener, Griechen,<br />
Mitbürger aus dem ehemaligen Jugoslawien und<br />
Polen) befragt, sowohl Deutsche mit Migrationshintergrund<br />
als auch Ausländer aus den genannten<br />
Nationen. Ferner wird die Gruppe der Spätaussiedler<br />
in der Befragung berücksichtigt. <strong>Der</strong> WDR hat<br />
bisher drei repräsentative Untersuchungen zum<br />
Medienverhalten, zur Mediennutzung und Repräsentanz<br />
von Zuwanderern im Fernsehen in Auftrag<br />
gegeben. Weitere Einzelstudien zu einzelnen Programmformaten<br />
und -genres sind vorgesehen und<br />
werden der Arbeit an Sendungskonzepten folgend<br />
v. a. als qualitative Erhebungen stattfi nden.<br />
Multifunktionale Medien/Förderung der<br />
Medienkompetenz von Migranten<br />
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Ein milieuspezifi sch ausgerichtetes Forschungsprogramm<br />
zur Untersuchung des Gebrauchs multi-