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Shintô und die Konzeption des japanischen Nationalwesens

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SPÄTE SHÔWA- UND HEISEI-ZEIT 371<br />

Yamato-takeru no mikoto, der „Tapfere von Yamato“, den wir im<br />

Kontext der Schulerziehung <strong>und</strong> Kriegspropaganda vor 1945<br />

bereits kennenlernten (s.o.), seine Liebe zur Heimat Yamato besingt.<br />

Im Kommentar <strong>des</strong> JETRO-Kalenders heißt es dazu:<br />

„Das Gedicht drückt <strong>die</strong> Sehnsucht <strong>des</strong> Verfassers nach seinem Heimatland<br />

aus, <strong>und</strong> es wurde kurz vor seinem Tode gedichtet [...] Yamato, nostalgisches<br />

Heimatland <strong>und</strong> tief verwurzelt im Herzen der Japaner, ist zweifellos<br />

<strong>die</strong> Geburtsstätte der Kultur <strong>und</strong> Geschichte unseres Lan<strong>des</strong>, der zeitlose Ort,<br />

wo unsere Vorfahren lebten <strong>und</strong> in Frieden ruhen [...]“ (JETRO (Hrg.) 1988:<br />

Vorwort).<br />

Es wird in aller Klarheit – von offizieller Seite her – ausgedrückt,<br />

daß das idealisierte japanische Altertum mit seinen das Reich einigenden,<br />

mythischen <strong>und</strong> legendären Kaisern <strong>und</strong> Heldengestalten,<br />

unter denen Yamato-takeru einen prominenten Platz einnimmt,<br />

auch für das gegenwärtige <strong>und</strong> zukünftige Japan wieder eine Vorbildfunktion<br />

ausüben könnte. Dieses Beispiel soll nicht überinterpretiert<br />

werden, doch erscheint der Umstand, daß man von Seiten<br />

der offiziellen <strong>japanischen</strong> Außenhandelsorganisation JETRO ausgerechnet<br />

eine historische Figur vom Zuschnitt <strong>des</strong> legendären<br />

Eroberers Yamato-takeru international zum neuen Leitstern Japans<br />

deklariert, aus historischer Sicht als nicht unproblematisch, sei<br />

doch zumin<strong>des</strong>t darauf hingewiesen, daß Yamato-takeru, dem<br />

„Tapferen von Yamato“, vor dem es seiner Wildheit wegen sogar<br />

dem eigenen Vater, Kaiser Keiko, graute, erst dann Einhalt geboten<br />

wurde, als er sich, blind vor wildem Eroberungsdrang, sogar<br />

gegen <strong>die</strong> Götter stellte. 45<br />

Unmißverständlich formuliert der Text seine in <strong>die</strong>sem Zusammenhang<br />

aktuelle Botschaft:<br />

„Wenn wir <strong>die</strong> Entwicklung <strong>des</strong> heutigen Japan betrachten, können wir<br />

sagen, daß Yamato, Japans angestammtes <strong>und</strong> nostalgisches Heimatland,<br />

als geistiger Hintergr<strong>und</strong> von Japan für uns immer mehr an Bedeutung<br />

gewinnt.“<br />

5. Conclusio<br />

Das Bild <strong>des</strong> heutigen Japans wird weltweit geprägt von der gigantischen<br />

Wirtschaftskraft der fernöstlichen Inselnation. Doch wird<br />

45 Vgl. den Kampf <strong>des</strong> Yamato-takeru mit der schlangengestaltigen Berggottheit, <strong>die</strong> er<br />

jedoch für deren Diener hält <strong>und</strong> daher mißachtet (Nihongi, Keiko 40 /10/7 = NKBT 67:<br />

308/309, vgl. Kojiki, Keiko: NKBT 1: 218/219).

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