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Shintô und die Konzeption des japanischen Nationalwesens

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2. 1 Religion kontra Wissenschaft<br />

KAPITEL V<br />

In der September-Ausgabe (1985) der Zeitschrift Sekai veröffentlichte<br />

ein Autor namens Shimagawa Masaji einen Beitrag mit<br />

dem Titel „Yasukuni-Glaube <strong>und</strong> <strong>die</strong> Wissenschaft“. Shimagawa<br />

schildert darin den Fall eines <strong>japanischen</strong> Religionshistorikers von<br />

der Kokugakuin-Universität in Tôkyô, der, aufgr<strong>und</strong> einer kritischen<br />

Untersuchung zu den Gr<strong>und</strong>lagen <strong>des</strong> Yasukuni-Glaubens,<br />

schweren Repressalien von Seiten <strong>des</strong> genannten Dachverban<strong>des</strong>,<br />

jinja-honchô, sowie der eigenen Universität ausgesetzt war.<br />

Shimagawa bemerkt einleitend:<br />

„In den vergangenen Jahren riefen das Problem <strong>des</strong> Yasukuni-Schreines <strong>und</strong><br />

generell das der Trennung von Religion <strong>und</strong> Staat ein großes Interesse<br />

hervor; seit dem letzten Jahr ist nun in bezug auf <strong>die</strong>ses Problem von<br />

Kreisen der <strong>Shintô</strong>-Schreine der Versuch einer universitären Einmischung<br />

unternommen worden; über <strong>die</strong>ses Ereignis, das man wohl den Zwischenfall<br />

der ,Störung von Wissenschaft <strong>und</strong> (freier) Rede’ nennen muß, ist jedoch<br />

kaum etwas bekannt geworden“ (Shimagawa 1985: 19).<br />

Besagter Religionshistoriker hatte eine Abhandlung zum Thema<br />

publiziert, deren Inhalt vom jinja-honchô als „ungewöhnlich“<br />

bezeichnet worden war. Der Verband erhob förmlichen Protest bei<br />

der Universität; von seiten der Universität wurde daraufhin das<br />

Verhalten <strong>des</strong> Wissenschaftlers als fehlerhaft bezeichnet „<strong>und</strong> dem<br />

jinja-honchô gegenüber eine Bitte um Entschuldigung ausgesprochen“<br />

(a.a.O.).<br />

Der Protest entzündete sich am Thema der Arbeit, <strong>die</strong> sich<br />

„vom Standpunkt <strong>des</strong> <strong>Shintô</strong> als Religion dem Wesen <strong>des</strong> Yasukuni-Glaubens<br />

zu nähern“ trachtet. „Der Verfasser“, so führt Shimagawa<br />

weiter aus, „kritisiert den häufigen Gebrauch <strong>des</strong> Ausdrucks<br />

sukei, „Wertschätzung“, anstelle von shinkô, „Glaube“, in<br />

bezug auf Yasukuni“ (a.a.O.). Der Versuch, durch eine entsprechende<br />

Wortwahl den Schrein außerhalb der Religion zu stellen,<br />

offenbare das Antlitz <strong>des</strong> staatsshintôistischen Zeitalters. Im<br />

Staatsshintô der Vorkriegszeit, demzufolge <strong>die</strong> Schreine lediglich<br />

einen areligiösen Staatskult zu vollziehen hatten, mit beamteten<br />

Priestern als Zeremonienmeistern, herrschte der Standpunkt, „daß<br />

das Staatsvolk <strong>die</strong> Pflicht habe, dem nicht zur Religion gehörigen<br />

Yasukuni-Schrein ‘Hochachtung’, sukei, zu zollen.“ In der Wortwahl<br />

zeigt sich somit auf das subtilste der weltanschauliche Hintergr<strong>und</strong><br />

<strong>des</strong> Gesagten. Shimagawa sieht den Protest <strong>des</strong> jinja-honchô

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