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Shintô und die Konzeption des japanischen Nationalwesens

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KAPITEL II<br />

Im Jahr 1823 feierte Atsutane schließlich seinen wohl größten<br />

Triumph, als <strong>die</strong> Yoshida-Familie seine Theorien akzeptierte <strong>und</strong><br />

ihm <strong>die</strong> Ausbildung der Priester <strong>des</strong> Yuiitsu-<strong>Shintô</strong> übertrug. Somit<br />

unterlag <strong>die</strong> Ausbildung der Priester nunmehr allein der Kontrolle<br />

<strong>des</strong> jingikan, wodurch es zu einer Vereinheitlichung der<br />

Lehren <strong>des</strong> <strong>Shintô</strong> kam. Gleichzeitig bedeutete es eine Versöhnung<br />

der Shirakawa- <strong>und</strong> der Yoshida-Familien, <strong>die</strong> seit dem 15.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert in Fehde lagen. In jenem Jahr 1823 wurden <strong>die</strong><br />

Schriften Hiratas dem Kaiser Kôkaku präsentiert (vgl. auch Odronic<br />

1967: 28), <strong>und</strong> Hiratas Unterfangen, <strong>die</strong> <strong>Shintô</strong>-Lehren von<br />

ihren Shingon-Elementen (Hakke-<strong>Shintô</strong>), bzw. von ihren buddhistischen,<br />

konfuzianischen <strong>und</strong> chinesischen Elementen (Yuiitsu-<br />

<strong>Shintô</strong>) zu befreien, markiert den wahren Wendepunkt vom synkretistischen<br />

<strong>Shintô</strong> zum „reinen“ <strong>Shintô</strong> der Moderne.<br />

Im Jahr 1824 adoptierte Hirata den später als Hirata Kanetane<br />

bekannten Hekizen Atsutane, durch den seine Lehren bis in <strong>die</strong><br />

frühe Meiji-Periode überliefert wurden (vgl. Odronic 1967: 29).<br />

Durch seine Aktivitäten im Namen <strong>des</strong> <strong>Shintô</strong> wurde er mit der<br />

Zeit den Verfechtern der Orthodoxie mehr <strong>und</strong> mehr ein Dorn im<br />

Auge: Sie ordneten seine Überwachung an <strong>und</strong> erstatteten 1834<br />

dem Shôgun Bericht. Die erste Zensur mußte Hirata hinnehmen,<br />

als der Shôgun sein 1828 verfaßtes <strong>und</strong> 1836 veröffentlichtes<br />

Werk Daifusokoku kô aus dem Verkehr zog; nach einem weiteren<br />

Vorfall wurde Hirata 1841 in seine Geburtsstadt verbannt.<br />

Zu <strong>die</strong>sem Zeitpunkt hatte sich <strong>die</strong> Zahl der Anhänger der kokugaku<br />

Atsutanes im ganzen Land bereits außerordentlich vergrößert<br />

(vgl. Odronic 1967: 30). Bei seinem Tod im Jahre 1843 betrug<br />

<strong>die</strong> Zahl seiner direkten Schüler 553; weitere 1330 trugen<br />

sich nach seinem Tode als seine Schüler ein. Sein postumer Titel<br />

Kamu tama no mi-hashira, „Erlauchter Pfeiler der göttlichen Seele“,<br />

der ihm von den Shirakawa verliehen worden war, stellt einen<br />

Tribut an sein Lebenswerk der Erforschung <strong>des</strong> kodô („Weg <strong>des</strong><br />

Altertums“) dar.<br />

4. 1. 3. 1 Die kokugaku Hirata Atsutanes<br />

Hirata Atsutane führte den Weg seiner Vorgänger weitgehend fort,<br />

er kümmerte sich jedoch weniger um <strong>die</strong> Interpretation der alten<br />

literarischen Werke, statt<strong>des</strong>sen lag sein Hauptaugenmerk auf der<br />

Intention, den kodô zu erforschen, das heißt den alten Weg, <strong>die</strong>

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