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Shintô und die Konzeption des japanischen Nationalwesens

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MEIJI-RESTAURATION UND MEIJI-ZEIT 209<br />

Kanetane (1799-1880) von Iwakura Tomomi, einem Fürsprecher<br />

der Restauration im Sinne <strong>des</strong> Gedankens der „Jimmu-<br />

Herrschaft“, zu seiner Einschätzung der Situation befragt worden:<br />

Kanetane empfahl <strong>die</strong> Wiederbelebung <strong>des</strong> jingikan <strong>und</strong> schlug<br />

vor, den Buddhismus nicht direkt anzugreifen, sondern auf einen<br />

selbstzerstörerischen Prozeß hinzuarbeiten. Im selben Jahr wurde<br />

<strong>die</strong> Politik <strong>des</strong> saisei-itchi, mit einer Schwerpunktlegung auf den<br />

<strong>Shintô</strong>, in Yano Harumichis Schrift Kenkin sengo (s.o. Kap. II. 4.<br />

1. 3. 2) detailliert dargelegt. Später kam Hirata-<strong>Shintô</strong>isten unter<br />

der Leitung von Fukuda Bisei (1831-1907) eine wichtige Funktion<br />

bei den Versuchen der Regierung zu, <strong>die</strong> Verbreitung <strong>des</strong> Christentums<br />

zu kontrollieren.<br />

Auch in der Kampagne zur Verbreitung der „Großen Lehre“<br />

spielte <strong>die</strong> Hirata-Schule ein zentrale geistige Rolle: <strong>die</strong> „Drei<br />

Prinzipien der Unterweisung“ (sanjô kyôken) vom 28. April 1872<br />

(s.o., vgl. Muraoka 1988: 206) wandten sich zwar sowohl an den<br />

shintôistischen wie auch buddhistischen Klerus, doch verkörperten,<br />

laut Muraoka, <strong>die</strong> zur Erläuterung von der Regierung festgesetzten<br />

„11 Themen“ <strong>die</strong> Gr<strong>und</strong>sätze von Hirata-<strong>Shintô</strong> (sowie der kokutai-Idee<br />

im Sinne <strong>des</strong> Erziehungserlasses (s.u.), wie hier angemerkt<br />

sei, vgl. Muraoka 1988: 207).<br />

Verschiedene interne <strong>und</strong> externe Faktoren führten laut Muraoka<br />

(1988: 210 ff.) das frühe Ende der <strong>Shintô</strong>-Indoktrination herbei:<br />

Als erstes Argument führt der Verfasser an, daß <strong>die</strong> Politik der<br />

<strong>Shintô</strong>-Indoktrination nicht auf <strong>die</strong> zu jener Zeit durch einen<br />

Denker wie Fukuzawa Yukichi (1834-1901) vertretene Aufklärungsbewegung<br />

abgestimmt gewesen sei. Jener formulierte, etwa in<br />

seiner Schrift Bunmeiron no gairyaku („Ein Abriß der Theorie der<br />

Zivilisation“) im Jahr 1875 <strong>die</strong> Ansicht, der <strong>Shintô</strong> habe keine<br />

entwickelte Lehre vorzuweisen, Japan könne jedoch seine nationale<br />

Unabhängigkeit nur dann erlangen, wenn es von der westlichen<br />

Zivilisation lerne, das Christentum stu<strong>die</strong>re <strong>und</strong> <strong>die</strong> Fesseln der<br />

alten Traditionen ablege (vgl. Muraoka 1988: 210). Doch auch<br />

Fukuda Bisei, ein Vertreter der „progressiven“ Richtung innerhalb<br />

der Hirata-Schule, setzte sich für eine Auseinandersetzung mit<br />

dem Christentum ein (Muraoka 1988: 221 f.) <strong>und</strong> vertrat <strong>die</strong> Auffassung,<br />

daß <strong>die</strong> Bemühungen um „Zivilisation <strong>und</strong> Aufklärung“<br />

<strong>des</strong> neuen Zeitalters durchaus mit dem Geist der großen kokugaku-<br />

Gelehrten der Edo-Periode in Einklang stünden.

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