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Shintô und die Konzeption des japanischen Nationalwesens

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DIE EDO-ZEIT 171<br />

ren zu zollen, sondern nun dem einzig legitimen Herrscher Japans,<br />

dem göttlichen Tennô. 180<br />

Aus der gegenseitigen Identifizierung von „Kin<strong>des</strong>liebe“ <strong>und</strong><br />

„Loyalität“ ergab sich später, nach der Meiji-Restauration,<br />

zwangsläufig <strong>die</strong> <strong>Konzeption</strong> vom Staat als einer Familie, da doch<br />

<strong>die</strong> Loyalität dem einzig wahren Herrscher gegenüber nichts anderes<br />

sein konnte als <strong>die</strong> Liebe <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> zu seinem Vater. Im Verein<br />

mit der Götterland-Ideologie der Nationalen Schule mündete<br />

<strong>die</strong>s in eine familistische <strong>Konzeption</strong> <strong>des</strong> kokutai, d.h. in <strong>die</strong> Definition<br />

der <strong>japanischen</strong> Nation als einer realen Familie von gemeinsamer<br />

göttlicher Herkunft, mit dem Kaiser als natürlichem Oberhaupt.<br />

181 Die Gedanken der Mito-Schule blieben somit nicht bloßes<br />

theoretisches Denkspiel. Sie avancierten vielmehr, nach der Meiji-<br />

Restauration <strong>und</strong> dem endgültigen Sieg der konservativen Kräfte<br />

in den späten achtziger Jahren <strong>des</strong> 19. Jahrh<strong>und</strong>erts, zur wahren<br />

geistigen Gr<strong>und</strong>lage <strong>des</strong> neuen <strong>japanischen</strong> Kaiserreiches.<br />

4. 2. 4 Die weitere Entwicklung<br />

Auch für einen späteren Mito-Gelehrten <strong>und</strong> Aktivisten, Maki<br />

Izumi (1813-64), „an enthusiastic follower of the Mito discourse“<br />

(Harootunian 1995: 77), standen <strong>die</strong> shintôistischen, i. S. v. mytho-historischen,<br />

Aspekte der Lehre im Vordergr<strong>und</strong>. Er wurde in<br />

den frühen 1860er Jahren politisch aktiv <strong>und</strong> geriet wegen politischer<br />

Aktionen im Kurume-han in Gefangenschaft. Ein Brief an<br />

den Kaiser aus dem Jahr 1861 <strong>die</strong>nte der Darstellung der Ziele der<br />

Restauration. Die Kaiser <strong>des</strong> Altertums galten ihm als Vorbild.<br />

Niemand Geringeres als Jimmu-tennô selbst habe <strong>die</strong> Lehren <strong>des</strong><br />

<strong>Shintô</strong> begründet (Harootunian 1995: 82);<br />

„for Maki the whole purpose of the imperial campaign was to <strong>des</strong>troy the<br />

bakufu, he recommended a return to an antiquity before the shôgun and<br />

military estates had appeared as a model for the present“ (Harootunian<br />

1995: 83).<br />

180 Wie gr<strong>und</strong>legend <strong>die</strong>se <strong>Konzeption</strong> für <strong>die</strong> kokutai-Ideologie der Shôwa-Zeit wurde,<br />

zeigt der Verfassungskommentar von Fujii (Tôkyô 2600 (1940): 54; vgl. Antoni 1991: 42,<br />

Anm. 40.<br />

181 Bereits im Nihongi (Yûryaku 23/8/7) erscheint ein Vergleich <strong>des</strong> Verhältnisses von<br />

Fürst/Vasall <strong>und</strong> Vater/Kind; <strong>die</strong> faktische Gleichsetzung beider Beziehungen erfolgte jedoch<br />

erst im 19. Jh. im Rahmen der kokutai-Ideologie; vgl. Lokowandt 1978: 60 ff.; Tsurumi 1970:<br />

103-109; Fridell 1970: 828-833; Bellah 1985: 104; vanStraelen 1952: 83.

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