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Shintô und die Konzeption des japanischen Nationalwesens

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TAISHÔ- UND FRÜHE SHÔWA-ZEIT 309<br />

Haltung „auf Drängen staatlicher Stellen aus dem Dienst entlassen“<br />

(Hamer 1984: 95) wurde, scheint Gerhard Rosenkranz, im<br />

Sinne der „Deutschen Christen“ (DC), 37 vor allem um eine Annäherung<br />

von japanischer Tennô- <strong>und</strong> deutscher Nazi-Ideologie<br />

bemüht gewesen zu sein. Nichts könnte den geistigen Umschwung<br />

jener Jahre deutlicher dokumentieren als ein Vergleich der Berichte<br />

der beiden protestantischen Missionare Schiller <strong>und</strong> Rosenkranz<br />

aus Japan. Bemerkenswert, daß jener Gerhard Rosenkranz<br />

auch nach dem Krieg, in den fünfziger Jahren, offensichtlich <strong>die</strong><br />

Gr<strong>und</strong>linien der Mission weiterhin mit prägte (vgl. Rust 1984:<br />

113).<br />

3. 2. 1 Die Berichte der OAM zur Entwicklung <strong>des</strong> <strong>Shintô</strong><br />

So spiegeln <strong>die</strong> im Ostasien-Jahrbuch der OAM publizierten Berichte<br />

ihren jeweiligen Zeithintergr<strong>und</strong> direkt wider. Emil Schiller<br />

ist uns ein verläßlicher Zeitzeuge, der das Augenmerk auch auf<br />

problematische Aspekte der <strong>japanischen</strong> Wirklichkeit richtet – so<br />

prangert er immer wieder <strong>die</strong> schlechte Behandlung der Koreaner<br />

im Lande an, insbesondere nach dem großen Kantô-Beben im<br />

Jahre 1923, oder schildert auch <strong>die</strong> Auswirkungen der amerikanischen<br />

Einwanderungsgesetze von 1924 in Japan – während <strong>die</strong><br />

Schriften Gerhard Rosenkranz’ in schon protypischer Weise alle<br />

Klischees, Bilder <strong>und</strong> Dogmen der offiziellen Ideologie jener Tage<br />

reflektieren. Besonders seine Berichte zum <strong>Shintô</strong>, wie auch eine<br />

daraus entstandene Monographie aus dem Jahre 1944, sind von<br />

<strong>die</strong>sem Geist geprägt; in einem wesentlichen Punkt allerdings folgt<br />

sogar Rosenkranz nicht dem amtlichen <strong>japanischen</strong> Dogma: auch<br />

für ihn, wie vor ihm Schiller, ist der Staats- bzw. Kokutai-<strong>Shintô</strong><br />

eindeutig Religion:<br />

„Dennoch ist der Schrein-<strong>Shintô</strong> Religion..., weil er Kokutai-<strong>Shintô</strong> ist“<br />

(Rosenkranz 1944: 100).<br />

Die Berichte der OAM-Missionare, zu denen bekanntlich für eine<br />

kurze Zeit auch Wilhelm G<strong>und</strong>ert gehörte, stellen für uns somit<br />

aufschlußreiche Quellen zum Verständnis der Wirklichkeit jener<br />

Zeit dar, Emil Schiller als k<strong>und</strong>iger Zeitzeuge, Gerhard Rosenkranz<br />

dagegen eher als involvierter Ideologe.<br />

37 Anmerkung 84 in Hamer 1984: 104: „DC (Deutsche Christen) hieß <strong>die</strong> Gruppe von Mitgliedern<br />

der DEK, <strong>die</strong> eine Umwandlung <strong>des</strong> kirchlichen Lebens im Sinne der NSDAP zum<br />

Ziel hatte”.

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