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Shintô und die Konzeption des japanischen Nationalwesens

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DIE EDO-ZEIT 129<br />

stalt <strong>und</strong> Aussehen es unterschiedliche Schilderungen gibt“, ebenso<br />

wie magische <strong>und</strong> symbolische Gegenstände, deren Bedeutung<br />

sich nur aus der Kenntnis <strong>des</strong> <strong>japanischen</strong> Volksglaubens, der<br />

Märchenwelt <strong>und</strong> der Mythologie, erschließt (a.a.O.).<br />

Hier eröffnet sich unvermittelt eine Dimension <strong>des</strong> Glücksbegriffes,<br />

<strong>die</strong> über den materiell-utilitaristischen Charakter <strong>des</strong> neuzeitlichen,<br />

bürgerlichen Strebens nach Wohlergehen hinausgeht<br />

<strong>und</strong> auch historisch in tiefer zurückliegende, ja archaische Schichten<br />

japanischer Religiosität führt. In Märchen wie dem berühmtesten<br />

<strong>japanischen</strong> Märchen überhaupt, dem von Momotarô, einem<br />

mit übernatürlichen Kräften begabten „Pfirsichjungen“, 121 dem es<br />

gelingt, von einer jenseitigen Dämoneninsel vielfältige Schätze mit<br />

nach Hause zu bringen, finden wir bereits einen ersten deutlichen<br />

Hinweis auf jene verborgenen tieferen Schichten. Im Besitz der<br />

Dämonen <strong>und</strong> Geister jener Welt befinden sich nämlich viele derjenigen<br />

Schatzstücke, <strong>die</strong> sich auch an Bord <strong>des</strong> neuzeitlichen<br />

takarabune der Sieben Glücksgötter finden, darunter Juwelen von<br />

magischer Macht, eine Tarnkappe, ein magischer „Glückshammer“<br />

<strong>und</strong> viele andere übernatürliche Gegenstände.<br />

Hier erhält das „Glück“ eine magische, ja metaphysische Gestalt.<br />

Seine Quelle ist außermenschlicher Natur <strong>und</strong> über<strong>die</strong>s auch<br />

topographisch eindeutig definiert: Sie ist in einer anderen, im<br />

Meer, oder jenseits <strong>des</strong> Meeres, gelegenen Welt zu lokalisieren, <strong>die</strong><br />

existentiell von der <strong>des</strong> Menschen getrennt ist.<br />

Hier kommt ein weiteres Märchen, besser eine Sage, der <strong>japanischen</strong><br />

Volksüberlieferung zum Tragen, <strong>die</strong> Geschichte von<br />

Urashima Tarô, 122 dem jungen Fischer, der auf geheimnisvolle Weise<br />

in den jenseitigen, para<strong>die</strong>sischen Palast <strong>des</strong> Meergottes gelangt,<br />

um hier ein unbeschwertes Leben voller Glück zu genießen. In der<br />

Ehe mit der Tochter <strong>des</strong> Meerkönigs findet Urashima <strong>die</strong> höchste<br />

Glückseligkeit <strong>und</strong> vergißt Zeit <strong>und</strong> Raum. Daß <strong>die</strong> Erzählung<br />

nicht mit einem happy end schließt, sondern den übermütigen<br />

Fischer bitter für seinen Ausflug in <strong>die</strong> para<strong>die</strong>sische Glückseligkeit<br />

zahlen läßt, verleiht dem Motiv einen besonderen Akzent. In<br />

einer frühen Version der Erzählung eröffnet das Göttermädchen<br />

dem liebenden Fischer: „Ich bin eine Frau von der Insel der<br />

Glücklichen, <strong>die</strong> Herrin der goldenen Tore. Mein Wohnort ist der<br />

Goldene Garten der Unsterblichkeit, der Jadepalast <strong>des</strong> ewigen<br />

121 Vgl. Seki 1958 (NMBS) <strong>und</strong> 1978-83 (NMBT), Nr. 143.<br />

122 Vgl. Seki 1958 (NMBS) <strong>und</strong> 1978-83 (NMBT), Nr. 224; vgl. Watari o.J.

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