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Shintô und die Konzeption des japanischen Nationalwesens

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DIE EDO-ZEIT 85<br />

(1657, 1658, 1659, 1663, 1668 <strong>und</strong> 1669). Für Ansai hatten<br />

<strong>Shintô</strong> <strong>und</strong> Konfuzianismus gr<strong>und</strong>sätzlich denselben Ursprung.<br />

Seiner Meinung nach war der ursprüngliche Gott eine Gottheit in<br />

menschlicher Gestalt. Diese Gottheit war der Stammvater der<br />

Tennô-Familie. Kami <strong>und</strong> Mensch waren also folglich eine Einheit.<br />

Das ist zwar ein rein shintôistischer Ansatz, Yamazaki Ansai<br />

sah aber eine Parallele zum Konfuzianismus, denn hier stellen<br />

Himmel <strong>und</strong> Mensch ebenfalls eine Einheit dar. Er folgerte also,<br />

daß den beiden Glaubensrichtungen dasselbe Prinzip zugr<strong>und</strong>e<br />

liege. Okada Takehiko vermutet aus <strong>die</strong>sem Gr<strong>und</strong>e, daß Yamazaki<br />

Ansai zum <strong>Shintô</strong> kam, als er auf der Suche nach den Ursprüngen<br />

der Shushi-Lehre war, <strong>die</strong> ihn dann zum <strong>Shintô</strong> als einzig möglichem<br />

Ansatz führte (Okada 1979: 249).<br />

Der zentrale Punkt auch in Yamazaki Ansais Suika-<strong>Shintô</strong> ist<br />

<strong>die</strong> Theorie von Erde (tsuchi) <strong>und</strong> Metall (kane). Darin werden <strong>die</strong><br />

Tugenden der Ergebenheit <strong>und</strong> Aufrichtigkeit, <strong>die</strong> alles regeln,<br />

gesehen. Ansai führt <strong>die</strong>se Lehre auf das Nihongi zurück. Dort ist<br />

beschrieben, wie Izanagi den Feuergott Kagutsuchi in fünf Teile<br />

teilte. Feuer sei also der Ursprung allen Seins. Aus Feuer wird nun<br />

Erde, wobei Feuer assoziiert wird mit dem Geist oder Herzen (kokoro),<br />

in welchem <strong>die</strong> kami manifest sind. 71<br />

Auffällig sind <strong>die</strong> etymologischen Wortspiele, <strong>die</strong> Yamazaki<br />

Ansai oft <strong>und</strong> gern benutzt. Ein Beispiel dafür ist seine Aufschlüsselung<br />

<strong>des</strong> Begriffes der Gottheit Omoikane. Für Ansai enthält der<br />

Name zwei Bestandteile. Zum einen omoi („Gedanke“, aber auch:<br />

„schwer“) <strong>und</strong> kane („Metall“), also etwa „denken<strong>des</strong> oder<br />

schwerwiegen<strong>des</strong> Metall“. Das Wort kami assoziierte Yamazaki<br />

Ansai mit kami = ue („über“, „oben“), kagami („Spiegel“), kangamiru<br />

(„angesichts“, aber auch: „Beispiel nehmen“) <strong>und</strong> kami<br />

miru („von oben herabschauen“).<br />

Der Suika-<strong>Shintô</strong> beschäftigte sich besonders mit praktischer<br />

Ethik. Im wesentlichen waren das <strong>die</strong> Einheit von Himmel <strong>und</strong><br />

Mensch (tenjin-yuiitsu) <strong>und</strong> der untrennbare Zusammenhang von<br />

Moral <strong>und</strong> dem Bestand <strong>des</strong> Universums. Daraus ergaben sich zwei<br />

gr<strong>und</strong>legende Prinzipien: ein metaphysisches <strong>und</strong> ein ethisches.<br />

Der Begriff der Ehrfurcht aus der konfuzianischen Theorie, den<br />

Yamazaki Ansai immer wieder betont, bildet <strong>die</strong> Gr<strong>und</strong>lage <strong>des</strong><br />

71 Ansai bezieht sich auf <strong>die</strong> Überlieferung <strong>des</strong> Dokon no den (bzw. Tsuchigane no<br />

tsutae); vgl. NST 39: 143, 458). Vgl. Ooms 1985: 238 f.; deBary 1964: 358 f. Vgl. auch Tsunoda<br />

et al. 1964, vol. 1: 358-360.

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