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Shintô und die Konzeption des japanischen Nationalwesens

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KAPITEL III<br />

abhängiges Königreich anerkannt, wobei sich <strong>die</strong> Japaner <strong>die</strong> Zufahrt<br />

zu einer Anzahl von Häfen sicherten <strong>und</strong> mit Korea diplomatische<br />

Handelsbeziehungen vereinbarten. Aus der Tatsache, daß<br />

Korea seit Jahrh<strong>und</strong>erten ein chinesischer Vasallenstaat war, ergab<br />

sich, daß das koreanische Volk sich in zwei Parteien aufspaltete,<br />

eine prochinesische, <strong>die</strong> sich an der konservativen Politik Chinas<br />

orientierte, <strong>und</strong> eine projapanische, <strong>die</strong> Korea nach japanischem<br />

Vorbild modernisieren wollte. Nachdem es in den Jahren 1882<br />

<strong>und</strong> 1884 beinahe zu Auseinandersetzungen zwischen chinesischen<br />

<strong>und</strong> <strong>japanischen</strong> Truppen gekommen wäre, beschlossen<br />

beide Regierungen, ihre Truppen aus Korea abzuziehen. 1894<br />

fielen, entgegen vertraglicher Vereinbarungen mit Japan, chinesische<br />

Soldaten in Korea ein, um bei der Niederschlagung einer<br />

gegen <strong>die</strong> Regierung gerichteten Bewegung zu helfen. Für Japan<br />

war das ein willkommener Anlaß, auf seine militärische Stärke<br />

vertrauend, China den Krieg zu erklären. Innerhalb von sechs Monaten<br />

war der Krieg zugunsten Japans entschieden. Im Frieden von<br />

Shimonoseki im April 1895 mußte China Japan Taiwan abtreten,<br />

ihm <strong>die</strong> Kontrolle über <strong>die</strong> Liadong-Halbinseln überlassen, <strong>die</strong><br />

Unabhängigkeit Koreas anerkennen <strong>und</strong> hohe Kriegsentschädigungen<br />

zahlen. In der ganzen Welt begann man nun den Einfluß<br />

Japans zu fürchten.<br />

2. <strong>Shintô</strong> als „Staatsreligion“ in der frühen Meiji-Zeit<br />

Die Meiji-Restauration bedeutete, wie bereits angeführt, nicht nur<br />

den Wechsel der Regierungsgewalt vom Shôgun zum Tennô, sondern<br />

brachte vor allem auch im religiös-philosophischen Bereich<br />

bedeutsame Veränderungen mit sich. Der Buddhismus, der durch<br />

das bakufu protegiert worden war, verlor seine Vorrangstellung an<br />

den <strong>Shintô</strong>. 2 Das jisha-bugyô, jenes höchste Amtes <strong>des</strong> bakufu zur<br />

Kontrolle der religiösen Einrichtungen im Lande, das seit Tokugawa<br />

Iemitsu (1623-1650) <strong>die</strong> Beziehungen zwischen der Regierung<br />

<strong>und</strong> religiösen Einrichtungen überwacht hatte, wurde abgeschafft,<br />

dem Buddhismus wurde <strong>die</strong> staatliche Anerkennung abge-<br />

2 Zu <strong>die</strong>sem Problemkreis existiert eine umfangreiche Literatur, <strong>die</strong> hier nicht im Einzelnen<br />

aufgeführt werden kann; verwiesen sei lediglich auf Murakami 1986 <strong>und</strong> 1990; in westlichen<br />

Sprachen Hardacre 1989; Hori, Toda 1956; Lokowandt 1978; Antoni 1991.

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