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Shintô und die Konzeption des japanischen Nationalwesens

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MEIJI-RESTAURATION UND MEIJI-ZEIT 227<br />

<strong>die</strong>se Werte als Gemeingut <strong>des</strong> <strong>japanischen</strong> Volkes, in höchster<br />

Vollendung manifestiert in der Person, wie auch Institution, <strong>des</strong><br />

Tennô.<br />

3. 2. 1. 4 Inoues Einstellung gegenüber dem <strong>Shintô</strong>-Dogma<br />

Aus den Memoiren Inoues geht hervor, daß er vor seiner Abreise<br />

nach Deutschland losen Kontakt zu Kreisen der kokugaku gepflegt<br />

hat. Doch spürt der Leser förmlich, daß ihm <strong>die</strong> kokugakusha-<br />

Kreise im Gr<strong>und</strong>e genommen fernstanden. Er ist – damals noch! –<br />

Konfuzianer, Philosoph <strong>und</strong> – übrigens auch als Lyriker – zu <strong>die</strong>sem<br />

Zeitpunkt noch ganz westlich orientiert.<br />

Auch <strong>die</strong> in seinen früheren Werken erkennbare Haltung gegenüber<br />

dem <strong>Shintô</strong> verrät zu jener Zeit noch eine gewisse Ambivalenz,<br />

ja Distanz <strong>des</strong> Autors. Wie sehr sich Inoues Denken jedoch<br />

in seinen späten Lebensjahren in Richtung auf einen radikalen<br />

<strong>Shintô</strong>-Nationalismus hin veränderte, zeigt <strong>die</strong> gerade abgeschlossene,<br />

außerordentlich erhellende Stu<strong>die</strong> von Johann Nawrocki<br />

(1997), auf <strong>die</strong> wir bei gegebenem Anlaß (s.u.) wieder zurückkommen<br />

werden.<br />

In einer Schrift zur Geschichte <strong>des</strong> <strong>japanischen</strong> Konfuzianismus<br />

(Inoue 1908) behandelt der Autor auch kurz <strong>die</strong>jenigen Konfuzianer<br />

der Edo-Zeit, <strong>die</strong> am zielstrebigsten eine Annäherung von<br />

Konfuzianismus <strong>und</strong> <strong>Shintô</strong> betrieben hatten, Hayashi Razan <strong>und</strong><br />

Yamazaki Ansai. Bezeichnenderweise findet sich in der Schilderung<br />

<strong>die</strong>ser beiden Denker ein Element der Kritik, das sich sonst in<br />

bezug auf keinen anderen der von Inoue behandelten Denker<br />

nachweisen läßt. Hayashi Razan gilt ihm zwar als genialer Kopf<br />

<strong>und</strong> fähigster Schüler <strong>des</strong> Fujiwara Seika, doch wirft er ihm auch<br />

mangelnde Toleranz gegenüber Andersdenkenden, seien es Anhänger<br />

der Schule <strong>des</strong> Wang Yang-ming, oder auch Buddhisten<br />

<strong>und</strong> Christen, vor; allein dem <strong>Shintô</strong> gegenüber zeige er sich aufgeschlossen.<br />

In seinen Arbeiten zur Ethik habe Razan lediglich<br />

Chu Hsi kopiert <strong>und</strong> keinen eigenen Gedanken beigetragen; der<br />

Welt habe er zwar keine originellen Ideen hinterlassen, doch sei er<br />

wenigstens der Gründer der für <strong>die</strong> Edo-Zeit maßgeblichen Schule<br />

geworden, welche durchaus einen Einfluß auf das japanische Nationalwesen<br />

genommen habe (Inoue 1908: 41).<br />

Auch über Yamazaki Ansai, den Begründer <strong>des</strong> konfuzianistisch<br />

geprägten Suika-<strong>Shintô</strong>, fällt Inoues Urteil nicht schmeichel-

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