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Shintô und die Konzeption des japanischen Nationalwesens

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DIE EDO-ZEIT 109<br />

doxen Sinsja“ <strong>die</strong> Anhänger <strong>des</strong> Yuiitsu-<strong>Shintô</strong> <strong>des</strong> Hauses Yoshida<br />

(s.u.). Wir sehen, wie stark deren Ideen, welche <strong>die</strong> nationalpolitischen<br />

Konzepte der kokugaku vorausnehmen, bereits zu einem<br />

derart frühen Zeitpunkt offensichtlich im Volke verbreitet waren,<br />

da ein „jeder Patriot, was Glaubens <strong>und</strong> Secte er auch seyn mag,“<br />

<strong>die</strong> Wallfahrt aus <strong>die</strong>sem Gr<strong>und</strong>e zu unternehmen hatte. Damit<br />

findet indirekt eine Theorie von James H. Foard ihre Bestätigung,<br />

derzufolge das Pilgerwesen der Edo-Zeit (auch das rein buddhistische)<br />

vor allem eine gesamtjapanische <strong>und</strong> gemeinschaftsbildende<br />

Funktion erfüllt habe:<br />

„As Japan became both a cognitive and functional region for more and<br />

more Japanese, pilgrimage contributed its vision of national communitas.“<br />

(Foard 1982: 247)<br />

Hier deuten sich Aspekte <strong>des</strong> Themas an, <strong>die</strong> später zu behandeln<br />

sein werden; insbesondere das Verhältnis der beiden Ise-Schreine<br />

zueinander ist in <strong>die</strong>sem Kontext von herausragender Bedeutung,<br />

wie etwa <strong>die</strong> bereits angeführte Warnung <strong>des</strong> kokugaku-Gelehrten<br />

Motoori Norinaga zeigt, der an der Wende zum 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

ultimativ eine Abkehr von der Verehrung <strong>des</strong> Gekû <strong>und</strong> eine Hinwendung<br />

zum Inneren Schrein, d.h. zu der Ahngottheit <strong>des</strong><br />

Kaiserhauses, fordert. Auch für den damit immer wichtiger werdenden<br />

nationalen Aspekt <strong>des</strong> Ise-Kultes bildet <strong>die</strong> von Kaempfer<br />

geschilderte Epoche offensichtlich eine Übergangsperiode.<br />

Mit Kaempfers Bericht zu den Ise-Wallfahrten sind wir beim<br />

Werk <strong>die</strong>ses für <strong>die</strong> Kenntnis der religiösen Wirklichkeit der frühen<br />

Edo-Zeit so aufschlußreichen Chronisten angelangt. Kaempfers<br />

Beschreibungen <strong>und</strong> Analysen kommt dabei eine weit über<br />

den Rang eines Reiseschriftstellers hinausweisende Bedeutung zu.<br />

Ihm gelingt erstmals eine im weiteren Sinne „japanologische“<br />

Sicht der Dinge, welche <strong>die</strong> geistigen, kulturellen, gesellschaftlichen<br />

<strong>und</strong> politischen Zustände seiner Zeit in einen inneren<br />

Zusammenhang stellt. Aus <strong>die</strong>sem Gr<strong>und</strong>e soll unsere Frage nach<br />

der religiösen Wirklichkeit der frühen Edo-Zeit im folgenden<br />

durch eine nähere Betrachtung <strong>des</strong> Kaempferschen Werkes fortgeführt<br />

werden (vgl. auch Antoni 1998).

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